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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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unbequemer, als die Königin es mochte, aber sie schob den Rocksaum einfach achtlos beiseite, als sie sich hinkniete, um die verdächtigen Rillen zu untersuchen.
    „In meinem Volk gibt es eine Sage über die Zeit, bevor wir uns aus den Höhlen in die Welt hinausgewagt haben. Damals wurden angeblich ganze Städte unterirdisch angelegt, genau wie meine Burg. Es heißt, dass wir in dieser Zeit nie ans Tageslicht gegangen sind.“ Sie nahm die Felswand in Augenschein. „Wir haben aber nur kleinere Behausungen gefunden als Hinweis darauf. Der einzige Beleg waren die mündlich weitergegebenen Geschichten und ein paar Fetzen schriftliche Überlieferung.“
    „Und was –?“
    „In der Sage heißt es, dass sämtliche Zugänge zu dieser Stadt getarnt und mit Fallen ausgestattet waren gegen zufällige oder vorsätzliche Eindringlinge. Wenn jemand nicht wusste, wie man so eine Falle unbeschadet umgehen konnte, löste sich der Mechanismus aus, und der Eindringling wurde getötet.“
    „Du glaubst doch nicht, dass das eine Stadt ist, oder?“, wandte Bella mit unverhohlener Skepsis ein.
    „Nein“, bestätigte Siena. „Aber ich glaube, es könnte sich um einen mit einer solchen Falle versehenen Zugang handeln.“
    „Du weißt doch, wie man sie entschärft“, sagte Jacob ermutigend.
    Doch das war nicht nötig. Sie berührte bloß gleichzeitig die beiden Rillen, worauf ein Klicken durch den Stollen hallte, sodass alle überrascht auffuhren. Nach einer kurzen, prüfenden Suche legte sie die Hände an die Felswand und verlagerte ihr Gewicht und den Druck ihrer Berührung ein kleines Stück nach rechts. Die Felswand versank so schnell, dass die Königin erschrocken zurückwich und gegen Elijah prallte, als der sich, damit sie nicht hinunterfiel, blitzschnell auf den Vorsprung schwang.
    „Gute Reflexe“, flüsterte sie ihrem Ehemann zu.
    „Danke“, lachte er und schob sie hinter sich, während er in den pechschwarzen Eingang spähte. „Noah?“
    „Wird gemacht“, gab der König zurück. Dann holte er aus mit seinen hoch entwickelten Sinnen, erspürte ausgebrannte Fackeln und entzündete sie mit einem Bündel hell strahlenden Lichts. Alle zuckten zusammen, als die Fackeln sie einen Augenblick lang blendeten.
    „Wow. Ich glaube, ich weiß jetzt, was Ruth sucht“, sagte Bella ehrfürchtig. Sie hatte sich schneller erholt als die anderen, weil ihre Augen nicht so empfindlich auf Dunkel und Hell reagierten.
    Die Blicke wurden wieder klar, und alle zogen scharf die Luft ein, als sie sich hastig um den Eingang der dahinterliegenden Höhle drängten.
    „Ich hab euch doch gesagt, dass hier Bücher sind“, flüsterte Bella.
    Das war eine Untertreibung. Tatsächlich handelte es sich um eine unterirdische Bibliothek. Sie sah ein bisschen heruntergekommen aus, nachdem sie so viele Jahre vernachlässigt worden war. An den Wänden zeigten sich Schäden durch Wasser, das durch die ständige Erosion seinen Lauf geändert hatte. Aber sie hatte seinerzeit ohne Zweifel über beachtliche Bestände verfügt. In den Gängen zwischen den Bücherregalen lagen rote Läufer aus rubinrotem besticktem Samt, der früher einmal sehr prächtig und edel gewesen sein musste. Die Fackeln beleuchteten Studiertische und Lesepulte, auf denen ausgewählte dicke Wälzer bereitlagen.
    Und natürlich war der Gang von Regalen voller Bücher gesäumt, so weit das Auge reichte.
    „Wow“, war alles, was Legna sagen konnte.
    „Okay, und woher sollte ausgerechnet Ruth von dieser Bibliothek hier wissen?“
    „Sie weiß natürlich gar nichts davon. Sie sucht immer noch da oben“, meinte Siena und deutete auf die Felsendecke über sich, die Ruths Grabungen gestoppt hätte, selbst wenn sie etwas darunter vermutet hätte.
    „Stimmt. Mary hat nicht die Macht, sich durch Erdreich und Gestein zu graben. Das können nur männliche Erddämonen“, sagte Jacob, der die Bibliothek ebenso staunend betrachtete wie alle anderen. „Meint ihr, wir können es wagen, uns das aus der Nähe anzuschauen?“
    „Ich denke schon“, sagte Siena mit leiser Stimme. „Aber ich würde nicht darauf wetten, dass hier alles mit rechten Dingen zugeht. Passt also auf.“
    Die Schlacht, zu der sie aufgebrochen waren, spielte keine Rolle mehr, da jeder von ihnen erkannte, dass das hier eine viel heiklere Herausforderung war. Sie betraten die abgeschiedene Höhle, die Männer nahmen die Frauen bei der Hand, alle waren wachsam und darauf gefasst, jede erforderliche Gestalt anzunehmen, um die

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