Schattenwandler: Adam (German Edition)
aufwuchs. Als Geistdämon war Kane dazu in der Lage, sich zu teleportieren. Er hätte mit seiner Frau jederzeit nach Russland kommen können.
»Wenn ich mich recht erinnere, war Noah Adams bester Freund. Vielleicht solltest du ihn nach deinem anderen Onkel fragen«, schlug Elijah vor.
»Wirklich? Ich kann nach England gehen?«
»Natürlich.« Er grinste. »Kestra und Noah wären begeistert, dich zu sehen.«
»Ja, wahrscheinlich«, seufzte das junge Mädchen. »Aber es stresst Kes, mich zu sehen. Es stresst euch alle.«
Leah wusste, dass das stimmte. Nachdem ihre Eltern gestorben waren, hatte es einen furchtbaren Kampf um das Sorgerecht für sie gegeben. Die Dämonentradition besagte, dass nach dem Tod beider Eltern der Siddah eines Dämonenkindes sofort das Sorgerecht bekam, anstatt abzuwarten, bis sich die Fähigkeiten eines Dämonenkindes zum Ende seiner Jugendjahre von selbst zeigten. Doch Noah und Kestra hatten mit Elijah und Legna darüber gestritten, wer sie aufziehen sollte, bis der richtige Zeitpunkt für ihre Schulung gekommen war. Sie wollten sie am Dämonenhof großziehen und dort, wo der Mittelpunkt des Dämonenlebens war. Doch Leahs Siddahs , Elijah und Magdelegna, lebten beide mit ihren jeweiligen Gefährten am Hof der Lykanthropen. Ein fremder Hof mit fremden Traditionen.
Natürlich folgten Kestras Beweggründe stark den Wünschen ihres Mannes. Sie konnte keine Kinder bekommen, und sie wusste, wie viel Noah für Leah empfand. Sie hatte es als die ideale Gelegenheit angesehen, Noah die Familie zu geben, die er verdiente. Und Leah zweifelte nicht daran, dass die unfruchtbare Königin auch noch aus anderen Gründen diese Idee befürwortete. Sie hatte mitbekommen, dass die Auseinandersetzung in dem Verhältnis zwischen Elijah und dem König Risse hinterlassen hatte … und sogar zwischen Magdelegna und ihrem Bruder. Legna und Noah waren einander früher sehr zugetan gewesen und hatten eine sehr enge Bindung, doch jetzt war das Verhältnis angespannt.
Und das alles wegen Leah.
Schließlich hatte der Große Rat über die Angelegenheit abstimmen müssen. Der Rat stand eindeutig auf der Seite von Leahs Siddah und der Dämonentradition, und so war sie von Elijah und Legna und deren Mann Gideon großgezogen worden. Siena, die Lykanthropenkönigin, und deren Gefolgschaft hatten ebenfalls Einfluss auf Leah genommen.
Leah wusste nicht, ob es ein guter oder ein schlechter Einfluss war oder ob Noah und Kestra vielleicht besser für sie gewesen wären, doch im Grunde war sie froh, dass sie außerhalb der Dämonenwelt aufgezogen worden war. Es lag immer so viel Schwere in den Augen der Dämonen, wenn diese in ihrem Äußeren oder in ihrem Verhalten oder in irgendwelchen ganz banalen Gewohnheiten ihren Vater und ihre Mutter wiedererkannten. Diese Schwere machte sie unweigerlich traurig, und sie fühlte sich schuldig. Sie fühlte sich schlecht, weil sie ihnen Kummer machte, und je älter sie wurde, umso schlimmer schien es zu werden. Sie war ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, während ihr Körperbau und ihr Haar jeden an ihren Vater erinnerten.
»Ich denke, ich bleibe lieber hier«, sagte sie, wie immer, wenn sie darüber nachdachte, ob sie den Dämonenhof besuchen sollte. Im Grunde war sie viel mehr damit beschäftigt, etwas über einen Onkel zu erfahren, von dem sie nie zuvor gehört hatte. »Was kannst du mir über Adam erzählen?«
»Adam? Du meine Güte.« Elijah hielt inne, um das Schwert, das er schmiedete, tief in die Kohlen vor ihm zu stoßen. »Was fasziniert dich so an ihm?«, fragte er seinen Schützling. Er betrachtete ihre gertenschlanke Gestalt und stellte lächelnd fest, dass sie in den letzten Monaten ziemlich gewachsen war. Sie sah außerdem gesund und, wenn man bedachte, was für eine Geschichte sie hatte, recht glücklich aus. Doch dieses Kind würde immer etwas Trauriges an sich haben, dachte Elijah. Der tragische Tod ihrer Eltern hatte in ihrem jungen Geist tiefe Spuren hinterlassen, und jeder, der mit ihr sprach, konnte es in ihrer Seele sehen.
»Nun, ihr wart gute Freunde, nicht wahr?«
Elijah konnte zwar nicht erkennen, was für einen Sinn es haben sollte, Geschichten hervorzukramen über große Männer, die ebenfalls schon lange nicht mehr unter ihnen waren, doch sie war lebhaft und neugierig, und es war ansteckend, sie so zu sehen.
»Ganz ehrlich?«, sagte der große blonde Dämon mit einem schiefen Grinsen. »Dein Vater war Adams bester Freund, mehr noch als Noah.
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