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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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unsicher.
    „Nein, nur Jacob“, korrigierte er und zwang sich, einen freundlicheren Ton anzuschlagen, denn ihm gefiel der Gedanke überhaupt nicht, dass sie sich so fürchten könnte vor ihm wie alle anderen. Sie war ein Mensch. Sie hatte keinen Grund, ihn zu fürchten.
    „Also … Jacob“, versuchte sie es noch einmal, und ihre lavendelfarbenen Augen musterten ihn zaghaft. Doch einen Moment später wurde sie bereits wieder kühn. „Ich bin Isabella Russ, und ich bin Ihnen ausgesprochen dankbar für das … was Sie getan haben. Ich kann kaum glauben, dass ich Sie nicht erschlagen habe.“
    „Ich bin sehr viel stärker, als ich aussehe“, bemerkte er.
    Das konnte sich Isabella nicht vorstellen, und sie betrachtete ihn. Jeder Zentimeter an ihm wirkte genauso kraftvoll, wie er sein musste, um sie einfach so aufzufangen. Er wirkte nicht brutal, aber er hatte eine wunderbar breite Brust, breite Schultern, und seine Kleidung verbarg nichts von seinem durchtrainierten Körper. Soweit sie es erkennen konnte, war er schlank, athletisch, straff und kompakt an den richtigen Stellen. Und so hatte er sich unter dem grauen Mantel auch angefühlt. Aber mit seinem guten Aussehen, dem tollen Körper und dem piratenmäßigen Pferdeschwanz strahlte Jacob eine Dominanz aus, wie sie es noch nie erlebt hatte. Ja, er war tatsächlich stärker, als er aussah. Und das nicht nur im körperlichen Sinne.
    Es reichte jedenfalls, um selbst eine kleine Bibliothekarin erbeben zu lassen. Der perfekte Mann und dann noch mit einem europäischen Akzent, der so üppig und elegant war wie alles an ihm – ungarisch oder kroatisch vielleicht. Er war ruhig und beherrscht. Er strotzte vor Selbstvertrauen und strahlte dabei eine gewisse Gefährlichkeit aus, die ihr Schauer über den Rücken jagte. Eine absolut verführerische Verpackung, das war sicher. Eine, die wahrscheinlich verheiratet war und sechs Kinder hatte.
    Isabella seufzte, als sie wieder in der Wirklichkeit ankam. Erleichtert pustete sie sich den Pony aus der Stirn. „Jedenfalls vielen Dank für … na ja, Sie wissen schon.“ Sie machte eine lahme Geste hinauf zum Fenster, aus dem sie gerade gestürzt war, und zog verwirrt die Brauen zusammen. Wie hatte er es bloß geschafft, sie aufzufangen, ohne sich das Rückgrat zu brechen? Das war doch einfach unmöglich.
    Plötzlich spürte Isabella, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten.
    Jacob sah, wie der Kopf der Frau plötzlich herumfuhr. Ihre hübschen Augen verengten sich argwöhnisch. Das reichte, um Jacobs eigene Instinkte zu wecken, und er tastete hinaus in die Nacht, um herauszufinden, was sie wohl beunruhigt haben könnte. Und zu seinem Entsetzen hatte sie offensichtlich genau das entdeckt, was er die ganze Zeit suchte.
    Das Böse. Das Entsetzen. Sauls blankes Entsetzen. Jacob konnte die Angst riechen. Er konnte den bitteren Gestank von schwarzer Magie schmecken. Er war ganz in der Nähe, genau wie Jacob es erwartet hatte, als die Spur in dieser Gegend geendet hatte. Was auch immer den um sich tretenden und schreienden Saul durch den Pesthauch der dunklen Mächte gezerrt hatte, vergiftete und folterte den gefangenen Dämon gerade aufs Neue.
    Doch Jacobs Jagdinstinkte fanden keine Spur, keine Richtung.
    Verblüfft wandte Jacob sich wieder der kleinen Menschenfau zu, die immer noch mit schräg gelegtem Kopf das Unbekannte spürte. War es möglich? Hatte diese Frau jene Instinkte, die er ihrer Gattung noch vor ein paar Stunden abgesprochen hatte? Konnte sie spüren, was nicht einmal er zu wittern imstande war? So etwas hatte er noch nie gehört.
    Doch Jacob spürte ihre Verwirrung, er roch die Veränderung in ihrer Körperchemie, als ihr Adrenalinspiegel in die Höhe schoss. Es war die typische Situation, in der man sich entscheiden musste, ob man floh oder ob man kämpfte. Oh ja, sie spürte ohne Frage die Gegenwart des Bösen.
    „Wir gehen besser von der Straße weg“, sagte sie schnell und griff nach seinem Arm.
    „Wieso?“, entgegnete er und widersetzte sich ihr.
    „Weil es nicht sicher ist“, meinte sie, als würde sie es einem zweijährigen Kind erklären. „Hören Sie jetzt auf, den Macho zu spielen, und tun Sie, was ich sage.“
    Tun, was sie sagt? Versucht diese kleine Frau tatsächlich, mich zu beschützen? Das verschlug ihm die Sprache. „Ich bin kein Macho“, erwiderte er scharf und gab sich absichtlich begriffsstutzig, während er sah, wie ihre Furcht noch zunahm. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich ihr

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