Schattenwandler 04. Damien
wehtat.
Sie setzte sich auf und musste sofort nach etwas tasten, wo sie sich abstützen konnte, weil sich alles um sie herum drehte. Ihre Finger berührten Haare, und plötzlich wurde ihr bewusst, dass jemand schnarchend neben ihrem Bett auf einem Stuhl saß und den Kopf auf ihre Matratze gelegt hatte. Sie erkannte sofort Lyrics Haarfarbe.
„Lyric?“
„Ich habe versucht, sie zu wecken. Sie ist erschöpft, das arme Ding.“
Syreena blickte auf zu Windsong, die in ähnlicher Haltung bei Damien saß.
Damien.
Der Blick der Prinzessin ging hinüber zu ihm, und augenblicklich war ihr klar, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmte.
„Bleib in diesem Bett!“ Windsong hatte Syreenas Gedanken erraten, und zwang sie mit strenger Stimme, sich nicht von der Stelle zu rühren.
„Was ist passiert?“, verlangte Syreena von der Mistral zu wissen.
„Vielleicht solltest lieber du mir das sagen. Warum um Himmels willen wiederholt Damien eine Handlung, die ihn schon beim ersten Mal beinahe getötet hätte?“
„ Getötet?“
„Hat er dir das nicht gesagt?“
„Nein“, sagte sie mit einem plötzlichen flauen Gefühl im Magen, und der Raum drehte sich noch schneller. „Er sagte, es gehe ihm gut. Es schie n … “ Sie schluckte schwer. „Es schien ihm nichts anhaben zu können.“
„Nun, ich versichere dir, da war etwas. Er wird abwechselnd warm und kalt. Ich bin keine Vampirexpertin, aber ich weiß, dass sie eine Körpertemperatur haben, die im Laufe eines Tages sinkt. Von warm nach kalt und nicht umgekehrt. Bis zur nächsten Nahrungsaufnahme.“ Sie räusperte sich kurz. „Normalen Nahrungsaufnahme.“
Syreenas Herz setzte einen Moment aus. „Weißt du, was das bei ihm anrichtet? Wird er überleben?“
„Ich denke schon. Wie auch beim letzten Mal. Er ist ein starkes Wesen, und man darf ihn nicht unterschätzen. Außerdem haben Lyric und ich euch in kurzer Zeit schon ziemlich weit gebracht.“
Syreena sah hinunter auf ihre Hand, die unbewusst den Kopf des schlafenden Mädchens streichelte. So viel zu ihrem ersten Versuch, sich frei zu entscheiden, dachte sie gequält und musste blinzeln, weil ihr auf einmal die Augen brannten. Sie wollte nicht herumsitzen und weinen wie ein kleines Kind. Das wäre nicht gut.
Hör auf dami t …
Syreena lachte ein wenig hysterisch, als Damiens Worte von vorhin in ihre Gedanken einsickerten. Wenn er nur gewusst hätte, was er sich da angetan hatte.
Ich weiß es. Und ich würde keine Minute davon missen wollen.
Syreena stöhnte, als ihr klar wurde, dass es wirklich seine Stimme war, die sie in ihren Gedanken hörte. Sie schlug Windsongs schroffen Befehl aus und stieg aus dem Bett. Sie zwängte sich an der fassungslosen Mistral vorbei und warf sich auf Damiens Bett.
„Damien, kannst du mich hören?“
Sie wusste sofort, was Windsong meinte. Damien glühte, er fühlte sich beinahe fiebrig an, wenn so etwas bei seiner Gattung überhaupt möglich war. Sie presste ihre Hände auf seine Brust, spürte seine warme Haut und nahm es als Zeichen dafür, dass er immer noch lebte.
„Syreen a … “
„Pssst!“ Die Prinzessin brachte die Mistral schroff zum Schweigen.
Syreen a …
„Damien! Damien, warum hast du das getan, wenn es dir schadet? Warum hast du es mir nicht gesagt?“
Mach dir keine Sorgen. Ich komme schon wieder in Ordnung. Ich bin dankbar, dass dir nichts passiert ist. Ich dachte schon, ich hätte dir schweren Schaden zugefügt.
„Nein. Nein, mir geht es gut. Ich bin nur müde.“
Windsong war verwirrt. Eine Minute lang hatte sie gedacht, dass die Prinzessin den Verstand verloren hatte, doch nachdem sie dem einseitigen Gespräch gelauscht hatte, bekam sie langsam eine Vorstellung davon, was Syreena in ihrem Kopf hörte.
Natürlich. Vampire waren in der Lage, mit dem Geist eines anderen zu sprechen. Normalerweise waren das Bilder und Sinnestäuschungen, doch sie ging davon aus, dass eine Konversation kein allzu großer Sprung war. Gebannt beobachtete sie, wie Syreena sich dicht an den Prinzen schmiegte, der aussah, als würde er tief und friedlich schlafen. Anscheinend tat er das auch, doch es war nur sein Körper. Seine Gedanken waren anscheinend hellwach und begierig, die der Prinzessin zu erfahren.
Verwirrt stand Windsong auf, um kurz aus dem Raum zu gehen. Sie würde ihnen nur eine Minute geben, und dann würde sie beiden befehlen zu schlafen. Ob sie wollten oder nicht.
Die ältere Mistral ging in die Küche, um nach dem blauen Kleid zu sehen, das
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