Schattenwandler: Adam (German Edition)
wieder erholt.«
Es zeigte auf das kegelförmige Licht, das aus einer Kristallkugel zwischen den herbstlichen Blättern aufstieg, die auf den Winter warteten, um zu verwelken. Jasmine zögerte, weil sie dem Mädchen nicht traute.
Tu es.
Adams Stimme ertönte wohltuend und klar in ihrem Kopf und gab ihr wunderbar stärkendes Selbstvertrauen und Kraft. Sie zögerte nicht länger und stürzte mit ihrer Gefangenen im Schlepptau auf den Lichtkegel zu. Sie brauchte nur ein paar Schritte, um Schwung zu holen und Ruth an den Haaren durch die Luft zu schleudern. Die abtrünnige Dämonin flog kreischend vor Wut in das Licht und wollte Drohungen und Flüche ausstoßen, doch dann erkannte sie, dass alles, was sie war, alles, wonach sie gestrebt hatte, nun ein Ende fand.
Das Licht traf sie, und Magie entlud sich um sie herum, Magie, die von ihrer eigenen Energie gespeist wurde und die ihre Schöpferin mit mächtigen, gierigen Armen willkommen hieß. Ruth wurde von einem Schwall blauer Energie verschlungen und in die Kristallkugel hineingesogen, während ihre Schreie noch immer zu hören waren.
Dann gab es einen Blitz aus blauem elektrischen Licht, und plötzlich war alles still und dunkel. Der einzige Lichtschein war jetzt der Mond am Himmel und das kaum wahrnehmbare Glühen der Kristallkugel zwischen den Blättern.
Jasmine ging zu der Kugel und stieß mit dem Fuß dagegen. Das Licht darin flackerte einen Moment lang, das glatte Glas glühte kurz auf und zeigte das vertraute Gesicht der Dämonin, das verzerrt war vor Wut.
Ohnmächtiger Wut.
»Kommt sie da je wieder heraus?«, wollte Jasmine wissen.
»Nein. Falls nicht jemand einen Gegenzauber ausspricht, um sie zu befreien«, sagte die dunkelhaarige Dämonin. »Die einzige Person, die dazu in der Lage wäre, ist jetzt hier eingesperrt. Doch ihr solltet sie vernichten. Zerstampft sie zu Staub. Dann könnt ihr sicher sein, dass niemand sie befreien kann.«
Jasmine hob die Kugel auf, drehte sie einmal in den Händen, um einen Blick auf Ruths wütendes Gesicht zu werfen, und lächelte.
»Weißt du, ich glaube, ich behalte sie. Sie macht sich bestimmt gut auf meinem Schminktisch«, sagte sie.
Die Dämonin blickte sie lange an, während ihre seltsamen Augen eine ganze Skala von Grautönen durchliefen.
Dann verzog sie die Lippen zu einem kleinen, jedoch aufrichtigen Lächeln. Irgendwie hatte Jasmine das Gefühl, dass die Dämonin nicht oft Gelegenheit hatte zu lächeln. Spontan wollte sie die Gedanken der Fremden durchforsten, doch sie musste feststellen, dass sie vollständig ausgesperrt war. War sie etwa eine Geistdämonin? In diesem Fall musste sie sehr stark sein, dass sie eine Telepathin wie Jasmine abwehren konnte.
Die anderen Mitstreiter waren langsam näher gekommen und hatten sich im Kreis aufgestellt, um Ruths Gefängnis zu betrachten, das sie sich selbst geschaffen hatte. Dann richtete sich die ganze Aufmerksamkeit auf die Dämonin, die nach schwarzer Magie roch und deren Absichten unklar waren.
Sie räusperte sich.
»In ungefähr einer halben Meile Entfernung findet ihr Ruths Versteck. Dort sind noch ein paar, die man außer Gefecht setzen muss. In ihrem Arbeitszimmer findet ihr Windsong, die dort gefangen gehalten wird. Ihr solltet euch beeilen, bevor die Vampire auf die Idee kommen, das Blut der mächtigsten Mistral aller Zeiten zu trinken.«
Dann wandte sie sich an Syreena, die Damien stützte.
»In dem Arbeitszimmer befindet sich ein Amulett, das in einem verschlossenen Kästchen aufbewahrt wird. Ihr werdet es gleich erkennen, denn es ist mit deinen Haaren umwickelt, Syreena. Mit den Haaren, die dir Ruth ausgerissen und die sie später dazu benutzt hat, dich unfruchtbar zu machen. Falls ihr nicht vorhabt, Ruth zu töten, müsst ihr das Amulett zu Asche verbrennen, um seine Wirkung aufzuheben.«
»Wer bist du?«, wollte Adam von ihr wissen und trat vor sie hin. »Warum sollten wir dir vertrauen, wo alles an dir nach schwarzer Magie riecht? Du hast Ruth sogar dabei geholfen, dieses Ding zu bauen, in das sie mich und Damien sperren wollte!«
»Doch sie hat euch nicht erwischt, oder? Ich habe nur dabei geholfen, die Falle zu bauen, in die die abtrünnige Dämonin Ruth schließlich getappt ist. Denk einmal darüber nach.«
Sie legte den Kopf in den Nacken und holte tief Atem. Es war, als hätte sie sich von etwas befreit.
»Ah … da ist es schon«, hauchte sie.
Sie streckte die Hände aus, und Jasmine konnte sehen, wie ihre Fingerspitzen verschwanden.
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