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Schattenwandler 04. Damien

Schattenwandler 04. Damien

Titel: Schattenwandler 04. Damien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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ihr etwas zuzuflüstern; ein wütendes Zischen und ein kurzer Blick in Richtung Syreena, was ihr das Gefühl gab, dass er sie verhöhnte.
    Syreena holte tief Luft und versuchte, ihre Wut zu zügeln. Es war fast so, als wäre sie auf einen richtigen Kampf aus. Zumindest musste sie sich eingestehen, dass es ihr große Genugtuung verschafft hätte, dem Vampirprinzen das Grinsen aus dem Gesicht zu schlagen. Abgesehen von den politischen Konsequenzen hätte sogar Siena eingesehen, dass er es verdiente.
    Syreena war jetzt nicht in der Stimmung, sich in ein Buch zu vertiefen. Die Bibliothek füllte sich noch immer, und die vielen verschiedenen Schattenwandler waren zahlenmäßig ausgewogen, damit der Frieden weiterhin erhalten blieb. Oder zumindest sagte sie sich das, um eine Rechtfertigung dafür zu haben, wenn sie frische Luft schnappen ging. Sie marschierte durch den Bibliothekseingang hinaus und blieb stehen, um die drei anderen Höhlen zu betrachten, die von dieser abgingen.
    Das Netz aus Höhlen führte kilometerlang weiter, und ein paar Gänge waren so schmal, dass höchstens ein mittelgroßes Tier hindurchpasste. Aus diesem Grund genossen die Lykanthropen die Höhlen so sehr. Der Zugang war schwierig, frisches Wasser und heiße Quellen gab es im Überfluss. Und es war zu jeder Jahreszeit stets angenehm kühl. Außerdem, vielleicht das Beste daran, war es immer dunkel. In gewisser Weise jedenfalls. Man konnte bei Tageslicht kilometerweit durch dieses dunkle Labyrinth wandern und bekam doch nie die Sonne zu sehen.
    Da Sonneneinstrahlung bei Lykanthropen rasch zu einer Vergiftung führt e – und sie mit einer gefährlichen Sonnenkrankheit schlug, an der sie ganz leicht sterben konnte n – , lag der Vorteil der Höhlen auf der Hand. Ein Lykanthrop, der durch die Sonne starke Vergiftungserscheinungen davongetragen hatte, rang tagelang unter schrecklichen Schmerzen mit dem Tod, bevor er schließlich starb. Syreena wäre diesen schrecklichen Tod erst vor einem Monat beinahe gestorben.
    In der Welt draußen war jetzt Winter. Ein russischer Winter, was das Lykanthropenterritorium betraf. Die Höhlen hatten Dutzende von Ausgängen, bekannte und unbekannte, die hinauf zu dem winterlichen Ort führten. Syreena war durch einen Gang gekommen, der früher zu der Höhle führte, in der eine Lykanthropin namens Jinaeri überwintert hatte. Doch Jinaeri hatte die Höhle verlassen in Erwartung des geschäftigen Treibens in der Bibliothek, das womöglich ihren Winterschlaf gestört hätte.
    Syreena wünschte, sie könnte auch Winterschlaf halten. Sie hätte die Einsamkeit und die Ruhe gebraucht. Der Falke und das zweite Element, der Delfin, waren beides Tiere, die auf Wanderschaft gingen. Sie wechselten den Ort, es zog sie in wärmere Zonen, statt dass sie sich zu einem langen Schlaf niederlegten. Vielleicht war das der Grund, warum sie in letzter Zeit nicht stillsitzen konnte. Vielleicht fühlte sie sich deshalb so rastlos und war so leicht aus der Fassung zu bringen.
    In ihrer Rastlosigkeit schlug sie einen der Höhlenpfade ein.
    Als Damien aufblickte, war die Lykanthropenprinzessin verschwunden.
    Er wandte sich von Jasmine ab, um sich in dem riesigen Raum umzuschauen, und runzelte verwirrt die Stirn. Die Prinzessin war ihm nicht vorgekommen wie jemand, der wegrannte und schmollte, doch er dachte kurz darüber nach, ob seine Sticheleien sie vielleicht dazu bewogen hatten. Er legte den Kopf leicht schräg, während er all seine übernatürlichen Sinne einsetzte, um sie zu suchen. Es half nicht viel; die Höhlen erzeugten ein seltsames Echo in seinem sensorischen Netzwerk und reflektierten Geister und Schatten von Wesenheiten, die er nur schwer durchdrang. Das Einzige, was er sicher sagen konnte, war, dass sie sich nicht mehr direkt im Bibliotheksraum befand.
    Er wusste nicht, warum ihn das beschäftigte. Noch immer suchend ging er zum Bibliothekseingang.
    Syreena ging durch den Ausgang, den sie unverhofft gefunden hatte, und trat in den unberührten, knirschenden Schnee und in die beißende Kälte der Winterluft.
    Doch die Luft war klar und erfrischend, und sie sog sie genüsslich ein. Sie schlang die Arme fest um sich, um ihren Körper warm zu halten. Sie trug ein Kleid aus Kaschmir, das nur an ihren Schultern zusammengehalten wurde und das knapp bis zum Knie reichte. Sie hatte nur einfache Slipper an, die nicht dazu geeignet waren, durch den Schnee zu stapfen.
    Doch sie war zum Teil ein Tier und dafür geschaffen, solche

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