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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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bereits ermattet und ertaubt. Jetzt würde ich auch noch erblinden. Es blieb nichts anderes übrig, als mich einzurollen und zu versuchen, aus diesem schrecklichen Albtraum wieder aufzutauchen …
    Als ich zu mir kam, war bereits alles vorbei. Am Himmel gab es keine purpurrote Wolke mehr, die Gespenster waren so vollständig verschwunden, dass mir war, als hätte ich sie nur geträumt. Der Regen hatte aufgehört. Die Wolken waren weitergezogen und hatten einem strahlend blauen Himmel Platz gemacht.
    Die Sonne brannte mir in den Augen, doch das war nicht die bisherige stickige Hitze. Das war ein ganz gewöhnliches Sommerwetter, genau wie es in der Mitte des Juli sein musste.
    Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass ich auf einer Decke lag und eine besorgte Hand mich zusätzlich zugedeckt hatte.
    Ich bewegte erst eine Hand, dann die andere, anschließend wackelte ich mit den Füßen. Offenbar lebte ich also doch noch.
    »Herzlich willkommen zurück in der Gegenwart«, hörte ich eine Stimme, bevor sich das bärtige und lächelnde Gesicht Ohms in mein Blickfeld schob. »Da bist du ja wieder. Wir dachten schon, wir müssten dir das Abschiedslied singen.«
    Ich versuchte, mich aufzusetzen. Es gelang mir ohne Mühe, also musste ich die von Walder veranstaltete Zauberei unbeschadet überstanden haben. In Gedanken rief ich den Erzmagier herbei, der das Verbotene Viertel gegen die Herberge in meinem Kopf eingetauscht hatte. Wie immer erhielt ich keine Antwort. Entweder war der Erzmagier verschwunden oder er wollte nicht mit mir sprechen.
    »Wie lange war ich denn ohnmächtig?« Als uns die purpurroten Geschöpfe angegriffen hatten, war es Abend gewesen, und jetzt war, wenn die Götter während meiner Bewusstlosigkeit nicht die Regeln geändert hatten, früher Morgen.
    »Nicht lange«, flüsterte Alistan.
    »Wie lange ist nicht lange?«, hakte ich nach.
    »Etwas mehr als einen Tag.«
    Nicht schlecht.
    »Wie fühlst du dich?« Miralissa trat in Begleitung von Kli-Kli an uns heran und legte mir die Hand auf die Stirn.
    »Ich denke, ich bin in Ordnung. Was ist los?«
    »Das würde ich gern von dir hören«, sagte Alistan. »Was ist in dieser Schlucht geschehen, Dieb?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich runzelte die Stirn. »Ich erinnere mich nicht.«
    »Streng dich an, Garrett!« Markhouse’ Stimme nahm einen schmeichlerischen Ton an, er vergaß sogar, mich Dieb zu nennen. »Es ist wichtig.«
    Wenn ich gestand, dass in meinem Kopf ein vor Jahrhunderten gestorbener Erzmagier hauste, brächte mich das in den Ruch eines Verrückten oder weckte die Neugier des gesamten Ordens. Einfach schweigen konnte ich aber auch nicht.
    Alle sahen mich erwartungsvoll an.
    »Zunächst kamen diese Kreaturen angeflogen, dann hat Kater etwas getan, aber das hat nicht geholfen. Danach habe ich gesehen, wie sich mir eines der Monster näherte, und dann ist es passiert.«
    »Aber was?« Miralissa zog verwundert eine Braue hoch. »Weißt du wirklich nicht, was genau geschah?«
    »Wirklich nicht«, sagte ich frei von jedem schlechten Gewissen.
    Denn ich wusste tatsächlich nicht, was Walder angestellt hatte, um dieses Geschöpf zu töten und mich zu retten.
    »Jemand hat im Bruchteil einer Sekunde einen Angriffszauber von einer solchen Stärke gewirkt, dass mir Hören und Sehen verging!«, sagte Miralissa. »Nur ein sehr starker Erzmagier ist zu dergleichen fähig.«
    »Damit wäre ja wohl klar, dass ich es nicht gewesen bin.«
    »Das ja«, bemerkte Alistan mit kalter Stimme. »Aber wir würden gern wissen, wer es dann war.«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Und die Gespenster? Wer, oder besser gesagt: was war das?«, mischte sich Schandmaul ein.
    »Das habe dir doch schon erklärt.« Kli-Kli rang die Hände. »Das sind die Gespenster von denjenigen gewesen, deren Knochen auf dieser Seite der Schlucht liegen. Die Hundeschwalben sind in unsere Welt zurückgekehrt, als sie gespürt haben, dass ein Schamanenzauber losbricht.«
    »Vielleicht hast du recht, Kli-Kli!« Miralissa blickte mich immer noch nachdenklich an.
    Ich glaube, sie wusste nur zu genau, dass ich nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. Trotzdem drang die Elfin nicht weiter in mich.
    »Das, was die Schamanen des Unaussprechlichen heraufbeschworen haben, hätte die Seelen der Gefallenen durchaus aufrühren können. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass es allein das Werk von Schamanen ist, dafür ist es zu kompliziert.«
    »Und was ist mit der Wolke?«, fragte ich.
    »Die ist verschwunden.«
    »Und

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