Schattenwandler 03. Elijah
Sensor.“
„Wie?“ Die Königin drehte sich neugierig zu Elijah um.
„Bella kann Macht dämpfen.“
„Das sollten wir vermeiden, wenn es geht“, rief Jacob Elijah ins Gedächtnis. „Die Nebenwirkungen sind ziemlich schädlich.“
„Aber es wäre viel einfacher, die Wehre zu überwinden, wenn ich vorher ihre Macht schwäche. Wir könnten uns das alles hier ersparen.“ Sie zog ihre Hand schnell von einer besonders schmierigen Stollenwand zurück, rief „Igitt“ und verzog das Gesicht, während sie sich die Hand an ihrer Jeans abwischte. „Und vor allem können Ruth und Mary sich blitzschnell teleportieren, wenn ich sie nicht mit einem Bann belege. Ich wüsste nicht, wie wir das verhindern sollten.“
„Du wirst sowieso nicht mit Ruth zusammentreffen, egal was kommt“, warnte Jacob, der ihr ihre trotzige Haltung diesmal nicht durchgehen ließ. „Sie ist auf eine noch nie da gewesene Weise verderbt, und wir haben nicht die geringste Vorstellung davon, was sie uns antun kann. Noch vor sechs Monaten hätte Ruth gegen Gideon nichts ausrichten können. Auch Ruth und Mary und ein Dutzend Nekromantinnen zusammen wären dazu nicht in der Lage gewesen.“
„Sie ist sehr mächtig“, stimmte Gideon ihm grimmig zu. „Wir müssen bedenken, dass wir das hier nicht wie eine normale Schlacht angehen können. Diesmal gehen wir ein großes Risiko ein.“
Die Diskussion brach ab, als Siena unvermittelt stehen blieb. Sie sahen, wie sie den Hals reckte, und im nächsten Augenblick fuhren neun Köpfe auf einmal herum, um zu lauschen.
„Hier war ich noch nie“, flüsterte Siena. „Irgendwas an diesem Ort ist seltsam. Aber ich könnte nicht mit Gewissheit sagen, was. Habt ihr eine Idee?“
Es war Noah, der verblüfft die Brauen hochzog.
„Moder. Ich rieche Moder und …“ Er schnupperte und schüttelte dann den Kopf mit den dunklen Haaren.
„Bücher!“, brach es aus Bella hervor. „Ich rieche Bücher. Ich habe zu viele Jahre in einer Bibliothek zugebracht, um diesen Geruch nicht zu kennen.“
„Aber diesen Durchgang hat schon seit Jahren niemand mehr benutzt“, überlegte Siena. „Das Gestein, die Wasserläufe, die Gänge – alles ist vollkommen unberührt. Abgesehen davon ist es hier unten viel zu feucht für Bücher. Sie wären im Nu verrottet. Selbst Jinaeri muss ihre unter Verschluss halten, obwohl es bei ihr trocken ist.“
„Aber ich sage euch, es sind Bücher“, beharrte Bella.
„Ich glaube, sie hat recht“, stimmte Noah ihr zu.
„Seht mal, da drüben.“ Jacob sprang auf ein natürliches Gesims und ging in die Hocke, um die Felswand dahinter genau zu betrachten. „Jetzt mag zwar alles unberührt sein, aber diese Felswand hier ist definitiv irgendwann verändert worden. Seht ihr diese beiden Rillen? Da war jemand dran, auch wenn er versucht hat, es natürlich aussehen zu lassen. Seht ihr? Über den Teil hier rinnt kein Wasser, warum sind die Rillen dann so tief ausgewaschen?“
Jacob streckte die Hand nach der etwa faustgroßen Vertiefung aus.
„Jacob, nicht!“, schrie Bella unversehens, worauf er sofort erstarrte.
Sie lief zu ihm hin, packte ihn am Arm und wollte ihn zu sich herunterziehen.
„Da stimmt was nicht, ich fühle es. Bitte, komm da runter.“
„Geh weg, Bella. Ich verspreche dir, ich bin vorsichtig.“ Er zog seinen Arm aus ihrem schraubstockartigen Griff und schüttelte ihre Hand ab, als sie ihn dennoch festzuhalten versuchte.
Siena sah mit zu Schlitzen verengten Augen zu, wie der Vollstrecker mit den Fingerspitzen über die Rillen fuhr, während sie in ihrem Gedächtnis nach etwas suchte, doch sie hatte keine Ahnung, was es war.
„Jacob! Halt!“
Elijah und Siena hatten wie aus einem Mund gerufen, nachdem sie gleichzeitig einen Geistesblitz gehabt hatten. Siena erinnerte sich an ein Detail aus einer Geschichte, die sie vor über hundert Jahren als Kind gehört hatte, und Elijah, der die Furcht, die plötzlich in ihrem Geist aufflammte, ganz nah und unmittelbar spürte, stimmte in ihren Warnruf ein.
Dieses Mal hielt Jacob inne und hörte damit auf eine Warnung, die er nicht einfach als überfürsorglich abtun konnte. Er sprang in dem Moment von dem Vorsprung, als Siena darauf zuging. Sie machte einen leichtfüßigen Satz hinauf und spürte, wie Elijahs Hand ihr geistesabwesend hochhalf.
Sie musste lächeln, auch als sie sich die staubigen Hände an dem von Legna geliehenen Rock abklopfte. Magdelegna trug eher konservative Sachen, und der Rock war länger und
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