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Schattenwende

Schattenwende

Titel: Schattenwende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Seck
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leuchtenden Augen zurück.
    Am Abend begutachtete Daphne prüfend ihr Spiegelbild.
    Sie war zugegebenermaßen ziemlich nervös, denn es war bereits kurz vor acht. Reagan würde wohl jeden Moment eintreffen und sie stand immer noch im Bad und grübelte darüber nach, ob sie ihm so unter die Augen treten konnte.
    Sie hatte lange gebraucht, bis sie über ihre Kleiderwahl entschieden hatte. Letztlich hatte sie sich ein knielanges schwarzes Kleid ausgesucht,das ihre Schultern frei ließ und ihre Zierlichkeit betonte. Ihre Haare trug sie entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit offen und die schwarzen Locken fielen in weichen Wellen weit über ihren Rücken. Dazu zierte eine lange Silberkette ihr Dekolleté und breite Kreolen berührten fast die nackte Haut ihrer Schultern. Geschminkt hatte sie sich nur dezent. Auf Make-up hatte sie verzichtet, stattdessen lediglich den Lidstrich nachgezogen und die Wimpern getuscht, was ihren ohnehin schon geheimnisvollen dunklen Augen eine mystische Note verlieh. Ihre Lippen schimmerten verlockend in einem zarten Rosa.
    „Das muss reichen. Wenn er unbedingt mit einem Model ausgehen will, hätte er sich jemand anderen suchen müssen“, versuchte sie sich selbst zu trösten und trat vom Waschbecken zurück.
    „Ach, so ein Quatsch, Mum. Du siehst toll aus“, erklang eine fröhliche Stimme direkt hinter ihr.
    Daphne drehte sich lächelnd um und strich ihrer Tochter, die an der Wand lehnte, sanft über die Wange.
    „Wenn du das sagst, wird es wohl stimmen, Schatz“, antwortete sie mit einem Augenzwinkern.
    Halie nickte heftig, sodass ihre Haare wild durch die Luft flogen.
    „Na klar. Wirklich Mum, du bist total hübsch.“
    Daphne beugte sich zu ihrer Tochter hinab und schaute ihr gespielt ernst ins Gesicht.
    „Na, dann weiß ich ja wenigstens, von wem meine Tochter das geerbt hat.“
    Halie grinste, bevor sie mit dem Finger auf die Schminkutensilien deutete, die Daphne auf dem Waschbecken verteilt hatte.
    „Gehst du aus?“
    „Ja, Schatz. Ein Freund holt mich gleich ab. Wir wollen mal in aller Ruhe was essen gehen“, antwortete Daphne, bemüht darum, möglichst gleichgültig zu klingen.
    Himmel, sie war aber auch so verdammt aufgeregt.
    „Welcher Freund?“, erkundigte sich ihre Tochter arglos, das Kinn neugierig in die Höhe gestreckt.
    „Du kennst ihn noch gar nicht. Solange sind wir noch nicht befreundet“, erwiderte Daphne ausweichend und lächelte gezwungen.
    „Schade.“ Halie zog eine Schnute, ehe sie wieder grinste.
    „Na gut. Viel Spaß, Mum!“
    „Danke, Schatz. Und geh deiner Tante nicht allzu sehr auf die Nerven“, lächelte sie und drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn.
    „Mach ich doch nie“, widersprach diese kichernd und flüchtete mit einem Winken vor der mütterlichen Fürsorge.
    Daphne knipste kopfschüttelnd das Licht im Badezimmer aus und schloss die Tür hinter sich. Sie durchquerte den Flur zu ihrem Zimmer und holte sich ihre Handtasche, ehe sie einen unschlüssigen Blick auf die Uhr warf.
    Noch zwei Minuten.
    Sofort begann ihr Herz schneller zu schlagen.
    „Das kann ja noch ein schöner Abend werden, wenn ich ständig kurz vor einem Herzstillstand stehe“, dachte sie ein wenig amüsiert über ihr eigenes Verhalten, das dem eines Teenagers ähnelte.
    Um nicht länger untätig in ihrem Zimmer herumzustehen, beschloss Daphne, nach unten zu gehen und sich vor der Tür auf die Bank zu setzen.
    Leise schlich sie die Stufen herunter. Aus dem Wohnzimmer drangen Fernsehgeräusche und lautes Lachen. Für einen Moment blieb sie stehen, überlegte, ob sie sich verabschieden sollte. Die Sehnsucht danach, ein Teil der unbeschwerten Atmosphäre zu sein, die in diesem Haus herrschte, formte einen Kloß in ihrem Hals.
    „Ich sollte lieber nicht stören“, dachte sie und setzte ihren Weg fort.
    Im Flur glitt sie in ihre Jacke und schlüpfte durch die Haustür, die sie leise hinter sich ins Schloss zog.
    Die Luft draußen war etwas frisch, aber dennoch mild. Obwohl die Sonne bereits untergegangen war, sah man noch das herrliche Rotorange der Abenddämmerung am Himmel. Vereinzelte Wolkenfetzen zogen über den weiten Himmel und versprachen trockene Stunden.
    Daphne nahm auf der Bank vor der Haustür Platz und schlug die Beine übereinander, während sie auf Reagan wartete. Innerlich hatten sich schon erste Zweifel in ihr breit gemacht, ob ihre Idee, sich von Reagan ablenken zu lassen, wirklich so besonders gut war. Nicht, dass es ihm nicht gelingen würde –

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