Schattenwandler 02. Gideon
war, und er wollte sie dabei nicht stören, schon aus Rücksicht auf ihren erschöpften Zustand.
„Okay, schauen wir uns doch einmal das ganze Bild an“, sagte Legna laut, obwohl es so aussah, als würde sie es nicht einmal bemerken, wenn alle den Raum verlassen hätten. „Der Angriff auf Bella war kein wahlloser Gewaltausbruch oder auf größtmögliche Wirkung bedacht. Wenn jemand Bella hätte töten wollen, dann wäre das mit einem gezielten Schuss aus einem Scharfschützengewehr aus weiter Entfernung möglich gewesen. Menschen haben schließlich keine Probleme, solche Waffen zu benutzen. Bedenkt auch, warum haben sie das Risiko auf sich genommen, ihr so nah zu kommen? Warum haben sie eine Elektroschockpistole eingesetzt, die vielleicht nicht funktioniert und ihr Ziel verfehlt? Wenn sie gewollt hätten, dass Bella stirbt, warum haben sie ihr nicht einfach die Kehle durchgeschnitten und die Sache wäre erledigt gewesen? Warum die vielen Verletzungen, die nicht tödlich waren, es sei denn, man hätte sie lange Zeit nicht behandelt? Und dann der brutale Angriff auf das Baby. Warum treten? Warum schlagen? Auch da hätte es wirksamere Methoden gegeben.“
„Sie sollte leiden“, warf Gideon plötzlich ein.
„Genau. Jemand wollte, dass Bella leidet, bevor sie stirbt“, stimmte Legna ihm zu. „Und dadurch hätten sie Jacob großen Schmerz zugefügt. Sie haben es riskiert, erwischt und auch verletzt zu werden. Ob sie nun Fanatiker sind oder nicht, warum sollten Menschen sich einer solchen Gefahr aussetzen? Der einzige Grund, der mir einfällt, ist das Rachegefühl, wen n … wenn Jacob die tote Bella findet. Und so wäre es gekommen, wenn ich sie nicht besucht hätte. Ich denke, die Bezeichnung ‚Dämonenbastard‘ bezog sich nicht auf das Baby, sondern auf Jacob. Für mich sieht das alles nach einer ganz persönlichen Vergeltung aus. Und keine Rache an Jacob wäre süßer, als seine geliebte Gefährtin und ihr ungeborenes Kind auf eine Art und Weise zu töten, die ihm zeigt, dass sie lange gelitten haben. Es hätte ihn vernichtet.“
„Rach e … “ Noahs Augen blitzten auf, als ihn die Erkenntnis traf. „Ruth!“, zischte er.
„Ja“, stimmte Gideon zu. „Das würde einiges erklären. Auch, dass sie plötzlich so viel über uns wissen.“
„Rut h … “ Noah schüttelte ungläubig den Kopf. „Sie ist unausstehlich, aber eine Verräterin?“, gab er zu bedenken.
„Sie gibt Jacob die Schuld für den Schmerz, den ihre Tochter jetzt durch den Verlust ihres druidischen Gefährten erleidet“, fügte Gideon hinzu. „Ich vermute, dass es Ruth selbst war, die ins Haus gegangen ist, nachdem Bella ohnmächtig war. Sie wusste ganz genau, dass Schmerzen Bellas Fähigkeiten, Energie abzusaugen, aufheben würden. Und sie war selbst an dem Überfall beteiligt, u m … “
„Um das ungeborene Kind zu töten“, beendete Elijah den Satz. „Um ihre Rache persönlich zu Ende zu bringen.“
„Als Geistdämonin muss Ruth eine Möglichkeit gefunden haben, die Verbindung zwischen Jacobs und Bellas Gedanken zu unterbrechen“, erklärte Gideon. „Ich erinnere mich, wie er gesagt hat, er hätte nicht gespürt, in welcher Notlage Bella war, bis Legna gekommen sei. Da mir diese Art von Verbindung inzwischen selbst vertraut ist, halte ich es fast für unmöglich, sie zu unterbrechen, selbst wenn man es will. Aber Ruth könnte die Macht dazu haben.“
„Wäre das alles nicht zu offensichtlich?“, wandte Elijah ein. „Ruth ist nicht dumm. Sie weiß, dass wir irgendwann dahinterkommen werden und dass jeder in Verdacht gerät, der Groll gegen Bella und Jacob hegt.“
„Ganz genau. Sie hofft wahrscheinlich, dass wir sie außen vor lassen, weil ihre Feindseligkeit so offensichtlich ist“, meinte Noah. „Aber es gibt noch einen Anlass, Ruth für diesen neuesten Angriff als Hauptverdächtige anzusehen“, fügte Noah düster hinzu. „Sie ist kürzlich aus dem Rat ausgeschlossen worden.“
„Wie? Wann ist das passiert?“, wollte Kane wissen.
„Der Rat hat, allerdings ohne Jacob und Isabella, vor drei Tagen abgestimmt. Das Ergebnis war einstimmig. Wir haben es nicht öffentlich gemacht, um Ruth die Peinlichkeit zu ersparen. Aber jetzt sehe ich, dass sie noch mehr Gründe hat für ihre Wut und für ihre Rachegelüste gegen die Vollstrecker, wenn sie tatsächlich hinter diesem Überfall steckt.“
Siena trat vor Noah, wobei sie sich bewusst war, wie sehr sich Elijah vor Misstrauen die Nackenhaare sträubten. Es war
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