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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Widrigkeiten auszuhalten. Es machte ihr nicht so viel aus wie einem menschlichen Wesen oder wie einem Schattenwandler.
    Sie war in einem Waldgebiet, und die eine Hälfte der Bäume stand nackt und kahl in der Landschaft, das andere waren Schatten von Fichten und anderen Nadelbäumen. Sie marschierte los; das Knirschen des Schnees war das einzige Geräusch um sie herum. Darunter waren natürlich die normalen Geräusche des Waldes zu hören. Doch selbst die dürften bald verstummen. Sie war ein Raubtier, etwas, das man fürchten musste. Während sie sich verwandelte, stellte sie allerdings nur für kleinere Tiere eine Bedrohung dar.
    Sie war versucht, ihre Kleidung abzulegen und sich in den Falken zu verwandeln. Sie genoss das Fliegen am klaren Nachthimmel. Doch man erwartete von ihr, dass sie sich an diesem ersten Abend, da die Bibliothek geöffnet war, um bestimmte Dinge kümmerte. Es war schon schlimm genug, dass sie einfach davonmarschiert war. Sie würde sich einen kurzen, erfrischenden Spaziergang im Schnee genehmigen und dann zurückkehren. Sie wollte einen klaren Kopf bekommen, um ihren Blickwinkel wieder zurechtzurücken. Die Natur hatte etwas Meditatives, daher hoffte sie, sie könnte so etwas zur Ruhe kommen. Die Stimmung, in der sie den Vampirprinzen begrüßt hatte, konnte sie sich nicht erlauben. Es war ihre Pflicht, sich genau gegenteilig zu verhalten, höflich und diplomatisch zu allen Schattenwandlern zu sein, die keine Bedrohung für sie darstellten.
    Denn es gab keine Möglichkeit, Politik außen vor zu lassen. Eine Beleidigung, egal, ob es um jemand so Mächtigen ging wie Damien oder um einen einfachen Bewohner der Schattenwandlerwelt, konnte weitreichende Folgen haben und einen Krieg heraufbeschwören.
    Syreena ging langsam durch die finstere Nacht. Es gab keinen Mond am Himmel, jedenfalls drang er nicht durch die dunkle Wolkenschicht, die tief über den Baumwipfeln hing.
    Sie musste ernsthaft herausfinden, was mit ihr nicht stimmte. Es war, als hätte sie sich in das verwirrte, launische Kind zurückverwandelt, das sie gewesen war, bevor man sie zu The Pride geschickt hatte. Doch sie war kein Kind mehr. Sie war hundertacht Jahre alt, gut ausgebildet, hochintelligent und emotional ausgeglichen.
    Normalerweise.
    Sie wusste, dass Frieden bessere Wirkungen zeigte als Krieg. Sie wusste, dass Streit und Missmut sich selbst vermehrten, so wie eine sanfte Stimme und ein ebenso sanfter Umgang miteinander durch Respekt erwidert wurden.
    Syreena blieb unvermittelt stehen, weil sie meinte, hinter sich ein Geräusch gehört zu haben. Jäh drehte sie sich um und spähte mit ihren scharfen Augen in die Dunkelheit. Es war nichts zu sehen. Nicht einmal ein Tier.
    Sie dachte, es sei irgendein Echo oder eine Sinnestäuschung gewesen.
    Sie zitterte jetzt heftig vor Kälte, achtete jedoch nicht auf das unbehagliche Gefühl. In ihrer menschlichen Gestalt fühlte sie sich tatsächlich am angreifbarsten und verbrachte deshalb einen Großteil ihrer Zeit als Falke. Sie würde die Delfingestalt öfter wählen, wenn es, abgesehen von dem Höhlensee, eine Wasserquelle gäbe, die tief genug wäre. In diesen beiden Tiergestalten war sie wenigstens geschützt vor solch extremen Temperaturen.
    Wieder hörte sie hinter sich ein seltsames Geräusch. Diesmal fuhr sie herum und ging instinktiv in Deckung. Sie stützte sich mit einer Hand im Schnee ab und starrte in die Dunkelheit. Noch immer war nichts zu sehen. Doch diesmal konnte sie nicht darüber hinweggehen. Sie bemerkte plötzlich, dass nicht sie die einzige Ursache dafür war, dass es in dem nächtlichen Wald so unnatürlich still war.
    Syreena spürte einen plötzlichen Windhauch, der ihr von hinten durch das Haar fuhr. Als sie sich mit einem Ruck umwandte, bemerkte sie, dass man sie ausgetrickst hatte.
    Und dass es ein mentaler Trick gewesen war.
    Sie verengte ihre Harlekinaugen, als sie die Frau in der Dunkelheit entdeckte. Sie hatte nur den Bruchteil einer Sekunde Zeit, das vertraute blonde Haar und die blauen Augen zu bemerken, die bebten vor Wut und im Wahnsinn.
    „Komm, spielen wir, Prinzessin“, lud das wahnsinnige Weib sie leise zischend ein.
    Ruth.
    Syreena hatte gerade noch Zeit, den Namen der abtrünnigen Dämonin zu denken, die sich mit Menschen zusammengetan hatte, die mit schwarzer Magie herumspielten, über die sie selbst kaum etwas wusste, da griff die Gestalt schon nach ihr.
    Die Prinzessin wich aus und überlegte, ob sie fliehen sollte. Sie durfte nicht

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