Schattenwandler: Adam (German Edition)
wir es dabei.«
2
»Letzte Woche hatten die Kinder gelbe Blumen in den Haaren«, sagte Syreena leise. Ihr Ausdruck wurde traurig und wehmütig. »Aber jetzt sind sie alle tot und verwelkt. Und ich kann die Kinder nicht mehr finden.« Dann lächelte sie Jasmine strahlend an, und die bunten Punkte in ihren dunkelgrauen Augen funkelten endlich. »Aber wir müssten im Garten frische Blumen finden. Ich denke, Glockenblumen würden hübsch aussehen. Hast du die Kinder gesehen?«
Jasmine wollte die Festung gerade verlassen, als ihr die Lykanthropenprinzessin auflauerte, die mit Damien, dem Vampirprinzen und Jasmines bestem Freund, verheiratet war. Jetzt seufzte sie und versuchte, die Augen nicht zu verdrehen. Syreena konnte negative Gefühle und Feindseligkeiten nicht ertragen, also sprach man am besten sanft mit ihr und spielte mit.
»Hmm … ich denke, sie sind im Hof.«
Oh ja. Stimmt. So wie es um diese Jahreszeit auch keine Blumen in den Gärten gab, egal ob gelb oder blau.
»Oh, aber ich war vorhin dort«, sagte Syreena, während sie abwesend ihre Fingerspitzen betrachtete.
»Da musst du sie gerade verpasst haben«, sagte Jasmine und versuchte, geduldig zu bleiben.
»Meinst du?«, fragte Syreena erwartungsvoll. »Ich werde noch einmal nachschauen.« Sie beugte sich vor und küsste Jasmine auf die Wange. »Ich bin so froh, dass wir inzwischen Freundinnen sind.«
Syreena ging in Richtung Hof davon, die Schleppe ihres Kleids hinter sich herziehend, wobei der Seidenstoff von einer ihrer knochigen Schultern glitt, sodass man sehen konnte, wie dünn sie in den letzten beiden Jahren geworden war. Sie vergaß tatsächlich oft, zu essen und zu baden. Bis Damien sie daran erinnerte und während der ganzen Mahlzeit ihre Hand hielt oder bis er mit ihr in das Becken stieg.
Nein. Syreena verbrachte die meiste Zeit damit, sich um die Kinder zu kümmern.
Kinder, die es nicht gab.
Die es nie gegeben hatte. Die es nie geben würde. Das war das Problem. Als Ruth und Nico sie vor zwei Jahren angegriffen hatten, hatte Ruth in Syreenas Psyche eingegriffen und ihre schlimmsten Ängste und Schwächen verwandelt in …
… in das hier.
Jasmine ließ den Türgriff los und sah sich im Raum um. Sie konnte ihn spüren, wusste, dass er ganz in der Nähe war. Er war immer ganz nah.
Damien löste sich aus der Dunkelheit am anderen Ende des großen Raumes. Er bewegte sich mit der gewohnten Anmut durch den Raum, doch die ganze Stärke und Kraft, die er einst gehabt hatte, waren verschwunden. Er vernachlässigte sich oft und kümmerte sich stattdessen um Syreenas Bedürfnisse. Tage vergingen, ohne dass er auf die Jagd ging, und er wagte es nicht, sich mit dem Blut von Jasmine oder von jemand anderem zu versorgen, weil sich dann Syreenas sanfter Wahn in etwas anderes verwandelte, in etwas Grausames und Gewalttätiges.
Jasmine seufzte, als er ihr nur einen kurzen Blick zuwarf.
Unwillig begleitete sie ihn, während er seiner Gemahlin auf ihren verzweifelten Wanderungen durch seine Festung folgte.
»Damien«, rief sie ihn so freundlich, wie sie konnte, und versuchte, so viel Gefühl und Anteilnahme wie möglich hineinzulegen, um ihn daran zu erinnern, dass sie für ihn da war. Sie wäre immer für ihn da.
Normalerweise beachtete er sie nicht oder nickte kaum merklich und ging weiter, doch jetzt blieb er stehen und wandte sich zu ihr um.
Er sah so müde und traurig aus. Sein attraktives Gesicht dürfte eigentlich nichts über sein Alter aussagen, weil Vampire völlig alterslos waren, doch in den letzten Jahren hatte sich sein Aussehen verändert. Er sah älter aus. Erschöpft. Mutlos. Und Jasmine war nicht die Einzige, die das bemerkte. Wenn ein Prinz geschwächt war, konnte er seinen Besitz und seine Monarchie nicht verteidigen. Es gab Giftschlangen, junge, kraftvolle, starke Giftschlangen, die im Verborgenen auf eine Gelegenheit warteten, Damien den Kopf abzuschlagen und Anspruch auf die Vampirmonarchie zu erheben.
Jasmine war die Einzige, die ihnen im Weg stand. Ihre Stärke und ihre Loyalität schützten Damiens Leben und seine Herrschaft.
»Damien«, sagte sie noch einmal, während sie die Arme um ihn zu legen versuchte. Er wehrte die Berührung ab und blickte besorgt Syreena hinterher, doch im Grunde sehnte er sich nach der Stärke und der Unterstützung seiner besten Freundin und Beraterin. Schließlich ließ er zu, dass sie ihn fest umarmte. Er machte einen tiefen, reinigenden Atemzug und saugte damit Jasmines persönliche Aura
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