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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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etwas ausplauderst, dann werde ich dich wohl oder übel aus deinem jetzigen Leben fortreißen müssen.“
    Sein unnachgiebiger Blick sprach Bände, als er sich über sie beugte und seine Lippen auf ihre Stirn drückte.
    „Wenn du mich schützt, dann schütze ich dich auch. Und deine Tochter. Sogar vor dem Rest der Welt.“
    Damit verschwand er wie ein fliehender Schatten in der Dunkelheit, und als sie ans Fenster trat, um ihm nachzusehen, bemerkte sie, dass es geschlossen war.
    Wenn die Nacht einkehrte, erwachte South L.A. zum Leben. Grölende Teenager zogen in Grüppchen durch die Gassen, pöbelten jeden an, der ihnen begegnete, oder schlugen hier und da jemanden zusammen, der es gewagt hatte, ihnen einen schiefen Seitenblick zuzuwerfen. Nicht wenige waren bereits im jungen Alter mit Waffen ausgestattet, auch, um sich im Notfall wehren zu können.
    Wenn man sich in diesen Stadtteil von L.A. begab, konnte man davon ausgehen, jegliche Art von Illegalität zu bekommen, die man nur haben wollte. Der Waffenhandel florierte am besten. Niemand wollte in dieser Gegend mehr unbewaffnet aus dem Haus gehen. Doch auch Alkohol und Drogen waren an der Tagesordnung. Mit ein bisschen Geld konnte man sich alles kaufen, von teuren Szenedrogen bis hin zum billigsten Stoff. Kurzum – South Central war ein Tummelplatz für Verbrecher, Drogendealer, Zuhälter und Kleinkriminelle aller Art.
    In dieses nächtliche Treiben war Lex unauffällig untergetaucht. Lässig schritt er über den Bürgersteig und ließ sich von den trunkenen Stimmen tragen, die aus jeder Seitengasse drangen.
    „50 Dollar, mehr kriegst du für die Schlampe nicht.“
    „Alter, gib sofort deine Kohle her, oder ich prügel’ dich windelweich!“
    Das ängstliche Quieken, das der angesprochene Teenager bei dieser Androhung ausstieß, ließ Lex genüsslich erschauern.
    Hier, unter seinesgleichen, fühlte sich der bullige Mann mit dem kahlgeschorenen Schädel am wohlsten. Er wusste, wie er sich verhalten musste, um zu überleben und dabei noch die Vorteile dieses Milieusvollständig auszuschöpfen. Man konnte von ihm sogar behaupten, dass er sich in der Szene einen Namen gemacht hatte. Er war ein beliebter Geschäftspartner, denn er war diskret, aber knallhart. Wer es wagte, ihn zu hintergehen, musste diese Tat bitter bereuen.
    Diese Eigenschaften hatte auch sein Chef wohlwollend bemerkt. Er hatte ihn unter seine Fittiche genommen und ihm die beste und einträglichste Ausbildung zukommen lassen, die Lex sich hatte vorstellen können.
    Nun war er einer der besten Killer der Stadt.
    Man hatte ihn mit den teuersten Waffen ausgerüstet, die er nun unter einem langen, schwarzen Mantel verborgen hielt. Die breite Sonnenbrille verbarg seine Augen und einen Teil seines Gesichts. Seine gesamte Körperhaltung verriet Ruhe und Selbstsicherheit, dennoch war jede Faser seines Körpers angespannt, während er seinen Scharfsinn suchend durch die Menge gleiten ließ.
    Dies war ein weiterer Faktor gewesen, von dem sein Chef sich sofort hatte begeistern lassen. Er besaß nicht nur die Fähigkeiten eines Killers, sondern auch einen ausgeprägten Instinkt.
    Lex’ Einsatz hatte sich ausgezahlt. Er war zur rechten Hand seines Chefs aufgestiegen und war in jedes seiner Geheimnisse eingeweiht. Keines davon hatte ihn auch nur ansatzweise erschüttern können, denn einem Killer seines Niveaus waren Angst und Skrupel längst abhanden gekommen.
    Im Gegenteil – er lechzte nach der Herausforderung, die sein Chef ihm nun gestellt hatte. Sein Körper stand unter Strom und sein Herz schlug einen Takt schneller als gewöhnlich. Etwas vollkommen Neues, Berauschendes hatte sich ihm offenbart und er wartete mehr als ungeduldig darauf, ob sich die Aussagen seines Vorgesetzten bewahrheiten würden.
    Lex nahm die Sonnenbrille ab und sein mörderischer Blick beobachtete jede Person, die seinen Weg kreuzte.
    Er war auf der Suche. Auf der Suche nach dem Übernatürlichen.
    Sein Jagdtrieb war entfesselt.
    „Wo steckt Dwight?“
    Reagan stand breitbeinig im Türrahmen des Technikraums, die Arme verschränkt und seine finstere Miene verriet seine mehr als schlechte Laune. Seine mühsam im Zaum gehaltene Wut ließ den Raum sofort merklich abkühlen.
    „Dwight? Weiß nicht. Hab ihn nicht mehr gesehen, seitdem er losgezogen ist“, antwortete Cayden.
    Der blonde Vampir lehnte an der stählernen Wand hinter Damir, der brütend vor seinen zahlreichen Bildschirmen saß und verschiedene Möglichkeiten austestete,

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