Schattenwandler: Adam (German Edition)
ohnehin schon selbst herausgefunden. Ihren Dienern und Beratern war es ebenfalls nicht verborgen geblieben.
Doch Siena versuchte ihr Kind und vor allem die Gefühle ihrer Schwester zu schützen. Oder zumindest das, was noch davon übrig war. Elijah glaubte, dass es wahrscheinlich keine Rolle spielte. Die Reaktion auf die Neuigkeit würde heftiger ausfallen, wenn Siena es Syreena nicht persönlich erzählte, sondern zuließ, dass es ihr zugetragen wurde. Es war möglich, dass ihre unfruchtbare Schwester dann am Boden zerstört wäre, doch Elijah glaubte nicht, dass es sie so tief treffen würde, wie ihre Schwester es befürchtete.
Wenn Anya noch am Leben wäre, hätte diese Siena vielleicht besser beraten können als er. Schließlich hatte die Halbblut-Generalin beide Schwestern am besten gekannt. Doch Nicodemous hatte Anya letztes Frühjahr im Wald in einen Hinterhalt gelockt und sie nur zum Spaß in Stücke gerissen, damit Siena sie so fand. Ruth gab Elijah noch immer die Schuld am Tod ihrer Tochter und genoss es noch immer, ihn auf jede erdenkliche Weise zu quälen, und sie wusste, dass sie ihn am tiefsten treffen konnte, wenn sie die Frau angriff, die er liebte. Anya war Sienas beste Freundin gewesen, und sie zu verlieren war für das Vertrauen und für das Sicherheitsgefühl seiner Frau verheerend gewesen.
Der Angriff vergrößerte die Angst noch mehr, ihre Schwangerschaft bekannt zu geben. Sie hatte das Gefühl, dass sie damit ein gutes Ziel für Ruths Rachsucht abgab. Innerhalb ihrer eigenen Welt war Siena gut geschützt; ihre Leute und ihr Gemahl würden es nie zulassen, dass ihr dort etwas zustieß. Doch sie war zu einem Teil ein wildes Tier. Wenn sie die ganze Zeit eingesperrt und wegen ihrer Schwangerschaft rund um die Uhr bewacht würde, würde sie das ganz ohne Zweifel in den Wahnsinn treiben. Elijah musste sich eingestehen, dass er sie nicht beschützen konnte, wenn Nico und Ruth sie überfallen würden, wenn sie allein unterwegs war. Die beiden verfügten über so ungeheure Kräfte, dass niemand vor ihnen sicher war. Und seit Nico Bellas Blut getrunken und die besondere Kraft der kleinen Druidin in sich aufgenommen hatte … und seit Ruths dreister Attacke gegen Syreena …
Nicodemous hinterließ überall, wo er hinkam, Chaos, und seine wahnsinnige Dämonengeliebte konnte jeden Geist vernichten, mit dem sie in Berührung kam. Es war ein zerstörerisches Mittel, und es war eine Bedrohung von überall her für Elijahs Welt.
So war sein erstes Kind, die Frucht ihrer Liebe, ein Thema in seiner Ehe, das angstbesetzt war und das zu Streit führte, wo es doch genau das Gegenteil hätte sein sollen.
»Hallo, Liebling«, sagte er sanft, als sie sich ungeduldig von ihm umarmen ließ. Sie fuhr ihm mit den Fingern über die blonden Brauen, die genau die gleiche Farbe hatten wie ihr Haar, und strich die Zornfalten dazwischen weg. In letzter Zeit war das eine vertraute Geste geworden.
»Wieder in Sorge?«, fragte sie, obwohl seine Gedanken ihr verrieten, dass es so war.
»Es wird langsam Zeit, Liebes. Du weißt das. Dein Volk muss Gewissheit haben, was das königliche Erbe angeht, und seit Syreena …«
»Ich weiß«, seufzte sie. »Ich kann es sowieso nicht mehr verbergen.«
Elijah führte sie aus dem großen Empfangssaal und bog mit ihr um die nächste Ecke. Nachdem er sich rasch umgesehen hatte, umschloss er ihren Bauch mit seinen großen Händen. Er war bereits so gewölbt, dass er seine Hände ausfüllte, als er damit darüberstrich. Sie lächelte, und sie konnte nicht anders, als diesen Moment zu genießen. Sie hätte nie gedacht, dass sie Gefallen an der Mutterschaft finden würde. Und ehrlich gesagt machte es ihr noch immer ein wenig Angst. Doch die Jahre als Leahs Ersatzmutter hatten ihre Gefühle verändert. Es hatte einer Menge schlauer Maßnahmen bedurft, um eine Schwangerschaft während ihrer fruchtbaren Phasen zu vermeiden. Syreena hingegen war kaum verheiratet gewesen, da begann sie sich bereits nach einem Kind zu sehnen.
Der Gedanke an ihre Schwester ließ alle wohligen Gefühle ersterben. Elijah spürte die Veränderung, sah in ihre traurigen Augen und zog sie an sich. Er nahm sie fest in den Arm und besänftigte sie mit leisen Worten an ihrem Ohr, während sich ihre Augen mit Tränen füllten.
»Wenn nur …«, sagte sie mit brüchiger Stimme.
»Ich weiß. Aber wir dürfen nicht in unserem Kummer baden. Wir dürfen uns nicht etwas wünschen, was es nicht gibt. Wenn Syreena nur
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