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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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kamen näher. Miralissa schrie uns etwas zu, aber ich verstand nicht, was. Ich hatte nur Augen und Ohren für den nahenden Tod. Nach der Begegnung mit ihm würde nicht Sagra auf mich warten, nicht das Licht oder das Dunkel, sondern ein umfassendes, alles verschluckendes Nichts, aus dem es kein Zurück mehr gab. Das wusste ich einfach.
    Kater wedelte langsam mit der Hand, seine Finger schickten einen einzelnen blauen Funken aus. Der verzweifelte Versuch, etwas aus dem Arsenal zu bemühen, das er sich als Zauberlehrling eigens für einen Tag wie diesen zusammengestellt hatte. Der Funke schlug dem auf Kater zufliegenden Wesen ins Gesicht, riss ihm Haut und Fleisch auf, legte den Schädel frei. Doch die Kreatur scherte sich nicht um den Schmerz, falls sie diesen überhaupt spürte, sondern verbiss sich mit einem Triumphschrei in Kater. Purpurroter Nebel wallte durch Katers Körper, und das Wesen schoss wieder zu der Wolke hinauf, während Kater mit blutleerem Gesicht langsam zur Seite kippte.
    »Ga-aa-aar-rett!« Der Schrei des Narren drang wie durch Brei zu mir. Ich richtete den Blick auf die zweite Kreatur.
    Das war es nun also!, ging es mir durch den Kopf.
    Ich hatte Kater zu lange beobachtet. Die Kreatur kam schnell heran, viel zu schnell, ich würde es nicht schaffen, mich in Sicherheit zu bringen.
    Ich helfe dir , flüsterte die bekannte Stimme in meinem Kopf.
    Schmerz packte mich. Mein Inneres verbrannte, ein höllischer Schmerz peinigte mich, ein unwirklicher Schmerz, in mir entstand etwas, kochte, brodelte. Dann brach es aus mir heraus und fraß sich lautlos in die Kreatur, wobei es mich gleichzeitig aus der Flugbahn des Wesens schleuderte.
    Das Wesen wurde von dem Zauber weggefegt – wie der Nebel von einem Hurrikan.
    Ich fiel zu Boden.
    Ein Flirren! Die Zeit lief wieder schneller.
    Der Schlag beim Aufprall presste mir fast die gesamte Luft aus den Lungen. Krächzend rang ich nach Luft. Jemand versuchte, mich auf die Beine zu stellen, aber ich sackte weg, als hätte ich mich an jungem Wein betrunken. Met fluchte, und zusammen mit Schandmaul versuchte er, mich von der Schlucht wegzuziehen.
    »Walder! Du Hundesohn!«, zischte ich. »Du hast versprochen, mich in Ruhe zu lassen!«
    Natürlich antwortete mir niemand. Der Magier hatte sich verkrochen, ich spürte ihn nicht mehr.
    »Mit wem redet er da?«, fragte Schandmaul besorgt. »Bist du sicher, dass ihm dieses Vieh nichts angetan hat?«
    »Ja!«
    Unterdessen kreisten die neun noch verbliebenen Kreaturen über uns, eindeutig in der Absicht, uns erneut anzugreifen. Sie tanzten ihren Reigen immer schneller, sodass die Monster zu einem flimmernden Kreis verschmolzen. Der platzte, wie eine Seifenblase platzt, und die Geschöpfe fielen über uns her.
    »He!« Schandmaul ließ mich los und zog sein Schwert.
    Ich verlor den Halt und ging zu Boden. Sagoth, warum bin ich so schwach?
    Die Luft über der Schlucht flirrte, dann tauchten Schatten auf. Obwohl sie kaum zu erkennen waren, wusste ich sicher, dass es Menschen waren. Jeder Schatten hielt einen riesigen Bogen in der Hand. Die Schatten wurden immer dunkler.
    »Siehst du die auch?«, flüsterte Met.
    Ich nickte nur.
    Unterdessen kamen die purpurroten Wesen näher und näher. Es waren nicht mehr als zwei Sekunden vergangen, aber uns kamen sie wie eine Stunde vor.
    Über die regengepeitschte Schlucht erschallte eine Stimme: »Auf den Feind! Zielt! Korrektur einen halben Finger nach rechts! Schuss, ihr Schnallen!«
    Die grauen Schatten der Pfeile schossen in den Himmel hinauf und trafen den Tod, während er auf uns niederstürzte. Schmerzensschreie – und die purpurroten Wesen lösten sich in Luft auf. Die purpurrote Wolke stöhnte.
    »Schuss!«
    Einst, vor langer, langer Zeit, vermutlich in einem anderen Leben, möglicherweise auch in einem Traum, hatte ich diese Stimme bereits gehört.
    Das Flirren der Sehne war nicht zu hören, auch nicht das Schwirren der Pfeile. Nur der Regen prasselte auf die Erde, die Wolke stöhnte unablässig. Der Fächer aus Pfeilen bohrte sich der Wolke in den Bauch und hinterließ riesige Löcher.
    Der Schrei, den sie dann ausstieß, war unbeschreiblich. Ich hielt mir die Ohren zu und betete zu Sagoth, dass ich nicht für immer das Gehör verlöre. Ich glaube, dieser Schrei der purpurroten Wolke war sogar in Djaschla zu hören.
    Die Gespenster schossen zum dritten Mal, die Wolke explodierte mit greller Flammen und beleuchtete kurz die gesamte Umgebung.
    In den letzten zwei Minuten war ich

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