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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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konnte das genauso für ihre Entführer gelten. Doch wenn ihr jemand zu nahe kam und bemerkte, dass etwas nicht stimmte, bestand die Gefahr, dass sie aufflog, noch bevor sie etwas tun konnte.
    Rein körperlich konnte es keiner von den Nekromanten mit ihr aufnehmen. Sie wirkten eher wie ein Haufen Waschlappen. Irgendwie erinnerten sie Isabella an den Schachclub an ihrer Highschool. Natürlich waren sie klug, vielleicht sogar außergewöhnlich klug, wenn sie eine so komplexe Magie einsetzen konnten. Isabella bemerkte, dass sie auch noch etwas anderes spürte. Ohne Zweifel, weil sie immer noch Kraft von Legna bekam.
    Die Nekromanten waren erfüllt von einem seltsam verqueren Selbstvertrauen. Sie wussten, dass sie mächtig waren, sie wussten, dass sie klug waren, und sie wussten, dass sie unglaubliche Dinge vollbringen konnten, aber unter dem Strich änderte das alles nichts an dem tief sitzenden Gefühl der Unzulänglichkeit, das sie zu verdrängen versuchten. Isabella kannte das Gefühl. In ihrer Schulzeit war sie auch nicht sonderlich gut angekommen. Aber im Gegensatz zu den vier Leuten vor ihr hatte sie damals begriffen, dass dieses pubertäre Verhalten in der wirklichen Welt absolut nichts zählte. An dem Tag, als sie ihren Abschluss machte, hatte sie diese Gefühle einfach hinter sich gelassen und war in eine Welt gekommen, in der Klugheit und Kreativität Geltung hatten, und sie hatte sich bemüht, möglichst viel aufzuschnappen.
    Die vier waren noch ganz in ihrem Schülerverhalten gefangen, obwohl alle mindestens dreißig Jahre alt waren. Es war kein Wunder, dass sie sich auf einen so widerwärtigen Kreuzzug mit seinen schrecklichen Folgen begeben hatten. Jetzt konnten sie endlich einmal die anderen schikanieren.
    Isabella nahm das alles schweigend in sich auf. Sie hatte das Gefühl, es könnte ihr irgendwann noch einmal hilfreich sein.
    Der, den sie Kyle nannten, hatte sich zurückgezogen. Es wurde ihm zu langweilig, dass sie auf seinen Köder nicht anbiss. Er trug wie die anderen auch einen blau-goldenen Mantel, der direkt aus einem Märchen über Merlin stammen konnte. Isabella musste sich beherrschen, um über den theatralischen Auftritt nicht laut loszulachen.
    „Was glaubst du, warum wir gleich zwei von ihnen erwischt haben?“, fragte der rundliche Nekromant.
    „Vielleicht haben sie den gleichen Namen. Ich weiß es nicht, Rick. Aber du weißt ja, wie man sagt: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Santo wird sehr beeindruckt sein. Je mehr wir von diesen Dingern fangen, desto mehr wird er uns an der Magie teilhaben lassen. Ich kann es gar nicht erwarten, dass er uns den Feuerzauber beibringt, von dem er uns erzählt hat.“
    „Ich möchte den Schönheitszauber lernen“, erklärte die Magierin. „Ich könnte jemanden umbringen, wenn ich dafür aussehen würde wie ein Supermodel und ein paar Kerlen, die ich kenne, eine Lektion in Bescheidenheit verpassen könnte.“
    „Das brauchst du doch gar nicht. Du hast ja jetzt mich“, erinnerte Rick sie, rückte näher an sie heran und legte ihr einen Arm um die Schulter. Isabella wandte den Blick ab und sah auf Legna in ihrem Schoß hinunter. Sie war ein wenig blass und immer noch besinnungslos. Und auch sonst schien sich nichts verändert zu haben. Das erleichterte Isabella zwar, aber es verblüffte sie auch. Irgendwie hatte sie den Eindruck gehabt, dass die Transformation sofort nach der Abberufung begann. Auf der anderen Seite wusste sie natürlich nicht, ob in Legnas Innerem schon irgendwelche Prozesse in Gang waren. Besorgt biss sie sich auf die Lippen, schloss die Augen und versuchte wieder, Jacob in ihren Gedanken zu finden.

 
    14
    Jacob hockte auf dem Kopf einer der vielen Steinfratzen, die das alte Ziegelsteingebäude schmückten. Mit seinem scharfen Geruchssinn nahm er die erfrischende Nachtbrise auf und versuchte, Informationen zu sammeln. Zugleich bemühte er sich, die Panik zu unterdrücken, die sein Herz zum Rasen brachte. Er sah hinunter auf den Bürgersteig zehn Stockwerke unter ihm, wo Noah scheinbar träge an der Steinmauer lehnte. In Wahrheit verfolgte der König das Auf und Ab der Energie um ihn herum. Jedes Lebewesen im Universum hatte ein unverwechselbares Energiemuster.
    Die Nekromanten hatten nicht begriffen, dass ein Dämon bei der Abberufung nicht einfach von der einen Stelle fortgerissen und an einer anderen Stelle wieder abgesetzt wurde. Eine Abberufung verwandelte das Opfer in reine Energie, und dann wurde diese

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