Schattenwende
Eindruck intimer Privatsphäre.
Es war wohlig warm. Ein Kaminfeuer prasselte in einer Ecke des Raumes und verlieh dem Restaurant ein natürliches Licht.
Anerkennend schaute Daphne sich um, als sie hinter Reagan, der ihr galant die Tür aufhielt, durch den Eingang trat.
„Das ist ja wunderschön hier“, murmelte sie verzückt und legte den Kopf in den Nacken, um die verschiedenen Figuren, die man in Nischen eingebaut hatte, zu bewundern.
„Ich hatte gehofft, dass es dir gefallen würde“, sprach Reagan leise und nickte einem heraneilenden Kellner grüßend zu.
„Ich freue mich, Sie wieder in unserem Hause begrüßen zu dürfen“, der Kellner hieß sie höflich willkommen und strich sich die vornehme Livree glatt.
„Danke“, antwortete Reagan. „Wir haben einen Tisch für zwei Personen reserviert.“
„Dann seien Sie bitte so gütig und folgen mir!“
Der Kellner verbeugte sich und führte sie an einen Ecktisch. Direkt daneben stand ein großes Aquarium, in dem sich eine Vielfalt bunter Fische tummelte.
Der Kellner zog Daphne einen Stuhl zurück und sie nahm dankend Platz.
„Was wünschen Sie zu trinken?“
„Für mich ein Wasser bitte.“ Sie lehnte sich in dem bequem gepolsterten Stuhl zurück und atmete tief ein.
„Für mich auch.“
Mit einer erneuten Verbeugung nahm der Kellner die Bestellung auf und verschwand zur Theke.
Daphne blickte dem geschäftigen Chinesen nach, ehe sie sich dazu zwang, den Mann ihr gegenüber anzusehen. Auf eine merkwürdige Weise tat es fast schon weh, ihn nur anzuschauen. Er wirkte so überirdisch schön, dass sie es kaum fassen konnte, tatsächlich mit ihm hier zu sitzen, wo er doch bestimmt Besseres zu tun hatte. Seine Sozialkompetenzen schienen nicht besonders ausgeprägt zu sein, daher konnte sie wohl ausschließen, dass er sich aus Mitleid zu diesem Treffen hatte überreden lassen.
Nun beugte er sich zu ihr und ergriff über den Tisch hinweg ihre Hände. Einen Moment lang zog sie es in Erwägung, sie ihm sofort wieder zu entziehen, aber eigentlich war es ein angenehmes Gefühl und so hielt sie still.
Sein Blick war nachdrücklich, bohrte sich in ihren, sodass sie nicht mehr dazu fähig war, wegzusehen.
„Wie gefällt es dir in Brentwood?“
Eine einfache Frage, einfach zu beantworten. Sie war froh, dass sie sich damit auf sicherem Terrain befand.
„Gut. Wirklich, es ist bezaubernd hier. Okay, im Gegensatz zu meinem vorigen Wohnort ist das keine Kunst …“ Sie lächelte.
Er lauschte ihr aufmerksam. Womit hatte sie es verdient, dass solch ein umwerfender Mann den Abend mit ihr verbrachte?
„Ich bin froh, dass du jetzt bei deiner Schwester wohnst. Da muss ich mir nicht allzu viele Sorgen um dich machen. Dort ist es sicher. Und ich bin schnell bei dir, wenn etwas sein sollte.“
Er sprach diese Worte so ernst, fast feierlich. Sie schluckte, denn sie war gerührt.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, Reagan. Mir geht es gut“, widersprach sie und lächelte betont fröhlich.
Er ging darauf nicht weiter ein, neigte den Kopf und musterte sie aus halbgeschlossenen Augen.
„Kommst du gut mit deiner Schwester aus?“
„Mit Janet? Natürlich. Sonst wäre ich nie bei ihr eingezogen. Sie ist wirklich die beste Schwester, die man sich wünschen kann. Sie tut alles für mich, obwohl ich ihr so gut wie nichts zurückgeben kann.“
Reagan runzelte die Stirn und streichelte mit dem Daumen ihre Finger.
„Das würde ich so nicht sehen. Ich denke, deine Schwester weiß, dass du dasselbe für sie machen würdest, wenn sie deine Hilfe bräuchte. Richtig?“
Daphne nickte automatisch. Natürlich würde sie das. Für ihre kleine Familie würde sie durch die Hölle gehen.
„Siehst du. Wie steht es mit dem Rest deiner Familie?“
Ein Schatten glitt über Daphnes hübsches Gesicht.
„Ich habe keinen Kontakt mehr zu ihnen.“
Als spürte er instinktiv, dass sie nicht über dieses Thema reden wollte, hakte er nicht weiter nach, verschränkte stattdessen seine Finger in ihren.
„Erzähl mir mehr von dir. Ich will deiner Stimme zuhören.“
„Aber was soll ich dir denn erzählen? Ich bin eine ganz normale Frau, die nichts Besonderes erlebt hat.“
„Hm. Aus welchem Grund hast du angerufen und mich um ein Treffen gebeten?“
Mit dem Daumen glitt er liebkosend über die weiche Haut ihres Handrückens, während er sie weiterhin mit seinem Blick gefangen hielt.
„Es war nur … Ich dachte, ein kleiner Ausflug würde mir mal ganz gut tun.“
Sie
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