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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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nicht gedacht, dass er dem Tod so schnell entrinnen würde.
    „Mit einem Wunder hat das nichts zu tun“, meinte Gideon rau, während er zu seiner Frau wankte und sich neben ihrem reglosen Leib auf das Bett setzte. Hastig nahm er ihr Gesicht in beide Hände und versuchte, in sie hineinzuschauen. „Nur mit meinen normalen Heilkräften.“
    Gideon hob die Hand, um weitere Fragen oder Bemerkungen des Königs zu unterbinden, dann schloss er die Augen und versuchte, sich auf seine komplizierte Tätigkeit zu konzentrieren. Noah sah aufmerksam zu, wie Gideon der Schweiß ausbrach, und er spürte, wie die Energie des Urältesten immer schwächer wurde, während Legna weiterhin genauso reglos dalag wie zuvor.
    So unauffällig wie möglich fasste Noah mental nach seinem Schwager und flößte ihm behutsam zusätzliche Energie ein. Der Energiefluss wuchs in den nächsten Minuten exponentiell an, bis Gideons Gesichtshaut ihre leicht graue Farbe vollständig verlor. Kurz darauf rötete sich seine Haut, er nahm wieder seine normale Gesichtsfarbe an, und eine riesige Menge an Energie durchpulste ihn.
    Noah unterbrach die Energiezufuhr zu dem Urältesten, als er über die Verbindung, die er zwischen ihnen hergestellt hatte, eine Rückkopplung auffing. Er stieß die Luft aus, zog sich zurück und legte den Kopf schräg, um seine Nackenmuskeln zu dehnen, die sich schmerzhaft zusammengezogen hatten. Anschließend beobachtete er erstaunt, wie die Verletzungen an Gideons Händen, an seiner Brust und im Gesicht mit beeindruckender Geschwindigkeit zu heilen begannen, während Legna ihren ersten Atemzug seit Stunden tat.
    Noah seufzte verhalten auf vor Erleichterung, als er sah, wie ihre Haut sich rosig färbte. Sie bewegte sich und gähnte ausgiebig, als hätte sie bloß fest geschlafen. Dann schlug sie die Silberaugen auf und blickte in die ebenso silbernen Augen ihres Gefährten. Sie lächelte ihn an und hob den Kopf, um ihn zärtlich und liebevoll zu küssen, wie sie es jeden Morgen nach dem Aufwachen tat. Erst als er sich von ihren Lippen löste und sie fast verzweifelt an sich zog, bemerkte sie, dass irgendetwas nicht stimmte. Er war erschrocken, oder irgendein Schrecken war eben erst von ihm abgefallen, seine Gedanken und sein Herz rasten vor Furcht und vor Erleichterung.
    Erst allmählich erkannte sie, dass sie sich in ihrem Kinderzimmer befand und dass ihr Bruder, ebenfalls erleichtert, scharf die Luft einzog, sich von seinem Stuhl hochstemmte und in dem Versuch, seine Gefühle zu verbergen, ans Fenster trat und hinausblickte. Allerdings konnte er seine Gefühle nicht geheim halten vor ihr, ganz gleich, wo er war oder wie weit er von ihr weg war.
    Legna schaute aufgewühlt von einem zum anderen.
    „Was ist passiert?“, wollte sie wissen, als die Empfindungen der beiden Männer ihr die Kehle zuschnürten.
    „Alles ist gut, Nelissuna “, beruhigte Gideon sie sanft und vergrub sein Gesicht in ihren seidenweichen Haaren. „Dir geht es gut, dem Baby geht es gut, und wir sind jetzt alle in Sicherheit.“
    Noah war offenbar nicht mehr imstande, noch länger zuzuhören. Er wandte sich wortlos ab und ging aus dem Zimmer. Magdelegna fühlte seinen Schmerz in ihrer Brust bohren wie ein Messer, und da sie ihn spürte, spürte ihn auch Gideon.
    Sie beugte sich ein Stück zurück, um ihren Ehemann genauer zu betrachten, und schob augenblicklich die Sorge um ihren Bruder weg, als sie den Flickenteppich frisch verheilter Haut in Gideons Gesicht, auf seinen Armen und auf seiner Brust bemerkte.
    „Gideon! Was ist passiert?“, fragte sie keuchend, und ihr Blick verschleierte sich, als ihre Empfindungen sie schließlich zu übermannen drohten. „Wieso hat Noah solche Angst? Wieso bist du verletzt?“
    Gideon holte einmal tief Luft und fing an, ihr alles zu erzählen.

 
    16
    Der Wanderfalke flatterte in den Raum, landete auf einer Stuhllehne und schüttelte Flügel und Gefieder. Kurz darauf folgte ihm eine Trauertaube, deren Gefieder eine wunderschöne braune und hellgraue Farbe hatte. Als wäre der Falke nicht ihr natürlicher Feind, ließ sich die Taube furchtlos auf der Sitzfläche des Stuhls nieder. Dann schüttelte auch sie ihr Gefieder, so wie der Falke es zuvor getan hatte.
    Im nächsten Augenblick stand Syreena hinter dem Stuhl, während die Taube zu einer zierlichen jungen Frau mit weichem, braungrau meliertem Haar und mit großen blauen Augen erblühte, die kindlich unschuldig dreinschaute. Sie trug ein fließendes Kleid aus

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