Schattenwandler: Adam (German Edition)
bewusst ist, dass keiner von ihnen ohne den anderen lange überleben würde. Und trotzdem … ich habe vier Jahrhunderte ohne dich überlebt … sogar nachdem du mich berührt hattest.«
»Und du hast deswegen die ganze Zeit gelitten«, sagte er ernst. »Das hast du selbst gesagt. Nicht aus Energiemangel, sondern weil ich etwas in dir geweckt und das Versprechen nicht eingelöst habe. Bis heute nicht.«
»Heute. Und heute ist vorbei. Die Sonne geht langsam über der Festung auf. Ich kann es spüren. Der Schlaf ruft.« Sie legte den Kopf schräg. »Du rufst. Auf eine Weise, die mir Angst macht. Dein Blut ist in meinem Körper gekreist wie … wie …« Sie wollte nicht »Gift« sagen. Sie wollte ihn nicht beleidigen.
»Wie Laudanum«, sagte er.
»Doch nicht so heftig oder so betäubend. Stattdessen hat es alles geweckt. Dinge, von denen ich gar nicht gewusst habe, dass sie in mir schlummern. Ich fühle mich … stärker. Dieser Kampf war viel leichter für mich, als ich erwartet habe. Ohne Zweifel, ich bin alt und stark, aber ich habe etwas bekommen, was ich vorher nicht hatte. Ich konnte Dinge spüren. Vorwegnehmen. Ich denke … ich denke, du hast mir das gegeben, was in dir ist und was dich zu einem so ausgezeichneten Jäger macht. Was dich zu einem Vollstrecker macht.«
»Das hat weniger mit meinem Blut zu tun, glaube ich, sondern eher mit der Art, wie unser Verstand miteinander verbunden ist. Ich konnte dich jede Sekunde spüren, und der Instinkt hat meine Gedanken mit deinen verbunden, dich gedrängt, zu handeln und zu reagieren. Und umgekehrt.« Er ging in den Raum und trat neben sie und strich mit den Fingerspitzen über die Rundung ihrer Schulter. Dann berührte er die Wunde an ihrer Stirn, die bereits verheilte. »Ich bin berühmt dafür, dass ich meine Gegner mit dem Kopf treffe, um sie außer Gefecht zu setzen.«
Sie lachte leise. Sie berührte die Stelle ebenfalls, und ihrer beider Finger verschränkten sich zärtlich. »Ich habe mich gefragt, woher das kommt. Und ehrlich gesagt, einem Vampir die Fangzähne auszureißen, ist so ähnlich, wie einem Kerl in die Eier zu treten.«
»Ach so … vielleicht war das noch übrig von meinem Kampfinstinkt als Vampirjäger.«
»Warst du berühmt dafür, Vampiren die Fangzähne auszureißen?«
»Jacob war eigentlich am besten darin. Ich werde es ihm nie erzählen, aber ich habe die Technik bei ihm abgeschaut und sie verbessert.«
»Jacob? Wirklich?« Sie schaute verblüfft drein. »Der Samariter?«
»Na ja, du hast in der Hochphase des Krieges geschlafen, also kanntest du seinen Ruf als Vampirjäger nicht.« Adam hob eine Braue. »Ist mein Bruder jemand, der viel Gutes tut?«
»Er ist ein fanatischer Verfechter des Gesetzes. Und er verteidigt Frieden und Recht um jeden Preis. Es ist ein Wunder, dass er Bella überhaupt zur Partnerin genommen hat. Weißt du, sie waren die Ersten. Ihre Bindung war laut Gesetz verboten. Er hat es trotzdem getan. Diese Sache mit der Bindung … es verändert die Wesen, denke ich.«
Adam konnte ihren nächsten Gedanken spüren. Sie wollte durch eine Bindung nicht so verändert werden, dass sie sich selbst verlor. Wie es in ihrer Wahrnehmung mit Damien und Syreena geschehen war.
»Doch wenn ich es jetzt so betrachte«, sagte sie leise, »hat er sich im Kern nicht verändert. Er ist immer noch der starke, unerbittliche Herrscher, wie ich ihn kenne. Und trotzdem … er ist noch mehr. Da ist eine größere Tiefe. Eine größere Zufriedenheit. Mehr … Farbe.«
»Willst du nicht auch Farbe?«, fragte er sie, während er mit dem Daumen zu ihrer Wange glitt. Ihre Haut war so weich, und seine Schwielen dagegen so rau. Er hatte die Hände eines Schwertkämpfers, und sie die Haut einer Dame.
»Du weißt, dass ich es will«, sagte sie.
Jasmine wandte sich schließlich zu ihm hin, öffnete sich ihm, ihren Körper und sich selbst. Sie konnte nichts dagegen tun. Seine Anziehungskraft war unglaublich. Ihr Oberkiefer schmerzte von dem Bedürfnis, ihre Zähne in ihn zu versenken. Sie wollte diesen einzigartigen Geschmack noch einmal spüren, diesen ungewöhnlichen Genuss noch einmal erleben.
Ihr ganzer Körper erhitzte sich bei dem Gedanken, sein Blut auf der Zunge zu spüren.
»Es wird mir ein Vergnügen sein, deinen Bedürfnissen nachzukommen, kleiner Vamp«, sagte er atemlos, während ihm ihre Gedanken und Gefühle durch den Kopf wirbelten. »Ich hatte allerdings gehofft, dass wir uns konventionelleren Vergnügungen hingeben.« Adam
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