Schattenwandler: Adam (German Edition)
Kampf gegen die Kraft, die ihn bannte, zu genießen. Es gab keine Hände abzuwehren, keine Arme zu brechen – keine Schwäche, die er hätte nutzen können, um sich selbst zu befreien. Alle seine früheren Kräfte waren nicht zu gebrauchen, während sie ihn zu der Pforte stieß.
In diesem Moment schoss eine Ranke aus dem Boden und schlang sich um ihre Wade. Das lebendige Ding, durch Magie mit ziemlicher Kraft versehen, zerrte an Ruth und riss sie zu Boden. Sobald ihre Konzentration aufgehoben war, war Damien frei. Er schlug hart auf, rollte sich ab und versuchte aufzustehen, doch sie hatte ihm ziemlich zugesetzt, und davon erholte er sich nicht so schnell. Sein Schmerz befriedigte sie, auch noch, als sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die kleine Hexe richtete, die hinter einem Baum kauerte.
»Das?« Ruth lachte verächtlich. »Ich bin die Schöpferin dieses Zaubers!«
Jasmine und Syreena erholten sich gleichzeitig von ihren letzten Gegnern, warfen den Kopf und ihr Haar zurück und versuchten zu erfassen, was um sie herum geschah. Ihre Blicke begegneten sich, und sie zollten einander einen Moment lang Respekt für ihr Können. Syreenas Fähigkeit, ihre Gestalt im Flug zu wandeln, war schon immer eine ihrer Stärken gewesen, und sie hatte ihr ganzes Leben damit zugebracht, die Kampftechniken der Mönche von The Pride zu erlernen. Sie hatte an deren Wissen teilhaben können und war stets ihre beste Schülerin gewesen. Und obwohl sie diesem Lebensabschnitt schon seit Langem entwachsen war, waren die Fähigkeiten stets zur Hand, wenn sie sie brauchte.
Jasmine zollte Syreena zum ersten Mal Anerkennung. Auf einmal hatte sie das Gefühl, eine völlig andere Syreena zu sehen als diejenige, die sie seit zwei Jahren kannte. Sie verstand nicht ganz, wieso das ausgerechnet in diesem wichtigen Moment geschah. Sie hatten schon früher gemeinsam gekämpft. Jasmine hatte gesehen, wie Syreena alle Register gezogen hatte. Sie hatte nur nie irgendeine Wertschätzung dafür empfunden.
Doch jetzt war keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen. Gleichzeitig dachten beide Frauen an den Vampir, der am Wegesrand gesessen hatte, um zu sehen, wie sich der Kampf entwickelte. Dieser und der Vampir, den Jasmine zu Beginn angegriffen hatte, waren die Einzigen, die nicht tot waren. Es war nicht sinnvoll, sie am Leben zu lassen, denn sie könnten möglicherweise angreifen, wenn Syreena und Jasmine mit Ruth kämpften. Obwohl beide Frauen darauf brannten, es mit der Verräterin aufzunehmen, mussten sie ihren Teil der Schlacht zuerst schlagen.
Allerdings konnten sie keinen der beiden Vampire entdecken.
Doch plötzlich verwandelten sich die Schatten in die Gestalt eines Mannes. Sagan stand mit seinem blutverschmierten Khukuri im Licht des beinahe vollen Mondes. Er warf etwas in Jasmines Richtung, und dank ihrer übernatürlichen Instinkte und Reflexe fing sie es aus der Luft.
Sie öffnete ihre Handfläche, um das lange weiße Gegenstück zu dem Fangzahn zu betrachten, den sie in der Tasche hatte.
»Ich dachte, sie ergeben vielleicht ein hübsches Paar Ohrringe«, meinte Sagan.
Jasmine lachte.
»Perfekt. Hast du beide Vampire erwischt?«
Er nickte. Eine simple Geste, doch sie sagte etwas aus über die Stärke und das Geschick des Bußpriesters. Er mochte seine Position aufgegeben haben, doch seine Fähigkeiten würde er nie verlieren.
Dann zuckte er auf einmal zusammen, als hätte ihn jemand in den Kopf gestochen. Der Ausdruck in seinem Gesicht war eine Mischung aus Furcht und Wut, etwas, was Jasmine noch nie gesehen hatte.
»Valera braucht mich. Sie steckt in Schwierigkeiten.«
Er stürzte davon, um Bäume und Büsche herum, die ihm nur deshalb im Weg zu sein schienen, damit er nicht so schnell vorankam. Doch nichts konnte ihn von seiner Gemahlin fernhalten, wenn sie ihn brauchte. Nichts außer …
Licht.
Sagan blieb unvermittelt stehen und flüchtete hinter einen Baum, um sich vor dem blauen Licht zu schützen, das auf dem Kampfplatz überallhin strahlte. Trotzdem erlitt er Verbrennungen, wo seine Haut bloß war. Irgendwie wirkte Valeras schützender Zauber nicht mehr. Wahrscheinlich weil ihre Konzentration gestört war. Und während sich das Licht zwischen ihm und Valera befand, konnte er nichts tun, um ihr zu helfen. In seinem Geist spürte er ihre Verzweiflung und ihre Unsicherheit. Sie war in diesen Kampf gezogen in dem Wissen, dass sie noch nie jemanden verletzt oder getötet hatte, dass ihr ganz tief drin die Vorstellung,
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