Schattenwandler 03. Elijah
das Hämmern seines Herzens in ihren Schläfen pochte, und sie lachte überrascht auf, als sie fühlte, wie es heiß in der unteren Hälfte seines Körpers pulsierte und wie sein Körper hart geworden war, so sehr begehrte er sie.
Siena atmete tief durch und versuchte, die Verbindung zu ihm zu durchtrennen. Aber sie war so gebannt, dass sie es nicht wirklich wollte. Ihr Körper erbebte, als sie mit der Hand über ihren Bauch und dann tiefer fuhr, als hätte sich ihr Geschlecht plötzlich gewandelt und als könnte sie den männlichen Druck und die sich stauende Hitze unten zwischen dem Dreieck ihrer Schamlippen spüren. Tränen schossen ihr in die Augen, und ihre Qual und ihr Kampf wurden ebenso unerträglich wie bei ihm.
Oh, aber sie konnte auch sein Ehrgefühl spüren. Die Entschlossenheit, seinem Drang nicht nachzugeben, auch wenn es ihn fast umbrachte. Das traf sie ins Mark. Die Erkenntnis, dass sie zwar eine ungeheure Versuchung für ihn war, dass ihn aber weder die geschriebenen noch die ungeschriebenen Gesetze seines Volkes, denen zufolge sie tabu war für ihn, und auch nicht die unvorstellbar grausame Strafe, die er sich selbst hätte auferlegen können, davon abhielten.
Es gab nur eines, was ihn zurückhielt, und das war die Erkenntnis, dass er nie wieder irgendetwas tun würde, was sie verletzte. Dass er lieber sterben wollte, als sie wieder weinen zu sehen oder noch einmal zu erleben, wie sie vor ihm Angst hatte oder wie sie litt.
Ihr ganzes Leben lang, während sie zur Königin heranwuchs, war sie vor vielen Dingen bewahrt worden, aber noch nie hatte sie eine solche Wertschätzung erfahren. Wie war es möglich, dass ein Feind jemandem so viel Achtung entgegenbrachte, der doch alles verkörperte, was er über drei Jahrhunderte hinweg verabscheut hatte?
Geistesabwesend hängte die Königin den Kessel mit dem Eintopf an den Haken über dem Herd und schob ihn über das Feuer. Sie zögerte ganz kurz, als sie sich dem Eingang zum Schlafzimmer näherte. Sie lauschte ihrem eigenen heftigen Atem, schaute einen Augenblick lang mit geballten Fäusten zu, wie er in ihre Lungen strömte und wieder hinaus. Dann befahl sie sich, sich umzudrehen und in die entgegengesetzte Richtung zu gehen.
Abstand halten. Sie musste Abstand halten zu ihm.
Aber stattdessen hob sie ihn auf. Sie begriff nicht, was sie in den Raum trieb, aber sie ging wie unter einem Zwang, und sie konnte erst in dem Moment innehalten, als er zu ihr hochsah. Mit einer ihr unverständlichen Faszination sah sie, wie seine locker herunterhängenden Hände sich zu harten Fäusten ballten. Ihr Atem ging noch schneller, als sie begriff, dass ihr das zeigte, auf was für eine harte Probe seine Selbstbeherrschung dadurch gestellt wurde, dass sie hier im Raum war. Warum ließ sie das so erschauern?
Hitze und Erregung durchfluteten sie, und sie zitterte vor Erwartung. Sie hatte, wie ihr klar wurde, eine große Macht, eine Macht, mit der sie gespielt hatte, seit sie zur Frau geworden war und die aufreizende Wirkung ihres Körpers bemerkt hatte. Sie wusste inzwischen ganz genau, wie sie ihren Körper einsetzen musste, um jemanden zu beruhigen und zu beschwichtigen, zu bezaubern und zu gewinnen, zu locken und zurückzuweisen.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, und er stand auf und blickte sie an. In dem flackernden Licht des Feuers sah sie, wie es in seinem Gesicht arbeitete.
„Siena“, stieß er warnend hervor.
„Elijah.“
Es war das erste Mal, dass sie seinen Namen aussprach, und es hatte eine erstaunliche Wirkung auf sie beide. Sie lachte überrascht und entzückt auf. Es war überhaupt nicht logisch oder sinnvoll; es passierte einfach.
Bei Elijah riss dieses einfache Wort die letzten Verteidigungsmauern ein, die er mühsam errichtet hatte gegen die Verlockung, die von ihr ausging. Sein Name auf ihren Lippen, ausgesprochen mit ihrer klangvollen, verführerischen Stimme, fuhr durch ihn hindurch wie ein heißes Messer durch ein Stück Butter. Er wandte den Kopf von ihr ab und zwang sich leise fluchend, stehen zu bleiben, statt zu ihr zu gehen.
Doch Siena machte seine Bemühungen zunichte. Mit einem vielsagenden Leuchten in ihren goldgelben Augen ging sie auf ihn zu. Sein Kopf fuhr zu ihr herum, und er starrte sie mit glühendem Blick an. Er hörte, wie sich ihre nackten Sohlen leise über den Boden bewegten und dabei Sand und Staub von dem glatten Fels aufwirbelten, wobei sie die Fersen nie ganz auf dem Boden aufsetzte. Die Hände hatte sie hinter dem
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