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Schattenwandler 01. Jacob

Schattenwandler 01. Jacob

Titel: Schattenwandler 01. Jacob Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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war er. Wut packte ihn. Nur mühsam brachte er ein paar Worte heraus. „Verzeih mir. Ich flehe dich an. Verzeih mir.“ Dann riss er sich von ihr los, verwandelte sich in einen rasenden kleinen Wirbelsturm und schoss so schnell, wie ein Lidschlag dauert, davon. Der Raum erbebte, der Boden erzitterte, und die Regale schwankten leicht, als ein Grollen sie erschütterte. Die Gaslampen an der Decke pendelten hin und her.
    Isabella fiel auf die Knie. Auf einmal war sie zu schwach, um zu stehen, zu benommen, um zu weinen. Mit tauben Fingern richtete sie ihre Kleidung. Sie war halb blind vor Schmerz, als der Raum wieder zur Ruhe kam. Jetzt, wieder vollkommen angezogen, versuchte sie zu übergehen, dass sich jede Faser ihres Körpers danach sehnte, ebenfalls in den dunklen Nachthimmel hinaufzusteigen, um dem Dämon hinterherzujagen, der sie mit diesem Gefühl der Leere zurückgelassen hatte.
    Sie hatte die qualvolle Empfindung von Verlust und Entzug. Ein Gefühl, das sie nur als Trauer beschreiben konnte. Sie verstand es nicht, und es war niemand da, der ihr helfen konnte, es herauszufinden. Logisch betrachtet wusste sie, warum er aufgehört, warum er sie ohne Erklärung verlassen hatte. Es lag auf der Hand. Sie war ein Mensch. Sie war zu schwach, um Sex mit ihm zu haben. Sie war ein niederes Wesen, sie war wie ein kluges Haustier und zur Befriedigung von Leidenschaft tabu.
    Sie rieb über die wunde Stelle, die er auf ihrer Schulter hinterlassen hatte. Es war nicht gedankenlos geschehen. Er hatte dieses Zeichen mit Absicht gesetzt. Sie hatte es genau gespürt. Jacob betrachtete sie nicht als niederes Wesen. Sie trug den Beweis dafür auf ihrer Haut. Auch wenn der Akt dieser Brandmarkung primitiv gewesen sein mochte, für ihn war es ein Symbol seiner Bindung, und ihr hatte es genauso viel bedeutet.
    Wütend rieb sie sich mit den Fingerknöcheln die Tränen von den Wangen, während sie sich mit einem unterdrückten Schluchzen umsah. Es waren diese Gesetze und Worte in den Regalen, unter deren Last er gegangen war. Es war die Tradition einer elitären Gattung. Snobs , fuhr es ihr abfällig durch den Kopf. Ihre Glaubenssätze waren unerbittlich, und besonders den, unter dem sie gerade zu leiden hatte, empfand sie als ein Vorurteil. Dämonen waren besessen von Reinheit. Sie hatte das Gesetz selbst gelesen, aus dem Jacobs Pflichten vor langer Zeit entstanden waren:
    … daher ist es jedem Angehörigen des Dämonengeschlechts verboten, sich mit Wesen zu paaren, die nicht von seiner Art sind, die nicht seine Kraft und Stärke besitzen. Es ist unsere Pflicht, diese schwächeren Wesen vor uns zu beschützen, und es ist uns nicht erlaubt, ihnen in unreinem sexuellen Verlangen Gewalt anzutun. So ist das Gesetz. Ein Hund wohnt nicht der Katze bei, die Katze nicht der Maus. Wer immer diese heilige Regel bricht, wird die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekommen …
    Isabella wollte so gern glauben, dass darin eine Logik lag. Sie war ein Mensch, der logisch dachte. Doch derart strikte Weisungen waren nie logisch, besonders dann nicht, wenn sie vor Tausenden von Jahren geschrieben worden waren, wie es bei diesem Gesetz der Fall war.
    Sie hatte Saul gesehen. Er war der lebende Beweis für die Gefährlichkeit, die in jedem Dämon wohnte, und Isabella konnte akzeptieren, dass sie eine sprunghafte Spezies waren, trotz ihrer vielen Bemühungen, anders zu sein. Doch unabhängig davon, wenn sie für den Hund in Jacob eine Katze war, warum fühlten sie dann so füreinander? Wie kam es, dass zwei nicht zueinander passende Wesen sich als so … füreinander gemacht empfanden?
    Noah glaubte, dass sie etwas Besonderes war, dass sie für die Zukunft der Dämonen eine Bedeutung hatte. Zunächst hatte Isabella dem nicht widersprochen, damit sie bleiben und alles über diese fremde Welt herausfinden konnte, die neben ihrer eigenen Welt existierte. Sie wäre vollkommen zufrieden damit gewesen, als alte Frau in dieser Bibliothek zu sterben. Dort war genug Wissen angesammelt, um sie ein ganzes Leben lang zu beschäftigen.
    Aber jetzt … Allmählich begann auch sie zu glauben, dass es tatsächlich ihre Bestimmung war, dort zu sein. Vielleicht war irgendwo in dieser Bibliothek etwas darüber zu finden, warum sie jedes Mal schnurrte, wenn Jacob bellte.
    Sie lachte matt über sich selbst. Dann blickte sie sich um und sah die Bücher, die sie aus Versehen aus dem Regal gerissen hatte, auf dem Boden liegen. Schnell lief sie hinüber und hob sie behutsam, fast

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