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Schattenwanderer

Schattenwanderer

Titel: Schattenwanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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übrigens Magister des Ordens wurde, brachte das Horn aus dem Verbotenen Viertel heraus, während sich der Sturm zusammenbraute. Fünf andere Erzmagier blieben ewig im Turm. Was mit ihnen geschah, weiß ich nicht. Und auch nicht, was den Bewohnern dieses Gebietes widerfuhr. Der sterbende Erzmagier sagte seinem Schüler noch, ihnen sei ein Fehler unterlaufen. Aber was meinte er damit? An einem einzigen Tag, genauer in einer Nacht, hatte der Orden Vagliostriens sechs Erzmagier verloren, darunter auch den damaligen Magister Panarick. Nachdem sich alles beruhigt hatte und die Mauer geschaffen worden war, wollte man das Horn an einen anderen Ort bringen. Möglichst weit weg vom Verbotenen Viertel. Hrad Spine schien bestens geeignet. Zu dieser Zeit lagen die Beinernen Paläste bereits verödet, niemand suchte sie mehr auf. Wir luden das Horn behutsam mit Kraft auf, damit es den Unaussprechlichen bannte. Nachdem das Artefakt in Groks Grab gegeben worden war, hinterließ einer der Magier im alten Turm des Ordens eine Notiz über den genauen Ort. Zumindest hoffe ich das. Denn er ist nie wieder aus dem Verbotenen Viertel zurückgekehrt. Wie du siehst, weiß ich nicht mehr als eines der Klatschweiber auf dem Marktplatz. Einen Rat kann ich dir aber noch geben: Gehe nachts dorthin. Gewiss, das scheint ungleich gefährlicher, denn die Untoten fürchten das Sonnenlicht in panischer Weise und sind nur des Nachts in ihrem Element, dennoch … Wisse eines, Dieb. Wenn überhaupt jemand aus dem Verbotenen Viertel zurückgekehrt ist, dann jemand, der nachts ging. In der Regel waren es Diebe und Schatzsucher. In der Straße der Schlafenden Katze befand sich früher die Bank der Zwerge. Dort liegt noch immer viel Gold. Ich nehme an, diese Legende ist dir bekannt. Einige der Abenteuerlustigen sind zurückgekehrt und nicht im Verbotenen Viertel gestorben. Doch sie verloren niemals ein Wort über das, was sie dort gesehen hatten. Von denen indes, die tagsüber über die Mauer gegangen sind, ist kein Einziger zurückgekehrt. Ich kann dir dieses Phänomen beim besten Willen nicht erklären. Es ist ein Rätsel.«
    Der Alte hustete in seine Faust, doch als Roderick erneut mit einem Glas hereinkam, verzog der Erzmagier lediglich das Gesicht und rührte die Medizin nicht an.
    »Ich bin müde, Garrett. Meine Knochen tragen schwer an den gelebten Jahren. Sei so gut, lass mich allein.«
    »Noch eine letzte Frage, dann gehe ich«, sagte ich, während ich schon aufstand und den Umhang zurechtzog.
    »Du bist schlimmer als eine Klette, Dieb«, murmelte der Erzmagier. »Was denn noch?«
    »Wo im Turm muss ich die Aufzeichnungen über Hrad Spine suchen?«
    »Im ersten Stock. Dort gibt es einen kleinen Raum des Archivars, du kannst ihn nicht verfehlen. Der Turm hat nur noch zwei Stockwerke. Die übrigen wurden durch einen Fluch zerstört.«
    »Fallen oder Schlösser?«
    »Wer hätte denn dafür sorgen sollen, so, wie sich die Ereignisse überschlugen?«, schnaubte der Magister. »Darum brauchst du dir wahrlich keine Sorgen zu machen. Ist das jetzt alles?«
    Schweigend verneigte ich mich und ging zur Tür. Roderick folgte mir. Als ich das Zimmer schon verlassen hatte und der Zauberschüler die Tür gerade schließen wollte, rief mich der Erzmagier noch einmal mit müder Stimme: »Garrett!«
    »Ja?«
    »Wann willst du ins Geschlossene Viertel gehen?«
    »In drei Tagen, wenn ich alles vorbereitet habe.«
    »Sehr schön. Vergiss nicht, dass dich der König in sechs Tagen erwartet. Und jetzt geh!«
    Ohne etwas zu erwidern verließ ich die Gemächer des Erzmagiers.
    Ich musste mich um einen neuen Unterschlupf kümmern, wusste aber schon, wer ihn mir für unbegrenzte Zeit und ohne etwas dafür zu verlangen, zur Verfügung stellen würde.
    Die Kutsche des Erzmagiers brachte mich zum Tempelplatz.
    »Wir sind da, Mylord.« Der Kutscher, in eine Samtlivree gehüllt, öffnete höflich den Schlag und verbeugte sich.
    Dass es meine bescheidene Diebesperson war, die da »Mylord« genannt wurde, begriff ich erst nach ein paar Sekunden.
    Ich konnte den Kutscher natürlich verstehen. Ein Mann, der den kränkelnden Erzmagier besucht, wird ja wohl kaum ein Dieb sein. Eher ein reicher Graf inkognito.
    Ich stieg aus der Kutsche, nickte dem Kutscher zu und wandte mich zum Haupttor des Tempels der Götter, unmittelbar am Tempelplatz. Dort trafen die Äußere und die Innere Stadt sowie die Viertel der Handwerker und der Magier aufeinander. Aufgrund historischer und geographischer

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