Schattenwandler 04. Damien
halten.“
Jasmine hatte recht. Damiens Bedürfnis herauszufinden, wer der abtrünnige Vampir war, überwog alle Bedenken.
Eilig verließ er seinen rumänischen Besitz mit Jasmine an seiner Seite.
Es dauerte über eine Stunde, bis Syreena bemerkte, dass Damien das Areal ganz verlassen hatte. In dieser Zeit war sie damit beschäftigt gewesen, kleine Zänkereien zu schlichten, Aufgaben zu verteilen und über misstrauische Blicke aus immer mehr Zimmerecken hinwegzusehen. Der Stab aus Vampiren hatte rasch festgestellt, dass sie nicht eine von ihnen war. Sie wusste es, weil es für sie immer schwieriger wurde, dass sie auf ihre Bitten eingingen.
Doch sie wollte sich deswegen nicht bei Damien ausheulen, deshalb versuchte sie die Situation selbst in den Griff zu bekommen, aber sie hatte keinen einzigen Verbündeten, und sie kam lange nicht so voran, wie sie es gekonnt hätte. Jasmine hatte natürlich genau auf so etwas gehofft. Bestimmt war sie deshalb nirgends aufzufinden.
Syreena hatte damit gerechnet, jedoch nicht damit, dass Damien sie in einer so feindseligen Atmosphäre allein ließ. Andererseits war sie froh, dass er ihr nicht über die Schulter schaute, sondern ihr alles selbst überließ.
„Nun, Syreena, du kannst wohl nicht beides haben“, sagte sie leise zu sich.
Er war wahrscheinlich nur auf die Jagd gegangen. Mit oder ohne Jasmine, Syreena war das vollkommen gleich. Trotzdem hoffte sie, er käme schnell zurück, weil sie ein Dienstmädchen sah, das den Kamin reinigen sollte und das sie stattdessen nun schon zum dritten Mal im Flur herumstreichen sah.
Syreena hatte auf einmal genug.
Sie trat vor das Mädchen hin, als dieses den Hauptsalon betrat, wo vier Arbeiter gerade alles in Ordnung bringen wollten. Syreena warf einen Blick auf den bereits gereinigten Kamin und ließ ihrer Wut freien Lauf.
„Oria!“
Das Geplauder im Raum verstummte schlagartig, und das Mädchen fuhr bei dem schneidenden Ton, in dem die Prinzessin ihren Namen aussprach, erschrocken zusammen.
„Ja?“, fragte das arbeitsscheue Mädchen mit sorglosem Grinsen.
„Der Kamin hier ist bereits gereinigt“, sagte Syreena ihr.
„Ja und?“
Syreena sah die neugierigen Blicke der vier anderen im Raum.
„Dann kannst du jetzt ja damit anfangen, die Toiletten zu putzen“, sagte Syreena mit aufgesetzter Freundlichkeit. „Ich schlage vor, du kümmerst dich darum.“
Das Mädchen stemmte augenblicklich die Hände in die Hüften und streckte empört den Rücken, während sie sich eine Erwiderung zu überlegen schien.
„Und wenn du frech wirst“, sagte Syreena in warnendem Tonfall, „fliegst du hier in hohem Bogen raus, hast du mich verstanden?“
„Das kannst du nicht tun. Du bist ein Niemand. Nächsten Monat wird sich Damien mit irgendeinem anderen Mädchen in seinem Bett wälzen, und du bist abgeschrieben!“
Von den anderen war unterdrücktes Kichern zu hören.
Drei Sekunden lang.
So lange brauchte Syreena, um das vorlaute Mädchen an der Kehle zu packen und mit einem Krachen, das beunruhigend klang, an die nächste Steinwand zu knallen. Das Dienstmädchen gab ein gurgelndes Geräusch von sich, und ihre Hände streckten sich nach dem eisernen Griff der Hand aus, die sie an der Wand festhielt. Das Vampirmädchen war zu jung, um zu wissen, wie man ohne Sauerstoff auskam, also schnappte sie verzweifelt nach Luft.
Als die anderen ihr zu Hilfe kommen wollten, wandte sich Syreena mit einem wütenden Knurren zu ihnen um, sodass sie mitten in der Bewegung innehielten.
„Wer vorhat, mich anzurühren, wird sehr genau feststellen, wie viel ich dem Prinzen bedeute“, drohte sie mit eisiger Stimme. „Ich versichere euch, er wird etwas viel Schlimmeres tun, als euch von hier zu verbannen.“
Ihre Selbstgewissheit wirkte einschüchternd. Sie wichen zurück und beobachteten mit wachsamem Blick, was sie als Nächstes tun würde. Sie wandte sich wieder dem jungen Ding zu, das sie immer noch festhielt.
„Das mit dir wird den anderen eine Lehre sein, Mädchen. Ich wiederhole mich nicht gern, und ich spreche eine Warnung nur einmal aus. Ich bin eine Lykanthropenprinzessin, und ich bin es gewöhnt, dass man mir aufs Wort gehorcht. Und auch im Hause meines Gemahls werde ich mich nicht mit weniger zufriedengeben.“
Und mit dieser Bemerkung würde es mit der Vampirgerüchteküche ein Ende haben. Die vier im Raum würden unverzüglich herumerzählen, wer sie war und was sie war und dass sich hinter ihrer gelassenen Art eine kurze Lunte
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