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Schattenwandler 03. Elijah

Schattenwandler 03. Elijah

Titel: Schattenwandler 03. Elijah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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für das Samhain-Fest treffen.“
    „Was willst du denn auf dem Fest machen? Die Beine hochlegen und Voyeur spielen?“, frozzelte Anya.
    Das Samhain-Fest endete immer damit, dass Hunderte ineinander verschlungene Körper hinter den Bäumen und Büschen im Wald gleich hinter dem Schloss und dem Dorf herumlagen. Syreena hatte keinen Partner, und da sie denselben Beschränkungen unterworfen war wie Siena, konnte sie nur einen einzigen Liebhaber im Leben haben.
    „Weißt du, du kannst von Glück sagen, dass die Königin dich so mag“, drohte ihr Syreena mit einem Funkeln in den Augen. „Sonst würde ich dich selber an den Thron anleinen.“ Die Prinzessin wurde wieder ernst. „Jetzt hast du mich auch unruhig gemacht. Ich glaube, ich werde das Gebiet mal abfliegen.“
    Syreena stand auf und schüttelte ihr Haar, sodass die graue Seite von der braunen verdeckt wurde. Das braune Haar legte sich sofort um ihren Körper. Ihre menschliche Gestalt wurde zu Federn und Schwingen, und mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit, die Anya in Erstaunen versetzte, flog Syreena durch das Gewölbe des Thronsaals.
    Gleich darauf schwang sie sich aus dem unterirdischen Schloss in die Lüfte und ließ Anya mit ihren Sorgen allein.
    Einerseits beneidete Anya die reinrassigen Gestaltwandler, andererseits aber auch wieder nicht. Zwar konnten die meisten Gestaltwandler ihre Form willentlich ändern. Das war praktisch und für die Befehlshaberin der Armee der Lykanthropenkönigin ungeheuer wertvoll. Und außerdem war es wahrscheinlich äußerst amüsant, die Welt aus der Sicht eines Tieres zu erleben.
    Auf der Liste der Nachteile stand jedoch die Neigung der Lykanthropen zu einem nur schwer zu beherrschenden tierischen Verhalten. Während besonders starke Persönlichkeiten wie Siena oder Syreena ihre Triebe meist unter Kontrolle hatten, hatte die Mehrheit der Bevölkerung ihre niederen Instinkte weniger gut im Griff. Auch Anya hatte angeborene tierische Eigenschaften; sie machten sie zu einer entschlossenen Kämpferin und zu einer hervorragenden Strategin. Aber es hätte ihr widerstrebt, wenn sie unter dem Diktat ihrer Instinkte gestanden hätte. Kontrolle war für sie äußerst wichtig.
    In diesem Augenblick hieß Kontrolle, dass sie sich selbst zum Handeln zwang. Syreena hatte ihr einen Vorschlag gemacht. Sie sollte diejenigen aus ihrer Elitetruppe ausschicken, die sich in Vögel verwandeln und somit das Land schnell überfliegen konnten, ohne sofort bemerkt zu werden. Vielleicht würde Siena einen von ihnen vorbeifliegen spüren. Aber solange er weiterflog, würde er sie nicht stören, falls es tatsächlich das Bedürfnis nach Einsamkeit war, das sie fortgelockt hatte.
    Wenn ihr Verschwinden aber einen anderen Grund hatte, würde Anya es sich nie verzeihen, dass sie nichts unternommen hatte. Siena war ihre Schwester, und sie war auch eine Freundin. Es wäre pflichtvergessen, wenn sie nicht die ganze Zeit den Schutz der Königin im Auge hätte. Vor allem in Zeiten wie diesen.
    Siena war eine bemerkenswerte Herrscherin mit unvergleichlichen Fähigkeiten. Auch wenn Syreena notfalls an ihre Stelle treten konnte, so hatte sie doch nicht die gleiche Nähe zum Volk wie Siena. Die Prinzessin hatte einen Großteil ihres Lebens in der klösterlichen Abgeschiedenheit von The Pride zugebracht. Wie ihre großen und weisen Lehrer dort wusste sie mehr über theoretische Hintergründe und Zusammenhänge als darüber, wie man eine Beziehung zu anderen aufbaut. Das zeigte sich oft bei ihren Zusammenkünften, und die anderen fühlten sich dabei genauso unbehaglich wie sie selbst.
    In diesen Zeiten brauchten die Lykanthropen eine Herrscherin wie Siena. Niemand konnte sie ersetzen, schon gar nicht die ausgesprochen kontaktscheue Prinzessin. Ihre Zeit würde vielleicht noch kommen, wenn Sienas friedenstiftendes und segensreiches Wirken das blutrünstige Erbe ihres Vaters beseitigt hatte.
    Die Bemerkung, sie solle Vorbereitungen treffen für Samhain, war als Scherz gemeint gewesen. Syreena würde sich nicht blicken lassen bei den Festlichkeiten und unter den feiernden Massen. Siena hatte sich fest vorgenommen, Syreena diesmal dazu zu bewegen, daran teilzunehmen, und darum war es Anya gar nicht recht, dass sie nicht da war. Siena konnte ihre Schwester nicht dazu überreden mitzufeiern, wenn sie nicht da war, dabei hatte sie wochenlang von nichts anderem geredet.
    Nein. Irgendetwas stimmte da nicht.
    Anya verließ den Thronsaal, um zu ihrer Elitetruppe zu gehen

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