Schattenwandler 02. Gideon
keinen Grund, anzunehmen, dass wir ihnen auf den Fersen sind und wissen, wo sie sich aufhalten.“
„Dann ist es entschieden“, stimmte Gideon entschlossen zu. Der Gedanke, dass Legna sich in Gefahr begab, gefiel ihm überhaupt nicht, aber er würde dafür sorgen, dass er und einige andere in der Nähe waren, falls sie Hilfe brauchte. Und er würde die ganze Zeit in ihren Gedanken bei ihr sein.
„Wohl kaum. Legna ist nicht unbedingt ein unauffälliges Mitglied unserer Gesellschaft“, meinte Noah. „Ruth würde sie sofort erkennen, egal, wie gut ihre Gedanken abgeschirmt sind. Jedes Mitglied des Rates kennt die Schwester des Königs.“
„Ich werde ihre äußere Erscheinung entsprechend verändern“, erklärte Gideon. „Das liegt in meiner Macht.“
„Sehr gut. Wie viel Zeit braucht ihr für die Vorbereitungen?“, erkundigte sich Siena bei Gideon.
„Nur ganz wenig.“
„Aber ich muss mich noch ausruhen“, erklärte Legna. „Ich habe mich sehr verausgabt.“
„So viel Zeit haben wir nicht“, entgegnete Kane aufgebracht. Ihm war nur allzu bewusst, dass Corinne nicht mehr da war. Seine Gedanken fühlten sich so leer an, aber das war nichts gegen die Angst vor dem Unbekannten. Was, fragte er sich, geschah gerade mit ihr? Er konnte die Bilder nicht ertragen, die ihm durch den Kopf geisterten, und sein Herz krampfte sich zusammen.
„Er hat recht“, stimmte Legna ihm zu. „Gebt mir zwei Stunden. Ein bisschen Energie von Noah, etwas Heilkraft von Gideon und ein bisschen Meditation müssten mich so weit wiederherstellen.“
„Sehr schön. Ich bin jedenfalls bereit.“ Die Königin wandte sich an Noah. „Sobald du dich um deine Schwester gekümmert hast, würde ich gern kurz mit dir sprechen.“
„Aber sicher“, stimmte Noah zum Ärger seines Feldherrn zu.
„Ich biete meine Hilfe in dieser Sache nicht nur als Geste des guten Willens an, sondern weil ich das Gefühl habe, diese Gruppe ist so gefährlich, dass ich der Sache persönlich nachgehen muss“, sagte Siena eine halbe Stunde später zu Noah. „Was du mit den Informationen über die dämonische Verräterin machst, liegt bei dir, Noah. Ich weiß, ihr habt euer eigenes Rechtssystem. Aber ich warne dich, falls du vorhast, eigene Spione in diese Festung zu schicken, müssen wir uns darüber abstimmen. Sobald wir dazu in der Lage sind, werde ich diese Gruppe von meinen Lykanthropen vernichten lassen, und ich möchte nicht, dass einer deiner Krieger aus Versehen verletzt wird, weil er gerade dabei ist, Informationen für dich zu sammeln, und ich wegen mangelnder Abstimmung nichts davon weiß. Wir müssen unbedingt Botschafter austauschen. Mein Hof wird jeden Dämon deiner Wahl willkommen heißen.“
Noah lehnte sich in seinem Sessel zurück und spielte abwesend mit dem Siegelring an seinem Mittelfinger, während er eine Weile über das Angebot nachdachte. Es war nicht typisch für Noah, dass er Anzeichen von Verwirrung zeigte, aber er war ganz offensichtlich überaus erschöpft von den Angriffen auf die, die er liebte.
„Ich habe nur einen einzigen Dämon, dem ich eine solche Aufgabe anvertrauen könnte, aber du musst Magdelegna Zeit geben, sich zu entscheiden, bevor ich irgendetwas versprechen kann“, sagte der König schließlich leise.
„Eine ausgezeichnete Wahl“, sagte die Königin. „Ich weiß nicht, warum ich nicht selbst darauf gekommen bin. Besonders, da ihr Gefährte an meinem Hof bereits bekannt ist. Was mich angeht, so habe ich auch eine ganz bestimmte Frau im Auge. Ihr Name ist Myriad. Sie wäre eine hervorragende Botschafterin an deinem Hof, nicht nur, weil sie sehr aufgeschlossen, furchtlos und stark ist, sondern weil sie auch nicht gleich heulend zu mir gelaufen kommt, wenn irgendjemand ihre Gefühle verletzt. Auch sie ist ein Mischling, sodass die anderen sich schneller mit ihr anfreunden könnten als mit einem reinrassigen Lykanthropen.“
„Schick sie zu mir“, sagte Noah, „sobald unser derzeitiges Problem beseitigt ist. Legna wird dir selbst mitteilen, ob sie unsere Botschafterin sein wird.“ Noah erhob sich. „Und noch etwas: Es gehört auch zu unserem Rechtssystem, dass ein Akt der Selbstverteidigung immer straffrei bleibt.“ Noah ging zu einem Fenster in der Nähe und drückte seine Faust gegen das Glas. „Ich sage dir das, weil es vielleicht sein kann, dass du diese korrupte Dämonin töten musst, wenn sie für dich oder für Legna zu einer Gefahr wird. Und du sollst wissen, dass wir keine Buße
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