Schattenwandler 01. Jacob
und war überwältigt, wie eng sie sich um seinen Finger schloss, wie ihr Innerstes sich in süßen, gierigen, kleinen Krämpfen zusammenzog. Er konnte ihr Vergnügen bereiten, einfach so, er konnte sie in den Wahnsinn treiben vor Lust und Leidenschaft, bis sie keine andere Wahl mehr hatte, als zu kommen. Süßes Schicksal, wer hätte gedacht, dass sie so empfänglich ist? Noch nie war eine Frau unter seinen Berührungen so explodiert. Noch nie hatte eine Frau ihn so heiß entflammt wie Bella. Sie hatte ihre Beine um ihn und um die nun nicht mehr verborgene Bestie in ihm geschlungen, und niemand sonst hatte ihn jemals so tief berührt. Er legte seinen Daumen auf den weiblichsten Punkt ihres Fleisches, von dem er wusste, welche Lust er ihr bereiten konnte, und rieb in ganz kleinen langsamen Kreisen darüber, geschickt und erfahren und als Vorgeschmack auf das, was er später mit ihrem Körper tun würde. Sie stöhnte und rieb sich an ihm, und er brannte noch heißer, bis er glaubte, dass er die erotische Spannung nicht mehr ertragen konnte. Er wollte sich nur noch die beengenden Kleider vom Leib reißen und seine schmerzhaft pochende Männlichkeit an sie pressen … einen Augenblick an jener engen Pforte verweilen, um sich dann tief in das straffe, feuchte Verlies zu versenken, das, davon war er überzeugt, dazu bestimmt war, ihn für immer gefangen zu halten. Er schob seinen Finger ein wenig tiefer in ihren Körper, nur noch einen kleinen Augenblick, um sicher zu sein, dass sie wirklich bereit war für ihn …
Da spürte er Widerstand.
Jacob erstarrte. Die Erkenntnis seiner Entdeckung wollte nicht sofort zu ihm durchdringen, denn sein Verlangen nach ihr nahm ihn völlig gefangen. Seine Instinkte trieben ihn unaufhaltsam voran. Ihm brach der Schweiß aus, als sie sich frustriert und hilflos an seinem plötzlich so ruhigen Finger rieb. So nass und so heiß … und so eng.
Unbenutzt.
Die Erkenntnis traf Jacob wie ein Schwall Eiswasser. Plötzlich traf ihn die Wirklichkeit wie ein Keulenschlag. So hart. Mit allen Einzelheiten. Er schloss die Augen und stöhnte vor Qual, während sein Körper sich gegen den Impuls auflehnte, seinem moralischen Empfinden zu folgen. Die Bestie in ihm behauptete, dass er schon zu weit gegangen war. Dass er schon jedes Gefühl von Ehre verletzt hatte, als er plante, sie hemmungslos zu nehmen. Hinzu kam, dass Isabella gegen seine grausame Berührung protestierte, mit der er sie zwar verlockte, ihr dann aber doch die versprochene Lust verweigerte. Und sie, das begriff er jetzt, war sich der Tragweite überhaupt nicht bewusst. Wieso hatte er das die ganze Zeit übersehen, obwohl er durch ihre Gedanken gereist war?
Dann verstand Jacob, dass er es nicht übersehen hatte. Er hatte es unbewusst einfach ignoriert, weil die Erkenntnis ihm bei der Erfüllung seiner selbstsüchtigen Wünsche im Weg gestanden hätte. Und nun fühlte er sich völlig zerrissen. Wenn er sie nicht sofort verließ und die dunkle Seite seines Wesens die Führung übernahm, würde er ihr schweren Schaden zufügen, der vielleicht nie mehr wiedergutzumachen war. Auf der anderen Seite würde sie auch Schaden nehmen, wenn er sie verließ. Er konnte sie doch nicht so gepeinigt, so kurz vor der Erfüllung unbefriedigt zurücklassen.
Jacob traf eine Entscheidung, zog seinen Finger zurück und zuckte zusammen, als er sie verwirrt protestieren hörte. Besser das, als die andere Alternative. Sie waren schon viel zu weit gegangen.
Isabella spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen, und sie wandte das Gesicht ab, während er sie sanft wieder auf die Füße stellte. Seine Zärtlichkeit machte es für sie nur noch schwerer. Ihre Hände krallten sich in seine Hemdbrust, während sie verzweifelt ein Schluchzen unterdrückte.
„Warum?“, stieß sie mit tränenerstickter Stimme hervor. „Warum?“
Ein Gefühl von Verrat fuhr bei dieser schwermütigen Frage durch seinen Körper wie ein scharfes Schwert. Er war hierhergekommen, obwohl er wusste, dass es falsch war. Er war nicht in der Lage gewesen, der Verlockung zu widerstehen, er hatte sie beide belogen, als er behauptete, er könne sich beherrschen, und hätte sie beinah ihrer kindlichen Unschuld beraubt. Aber es ging noch nicht einmal um ihre Unschuld. Er war wieder einmal ihren ungewollten Lockungen zum Opfer gefallen, hatte die Gesetze missachtet, die aufrechtzuerhalten er geschworen hatte.
„Bella“, krächzte er, und seine dunklen Augen waren feucht, so frustriert
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