Schattenwandler 01. Jacob
alles, was er offensichtlich viel zu lange viel zu ernst genommen hatte. Doch stattdessen nahm er ihre kleinen Hände in seine und genoss es, wie sie ihre Finger mit den seinen verschränkte. Sie vertraute ihm trotz allem, was sie erfahren hatte.
„Hab keine Angst“, murmelte er.
Isabella wollte gerade fragen, warum sie denn Angst haben sollte, da ergriff plötzlich eine Leichtigkeit von ihrem Körper Besitz, die ihr den Atem nahm. Sie sah in Jacobs seltsame Augen, während ihre Füße sich mühelos vom Boden hoben. Gemeinsam mit ihm begann sie zu schweben. Sie legte die Arme um seinen Hals, ihr Herz klopfte wie wild, und Adrenalin schoss durch ihre Adern, während sie immer höher stiegen. Er spürte, dass ihr ganzer Körper zuckte wie der schlagende Schwanz einer Katze.
„Das Schicksal hat mich aus der Erde geboren, Bella“, flüsterte er ihr sanft ins Ohr. „Ich kann die Schwerkraft beeinflussen, mit jedem Lebewesen kommunizieren und Erdplatten gegeneinander verschieben, wenn ich will. Ich kann mit einem Gedanken einen Samen zum Reifen bringen und ihn mit einem zweiten verwelken und sterben lassen. Ich bin in der Lage, die Lebenskräfte jedes einzelnen Wesens zu spüren, das aus der Erde geboren wurde. Ich kann alles mit dem Instinkt eines Raubtiers jagen, was sich in dieser Welt bewegt. Ich und die Natur, wir sind eins.“
Isabella gab ein leises „Oh“ von sich und beobachtete verblüfft, wie Jacob und sie sich immer weiter von den anderen entfernten, bis sie die Dachbalken erreichten. Erst als Isabella nach unten schaute, wurde ihr klar, dass sie sich in einem Schloss befinden musste. Die Wände, die Böden und die Decke des riesigen Raumes wären woanders fehl am Platz gewesen.
Dann ließ Jacob sie beide zurück auf den Marmorfußboden sinken und hielt Isabella schützend an sich gedrückt, während sie wieder ihr normales Gewicht annahmen. Isabella bemerkte seinen sorgenvollen Blick und sein Bedürfnis, ihr Beschützer zu sein. Und noch viel mehr fühlte sie es. Sie begriff, dass sie sich langsam auf Jacobs Gefühle und auf seine Gedanken einstimmte. Sie hatte keine Ahnung, wie das vor sich ging, aber nach ihrem kurzen Flug durch den Raum war das auch keine ernsthafte Frage.
Als sie diese neu entdeckte Fähigkeit erprobte, spürte sie, dass sein Verlangen nach ihr lediglich gezügelt und kontrolliert, aber nicht verschwunden war, wie sie zunächst vermutet hatte. Aus irgendeinem Grund war sie darüber erleichtert. Auch wenn es vielleicht unbesonnen war, so wünschte sie sich doch, dass sein Interesse an ihr nicht nur einem primitiven Urinstinkt entsprang.
Sie löste sich aus seiner Umarmung und sah Elijah an.
„Und der Wind?“, fragte sie.
„Das Schicksal hat mir den Wind gegeben“, erwiderte er mit klangvoller Stimme, während er die Arme ausbreitete wie ein Showmaster und ihr zuzwinkerte. „Das Klima, die Temperaturen, die Luft, ich kann sie alle herbeirufen.“ Das tat er dann auch und ließ eine Brise durch den Raum wehen, die gerade stark genug war, um Legnas Kleid rascheln zu lassen. Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, löste sich Elijahs Gestalt in Luft auf, sie wurde zur Luft. Seine Stimme wirbelte um Isabella herum, als er ihr Haar spielerisch hochhob und es über ihrem Kopf in der Luft stehen ließ wie eine Fahne. Sie musste lachen.
„Das Wetter untersteht meinem Willen; Sturm und Wind gehorchen mir. Ich kann einen Ort mit Leben spendendem Sauerstoff füllen oder ihn vollständig abziehen. Der Wind ist der Atem des Lebens, und er atmet durch mich.“
„Elijah“, mahnte Jacob scharf, seine Augen funkelten unwillig, und es gab einen spürbaren Ruck in der Erdanziehung. Es gefiel ihm nicht, wenn Elijah mit Isabella spielte.
„Für mich hat das Schicksal das Feuer gewählt“, meldete Noah sich zu Wort, während Elijah wieder Gestalt annahm und der Wind erstarb. Isabella war fasziniert, wie stolz und ehrfurchtsvoll die Dämonen sprachen. Und dann schnappte sie nach Luft, als Noahs muskulöser Körper plötzlich verschwamm und sich in eine Säule aus Rauch verwandelte. Einen Augenblick lang behielt er diese Form bei, bevor er sich wieder materialisierte. „Ich bin die Lava, die tief im Herzen der Erde pulsiert. Der Feuersturm, der das Alte verbrennt, damit etwas Neues entsteht. Ich bin, was brodelt und siedet. Ich bin die Wärme der Sonne, ich bin Herr über alle Energie. Das Feuer brennt in mir und für mich, und es ist alles, was ich bin.“
„Feuerdämonen und
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