Schattenwandler 04. Damien
Geruch des Todes gab es einen frischen Vampirgeruch. Damien.
Sie hatte noch gehofft, dass Lucia sich vielleicht getäuscht hatte, dass sie hier keine Spur von ihnen finden würde, doch das war natürlich ein dummer Wunschtraum gewesen. Damien war leidenschaftlich, was seine Leute betraf, noch leidenschaftlicher als mit ihr.
Sie schob ihre Enttäuschung beiseite und verbarg sich in der Dunkelheit, um seine Spur aufzunehmen.
Sie hielt nicht nach irgendeinem konkreten Hinweis Ausschau; es war mehr die Visualisierung einer Spur, die aus einer Summe kleiner Informationsmengen ihrer verschiedenen Sinne bestand.
Syreena ließ die anderen Informationen außer Acht, einschließlich Jasmines erkennbarer Spur, und konzentrierte sich ganz auf ihren Gefährten.
Sie hatten die Höhle gemeinsam verlassen.
Schön und gut, aber konnte sie die beiden im Fliegen verfolgen?
Es war Damiens kraftvolle Spur, die sie davon überzeugte, dass sie es konnte.
Entweder gab er sich nicht die geringste Mühe, seine Pläne zu verbergen, oder sie entwickelte ein Geschick darin, ihn aufzuspüren. Dazu kam noch ihre natürliche Begabung, Dinge zu entdecken, die durch die Luft getragen wurden, und vielleicht hatte sie ja Glück.
Rasch machte sie sich auf die Suche nach ihm.
Wie sich herausstellte, war es viel einfacher, Jasmines und Damiens Spur zu verfolgen, als sie erwartet hatte. Natürlich hatten sie keinen Grund, ihre Spur zu verwischen, selbst wenn Ruth oder einer ihrer Anhänger beschlossen hätte, sie zurückzuverfolgen. Doch dann erkannte Syreena, dass Ruth auf jeden Fall die Überlegenere gewesen wäre, und das war ein unerträglicher Gedanke. Sie flog noch schneller hinter ihnen her.
Syreenas Vorteil war, dass sie einer frischen Spur folgte, im Gegensatz zu Damien und Jasmine, deren Spur beinahe vierundzwanzig Stunden alt war. Sie betete, dass sie die beiden einholte, bevor sie in Schwierigkeiten gerieten.
Ihr Herz pochte angsterfüllt, als sie bemerkte, dass sie wieder in Richtung Frankreich, dem Mistralgebiet, flogen. Es war verständlich, dass sie besorgt war, versuchte sie sich selbst zu sagen, weil sie das letzte Mal, als sie in der Gegend gewesen war, so viele Schmerzen und so viele Ängste durchgemacht hatte. Ihre Selbstanalyse trug nicht gerade dazu bei, ihr rasendes Herz und ihre wirbelnden Gedanken zu beruhigen. Die Vorstellung, dass Damien sich der Bedrohung durch diese wahnsinnige Frau aussetzte, war beinahe niederschmetternd.
Syreena sah sich jetzt aufmerksamer um und flog dicht über dem Boden, zwischen Bäumen hindurch und darüber hinweg, um möglichst unbemerkt zu bleiben. Sie wusste, sie war bereits in der Nähe von Brise Lumineuse . Sie bemerkte außerdem, dass die Spur bald enden würde. Ruth hatte einen neuerlichen Grund, auf Mistralgebiet herumzuschleichen, und sehr wahrscheinlich war sie noch immer da, weil sie einen bestimmten Plan verfolgte.
Das hieß, dass die Informationen aus dem Buch, das sie Jasmine gestohlen hatte, ihrer Wut kein neues Ziel gegeben hatten. Ruth hatte bereits einen Vampir rekrutiert und war auf Vampirterritorium gewesen. Wer sagte, dass sie dort nicht sehr bald wieder auftauchen würde, um noch mehr Schattenwandler zu Gefolgsleuten zu machen?
Bei diesen Gedanken wurde es Syreena ganz schwindlig. Sie ließ sich für einen Augenblick auf einem Ast nieder, schüttelte nervös ihr Gefieder und strich es glatt, während sie mehrmals tief durchatmete und neue Kraft schöpfte.
Sie war jetzt nah dran, das wusste sie. Ganz nah.
Auf einmal hatte Syreena Angst, sich noch näher an die beiden heranzuwagen. Sie war schließlich nicht dumm. Jasmine und Damien hatten mentale Fähigkeiten, die sie davor schützten, von Ruth entdeckt zu werden. Wenn sie mitten in diese Situation hineinflog, und die Vampire versteckten sich oder benutzten irgendeinen Trick, würde sie sie allein schon durch ihre Gedanken verraten.
Dann wurde ihr klar, dass sie genauso schuld war wie Damien, dass sie das nicht bedacht hatte. Und sie wurde noch wütender auf ihn. Wenn er Unterstützung brauchte, wie sollte sie das dann erfahren? Wie sollte sie ihm so überhaupt eine Hilfe sein? Wenn sie diese Situation unbeschadet überstanden, würde sie ihn eigenhändig umbringen.
Sie schloss die Augen und versuchte sich zu beruhigen. Wenn sie so weitermachte, würde sie jedem, der in der Lage war, sie zu erspüren, ihre Anwesenheit verraten. Als Falke war sie natürlich von anderen Raubvögeln nicht zu unterscheiden, es sei
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