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Schattenwandler: Adam (German Edition)

Schattenwandler: Adam (German Edition)

Titel: Schattenwandler: Adam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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beschützt worden wäre? Wenn Nico nur nicht von Bellas Blut getrunken hätte und er und Ruth sich Bellas Kräfte nicht angeeignet hätten? Wenn wir Ruth nur getötet hätten, lange bevor sie Nicodemous begegnet ist? Wenn nur Ruth nie geboren wäre? Ich sage es nur ungern, aber Ruth war ganz entscheidend für die Herausbildung der Eigenschaften eines Geistdämons. Sie war die Erste. Sie war die Erste, die den Status der Ältesten erhielt. Alle, die nach ihr gekommen sind, haben aus ihren Erfahrungen gelernt. Selbst Ruths Wahnsinn war dabei notwendig. Wenn sie Syreena nicht entführt hätte, hätte sich Damien nie in Syreena verliebt.
    Liebling, wir dürfen die Vergangenheit nicht in unseren Köpfen hin und her wenden. Das dürfen wir uns nicht antun. Alles, was wir haben, ist das Hier und Jetzt. Wir müssen mit der gegenwärtigen Situation umgehen und versuchen, die Zukunft so gut wie möglich zu gestalten.« Er strich ihr mit der Hand übers Haar. »Wir können uns bemühen, glücklich zu sein.«
    Sie seufzte.
    »Ich habe Angst, dass es vielleicht nicht möglich ist.«
    Nicht weit entfernt lauschte Leah dem Gespräch, die Arme eng um den Körper geschlungen.
    Wenn doch nur …, dachte sie.
    Später an diesem Abend saß Leah in einer abgeschiedenen Nische, die außerhalb einer der geschäftigeren Höhlen des Lykanthropenhofs lag. Der Mittelpunkt des Hofes und des Schlosses bestand aus einem dicht besiedelten überirdischen Dorf, das den Eingang zum noch dichter bewohnten unterirdischen Schloss und dessen Nebengebäude bildete, die direkt aus dem Stein herausgehauen worden waren. Die meisten Lykanthropen lebten in dem weit verzweigten Netz aus Höhlen unter den rauen Bergen und den wilden Wäldern Russlands. Wahrscheinlich war es in einer dieser Höhlen gewesen, wo sie den grausamen Tod ihrer Eltern miterlebt hatte. Sie war zu jung gewesen, um sich an den Ort zu erinnern, doch im Laufe der Jahre hatte sie Hinweise bekommen, die diese Vermutung nahelegten.
    Die kleine Nische war hübsch ausgestattet mit einer von Hand gemeißelten Steinbank und mit prächtigen Wandbildern, die von den begabten Steinmetzen unter den Lykanthropen angefertigt worden waren. Manchmal versenkte sie sich einfach in die Bilder um sie herum und berührte die gemeißelten Umrisse, ohne an irgendetwas zu denken.
    Das Problem mit Lieblingsplätzen war nur, dass sie nach einer Weile nicht mehr geheim waren. Andere bekamen Wind davon. Und wie zum Beweis hörte sie schlurfende Schritte.
    »Ich kann dich hören, Seth«, seufzte sie.
    Seth steckte den Kopf um die Biegung der Wand, hinter der er sich erfolglos versteckt hatte. Mit seinen zu langen milchkaffeebraunen Locken und der von Sommersprossen gesprenkelten Nase sah er etwas einfältig aus. Er war genauso dunkelhäutig wie sein Vater, und die kleinen Tupfer waren kaum zu sehen, doch Leah hatte zu viel Zeit mit ihm verbracht, um sie nicht zu bemerken.
    Leah rutschte ein Stück und klopfte auf die Bank gleich neben ihr. Seth, der hoch aufgeschossen und hager war, setzte sich sofort hin, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und schlug die Füße übereinander.
    »Ich will dich nicht nerven«, sagte er entschuldigend. »Wenn du willst, dass ich gehe, dann geh ich.«
    » Nee. « Gleichgültig zuckte sie mit den Schultern. »Ist schon okay.«
    In Wahrheit kannten Seth und sie sich von Kindesbeinen an. Seth war der Sohn von Gideon und von Legna, der Dämonenbotschafterin am Hof der Lykanthropen. Er war vermutlich auch der zweite Teil einer Prophezeiung, die zwei Wunderkinder verhieß, von denen Leah das erste gewesen war. Das Problem war nur, dass Leah seit ihrem zweiten Lebensjahr die Fähigkeit gezeigt hatte, die Zeit zu beeinflussen, während Seth nicht den leisesten Anflug seiner angeblichen Macht über das Element Raum gezeigt hatte. In Seths Augen machte ihn das irgendwie … minderwertig.
    »Was hast du so gemacht?«, fragte Seth. »Wieder an die Wand gestarrt?«
    »Halt den Mund.« Sie machte eine Faust und boxte ihn gegen den Arm. Sie fand ihn dürr und schmächtig, und er verzog das Gesicht und rieb sich die Stelle. Doch er jammerte nicht. Er fühlte sich schon mies genug, weil er auf anderen Gebieten schlecht wegkam; er war nicht gerade erpicht darauf, ein Mädchen merken zu lassen, dass es ihm wehgetan hatte. Auch wenn es nur Leah war.
    »Wusstest du, dass ich einen Onkel hatte?«, fragte sie ihn.
    »Logo! Er ist der Vollstrecker!«
    »Nicht Kane! Ich weiß, dass du Kane kennst. Warum

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