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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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sie nicht zu weit weg war. Sie konnte auch einen Flug unternommen haben; dann wäre es ein viel schwierigeres Unterfangen, sie zu finden.
    Er öffnete die Augen und ging in die Dunkelheit hinein, während er die tödliche Stille um sich herum wahrnahm. Spezialmembranen legten sich automatisch über seine Augen, und in einiger Entfernung ragte ein rosafarbener Hitzerest auf wie ein Neonfeuer. Damien war sich sicher, dass da ein lebendes Wesen gewesen war, also setzte er seinen Weg fort.
    Weshalb er sich gedrängt fühlte, sich für etwas zu entschuldigen, das wahrscheinlich nicht einmal eine Beleidigung gewesen war, wusste Damien nicht. Während seines langen Lebens hatte er gelernt, dass es oft besser war, seinem Instinkt zu folgen. Als Damien sich dem verblassenden rosafarbenen Fleck näherte, bemerkte er, wie die Konturen sich auflösten. Das Letzte, was noch deutlich zu erkennen war, war ein Handabdruck im Schnee. Dann war da ein Flackern, dessen Herkunft er nicht eindeutig bestimmen konnte.
    Er stellte auf Normalsicht und ließ sich in der Nähe eines großen Kreises mit zertrampeltem Schnee auf ein Knie sinken. Das Einzige, was er in der Dunkelheit sofort sagen konnte, war, dass keine Fußspuren von der Stelle weggingen. Es gab nur die von Syreena und seine eigenen, die dorthin führten.
    Er wollte gerade aufgeben, weil er dachte, dass sie die Stelle offensichtlich fliegend verlassen hatte, als er feststellte, dass die Feuchtigkeit, die am Knie durch seine Hose drang, nicht normal war.
    Sie war nicht kalt.
    Sie war warm.
    Der durchdringende Blutgeruch löste Herzklopfen bei ihm aus.
    Der Vampir fluchte leise und schalt sich wegen seiner Unaufmerksamkeit und seiner Nachlässigkeit, als er eine Handvoll rotgetränkten Schnee aufhob.
    Plötzlich ergab alles einen Sinn. Sämtliche Teile passten auf einmal in schrecklicher Klarheit zusammen. Damien fluchte wieder, als ihm klar wurde, dass jemand mit seiner Wahrnehmung gespielt hatte. Es war unmöglich, dass er eine Blutspur übersah. Nicht einmal in dreißig Metern Entfernung. Seine Fähigkeiten waren überdurchschnittlich, wenn es um solche Dinge ging. Er war der Älteste und Mächtigste seiner Art.
    Und er hatte sich von einem Glitzern in die Irre führen lassen.
    Er stand auf und presste den Schnee in seiner Faust zusammen und ließ ihn achtlos zu Boden tropfen, während er seine Sinne erneut schärfte, diesmal, indem er die List umging und indem er die äußeren Einflüsse abwehrte, die seinen Verstand getäuscht hatten.
    Der Geruch und das Vibrieren eines Kampfes übermannten ihn augenblicklich. Da waren Furcht und Wut und eine so tiefe Verzweiflung, dass er sie zusammen mit dem Geruch von Blut, der nun von überall her auf ihn eindrang, schmecken konnte. Schnee, der noch vor Sekunden weiß gewesen war, zeigte nun Spuren von Blut. Reste von Energie und Wärme lagen über dem Kampfplatz.
    Er hob die Hand zum Mund und atmete tief den Geruch von Blut ein, um sich mit den Hormonen und den Pheromonen vertraut zu machen. Das war eine Lykanthropin, eindeutig Syreena. Die Reißzähne hinter seinen Lippen schossen hervor, und er knurrte leise.
    Erst da bemerkte er, dass er mit dem Schnee ganze Büschel grauen Haars in der Hand hielt.
    Er schüttelte den Schneematsch ab.
    Er hatte ihre Blutspur und konnte sie jetzt viel einfacher verfolgen.
    Das war alles, was zählte.
    Ruth hatte ihre Freude daran, die Lykanthropenprinzessin in eine Ecke des kleinen Raums aus Stein zu schleudern, in dem sie angekommen waren. Syreena konnte nur versuchen, nicht mit dem stark blutenden Kopf gegen die Wand zu knallen.
    Zumindest fürs Erste.
    Im nächsten Augenblick hatte sie die Füße angezogen und stürzte sich mit unerwarteter Berechnung auf die Dämonin. Ruth hatte nicht bedacht, dass diese Lykanthropin nicht einfach ein schwächliches Aushängeschild einer Monarchie war. Syreena gehörte dem Mönchsorden an, und sie hatte fast ihr gesamtes Leben bei The Pride verbracht und herausfinden können, wozu diese Ausbildung sie befähigte.
    Ihr angespannter Bizeps traf Ruths ungeschützte Kehle und riss sie zu Boden. Die Dämonin schlug mit dem Rücken auf. Doch Ruth nutzte ihre liegende Haltung, um Syreena von unten die Beine wegzutreten. Der Atem der Prinzessin setzte aus, und sie sah Sterne, als sie mit dem Rücken und mit dem Kopf auf den Steinfußboden knallte. Allmählich spürte sie, dass der Blutverlust langsam ihr Bewusstsein trübte.
    Das verschaffte Ruth den entscheidenden Vorteil.

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