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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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Schlacht gegeben!«
    Kli-Kli kam zurück, mit einer Miene, finsterer als die Wolken, die uns am Morgen auf den Fersen gewesen waren.
    »Und was für eine Schlacht, Freund Lämpler! Hier haben Hargan und die Hundeschwalben gekämpft.«
    »Das kann nicht sein«, widersprach Marmotte. »In fünfhundert Jahren verschwindet jeder Knochen tief in der Erde, genauer gesagt, sie zerfallen vollständig, liegen aber nicht länger sichtbar zutage, als seien seit der Schlacht nicht mehr als zwei Jahre vergangen.«
    »Mir gefällt es hier nicht«, bemerkte Schandmaul.
    »Die Knochen sind so zerbrechlich wie tiefländisches Porzellan«, murmelte Kli-Kli. »Aber du hast unrecht, Marmotte, das sind die Knochen jener Schlacht. Vor uns liegt die Schlucht, von der ich euch erzählt habe.«
    Inzwischen hatten auch wir sie entdeckt. Sie sah fast so aus wie in meinem Traum, nur noch tiefer, noch finsterer und schrecklicher. Mit brusthohem Gras bewachsen, stellte sie wirklich ein formidables Hindernis für alle dar, die die andere Seite erstürmen wollten.
    Von der anderen Seite trennten uns fünfzehn Yard. Feiner Rauch bedeckte fast den ganzen Boden der Schlucht. Die Hänge waren allerdings nicht mehr so steil wie einst. In den fünf Jahrhunderten hatten Wasser und Schnee sie runder geformt.
    Mir fiel nicht einmal auf, dass niemand ein Wort sagte. Alle spähten durch den zunehmenden Regen hinüber auf die andere Seite, dorthin, wo dreihundert Mann dem Angriff der Orks standgehalten hatten.
    Irgendwann durchbrach Lämpler die Stille: »Und wie kommen wir rüber?«
    »Ganz einfach. Erst klettern wir runter, dann wieder rauf.«
    Ironie bei Markhouse, das war etwas ganz Neues.
    »Ich fürchte, da werden die Pferde nicht mitspielen, Mylord Alistan«, bemerkte Ohm.
    »Nur keine Sorge, Kommandant!«, beruhigte ihn Deler. »Notfalls geben wir ihnen einen kleinen Schubs!«
    »Wir sollten uns an den Abstieg machen, bevor es dunkelt! Oder bis morgen warten!« Miralissa streifte die Kapuze vom Kopf und setzte ihr Haar dem Regen aus.
    »Nein, besser, wir bringen es gleich hinter uns.« Alistan lenkte sein Pferd als Erster zur Schlucht. »Vorwärts!«
    Ich folgte dem Beispiel von Arnch und Lämpler und stieg vom Pferd. Das hätte mir noch gefehlt: während des Abstiegs zu stürzen.
    Da ich mich immer wieder im Gras verfing, kam ich nur langsam vorwärts. Einmal wäre ich sogar fast unter die Hufe meines Pferdes geraten. Auch die Tiere fanden keinen sicheren Halt. Wir alle bewegten uns ausgesprochen vorsichtig nach unten. Das Plätschern des Baches wurde lauter, aber noch verbarg ihn das Gras.
    Regen und Schnee hatten die Gebeine der Menschen und Orks nach unten gespült, zum Boden, und jetzt rauschte der Bach laut, als er den gigantischen Damm aus schwarzen Knochen unterschiedlicher Gestalt und Größe überwand und über Rippen, Schenkelbeine und Oberarmknochen, Wirbel und halb gespaltene Schädel schoss.
    »Bei meiner fetten Tante!«, stieß Met aus, als er die riesigen Knochenberge gewahrte.
    »Kein Wunder, dass niemand mehr diesen Weg benutzt. Wer möchte sich denn schon über einen solchen Friedhof schlagen?«, sagte Marmotte leise.
    »Wo es alte Knochen gibt, da gibt es auch Gholen.« Lämpler fasste nach dem Griff seines Birgrisen.
    »Die Knochen sind zu alt und noch dazu morsch. Hörst du nicht, wie sie unter den Hufen brechen? Hier gibt es schon lange keine Gholen mehr.«
    »Nicht gerade schön«, brummte Kater.
    »Was?« Lämpler zerrte sein Pferd, das sich strikt weigerte, den Bach zu durchqueren, am Zügel.
    »Ich meine, es ist nicht gerade schön, hier so rumzuliegen. Ohne Beerdigung. Wenn deine Knochen dem Wind ausgesetzt sind.«
    »Wenn du anfängst, über den Tod nachzudenken, pass auf, dass Sagra das nicht merkt«, versuchte Lämpler zu scherzen.
    Doch der Scherz missglückte. Wortlos stapfte Kater mit seinem Pferd durch das hohe Gras.
    Ich durchquerte den Bach mit großen Schritten, zertrat ein paar Knochen und zog Bienchen hinter mir her.
    »Hier gibt’s nichts als Tote! Wenn man über die Knochen der Soldaten geht … Kater hat recht, an diesem Ort weht dich der Tod an. So darf man nicht mit seinen Toten umgehen.« Arnch warf einen Grashalm weg, auf dem er seit einer geschlagenen Stunde herumgekaut hatte.
    »Wer sagt dir denn, dass das die Knochen von Menschen sind?« Ell und die beiden anderen Elfen blieben angesichts der Gebeine gelassen. »Sieh doch mal!«
    Der Elf sprang vom Pferd, fuhr mit der Hand durchs Wasser und warf Arnch

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