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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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weißer Baumwolle, während die Prinzessin ihr Gewand erst vom Fensterbrett holen musste, wo sie es bei der vorherigen Verwandlung hatte fallen lassen.
    Siena war inzwischen von Besuchern umringt. Jetzt herrschte schon viele Stunden lang segensreiche Dunkelheit, und diese Dunkelheit brachte neue Kraft für Dämonen und Lykanthropen. Aber Syreena hatte auf dem Flug mit der Mistral hierher keine Zeit verloren, da sie wusste, dass sie ihre Reise womöglich aufschieben müssten, wenn sie es nicht schafften, bevor es hell wurde. Denn auch die Mistral vertrug das für Schattenwandler so schädliche Sonnenlicht schlecht. Zum Glück konnte die Trauertaube bei dem pfeilschnellen Flug des Falken beinahe mithalten und verzögerte den Rückflug daher lediglich um ein paar Meilen pro Stunde.
    Die Mistralsirene erhob sich und stellte sich mit nackten Füßen hin, und die Anmut der Bewegung fesselte alle, die ihr zusahen. Ihre feengleiche Schönheit und Zartheit nahm Männern und Frauen gleichermaßen den Atem. Ihre Bewegungen und die Geschmeidigkeit ihres zierlichen Körpers waren von vollkommener Harmonie. Es hieß, dass der Zauber der Mistrals nicht nur in ihrem Gesang lag, sondern auch in ihrer Schönheit, und beim Anblick dieses zarten Geschöpfs konnten sich die übrigen Schattenwandler davon überzeugen.
    Siena hatte offenkundig die beste Verbindung zu dieser einzelgängerischen Gattung, und so sahen alle gebannt zu, wie die Frau näher trat, wobei ihr das wallende, weiche Haar über die Schultern fiel wie eine Wolke.
    „Windsong“, begrüßte Siena sie krächzend. Die Dunkelheit tat ihr zwar gut, trotzdem sah sie kaum besser aus.
    Elijah saß immer noch neben ihr, seine Finger waren immer noch mit ihren verschränkt. Er selbst war inzwischen fast vollkommen wiederhergestellt, die Verletzungen, die er in dem Kampf davongetragen hatte, heilten, weil Gideon, gleich nachdem er sich um seine Gefährtin gekümmert und ihr seine Geschichte erzählt hatte, zu ihm geeilt war.
    Als sie die zahlreichen Besucher sah, die um das Krankenlager der Königin herumstanden, hielt die Sirene kurz inne. Sie blinzelte und warf ihre Scheu vor Fremden mit einem Willensakt ab, der sofort Legnas Mitgefühl erregte. Legna hatte ihre heftige Abneigung gespürt, doch noch stärker empfand sie die Dankbarkeit und die Zuneigung, die Windsong Siena entgegenbrachte. Als die Mistral erkannte, wie kritisch der Gesundheitszustand der Königin war, wurde sie von tiefem Mitleid durchströmt. Es kam Legna mit ihren erfahrenen Sinnen so vor, als sei dieses Geschöpf eine Empathin, allerdings eher in physischer Hinsicht, nicht so sehr mental. Sie schien die Wunden vielmehr etwa so zu spüren, wie Legna Traurigkeit oder Freude bei anderen Lebewesen spürte.
    Windsong legte den Finger an die Lippen, damit alle ruhig waren, und trat näher an die Gruppe heran, während sie die verwundete Königin mit bedeutungsvoller Miene musterte. Dann blickte die Mistral von Siena zu Syreena und wandte sich schließlich mit hochgezogenen Brauen wieder ab.
    Elijah richtete sich ein wenig auf.
    „Sie sagt: ‚Ja, das ist die Prinzessin, die du vor hundert Jahren gerettet hast‘“, übersetzte er die Stimme in seinem Kopf für seine Gefährtin.
    Auf dem Gesicht der Mistral malte sich Verblüffung, dann Nachdenklichkeit, als ihr Blick von dem Dämonenkrieger zur Königin wanderte, und ihre vollen Lippen kräuselten sich zu einem gelassenen Lächeln.
    „Ja“, sagte Elijah wieder und wurde nun zu Sienas einziger Stimme. „Wir sind einander verbunden.“ Dann fragte er: „Kannst du ihr helfen? Sie hat schreckliche Schmerzen.“
    Wieder sah die Sirene nacheinander Gideon, Legna, Syreena und Anya schweigend an. Dann richtete sie ihre riesengroßen blauen Porzellanaugen wieder auf Siena.
    „Sie wünscht, dass alle außer … außer dem ‚Sternenkind‘ aus dem Zimmer gehen“, erklärte Elijah und blickte ebenso verständnislos drein wie alle anderen. „Wer ist das Sternenkind?“
    Die Sirene lächelte wieder, und ihr engelsgleiches Antlitz leuchtete auf, als sie behutsam die Hand ausstreckte und mit ihren zartgliedrigen Fingern Legnas Gesicht berührte. Dann streifte sie ebenso zart Legnas Bauch.
    „Sie meint das Baby“, murmelte Gideon nachdenklich. „Sternen-Kind?“
    „Siena versteht es auch nicht“, sagte Elijah und zuckte die Schultern.
    „Wie verständigt sich Siena denn mit ihr?“, fragte Anya, die den Austausch genauso irritierend fand wie alle

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