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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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und ließ eine enttäuschte Anna zurück.
    »Was hat der nur in seinem Arbeitszimmer? Einen Geheimgang ins Moulin Rouge?«
    Ich musste lachen. »Meinst du nicht, du überschätzt das Nachtleben dieser Kleinstadt? Das müsste schon ein sehr langer Geheimgang sein!«
    Anna schmollte, während ich mir noch ein paar Notizen machte. Im Bild waren mir einige Details aufgefallen, denen ich demnächst einmal in Ruhe nachgehen wollte. Ohne das Anna-Kind.
    Auf einmal bemerkte ich, dass sie bereits ein paar Minuten starr dastand und den Kopf neigte.
    »Hörst du das?«, flüsterte sie mit ungewohnt ernster Miene.
    Ich horchte und dann bemerkte ich es auch. Ein Geräusch. Es klang gedämpft, wie ein Schleifen.
    Kurz entschlossen ging ich auf die Tür zu.
    Anna zischte und lenkte damit meine Aufmerksamkeit auf sich. »Das klingt … unheimlich, oder? Nicht nach Schritten. Jedenfalls nicht von einem Menschen.«
    Ich verdrehte die Augen und öffnete die Tür. Was erwartete uns da draußen? Poltergeister? Auf dem Gang lauschte ich wieder. Es war etwas lauter geworden. Jetzt klang es wie das Scharren von Krallen und machte inzwischen auch mich ein bisschen nervös. Spontan versuchte ich die Labortür zu öffnen, aber sie war verschlossen. Vondort kam das Geräusch auch nicht, sondern aus der Tiefe des Gangs, der rechts weiterführte. Wohin, hatte ich mich bis eben noch nicht gefragt.
    Plötzlich hörte ich lautes Atmen genau neben meinem Ohr. Ich fuhr herum – und sah in Annas entsetztes Gesicht. Wen hatte ich erwartet?
    »Musst du mich so erschrecken?«, fragte ich genervt.
    Sie zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür zu Cyriels Arbeitszimmer. Ich spähte über ihre Schulter. Drinnen flackerte das übliche Fackellicht, aber der Raum war leer.
    Aus der nächsten Halterung nahm ich eine brennende Fackel und hielt sie vor mich, während ich dem Gang weiterfolgte, dem Geräusch entgegen.
    »Willst du etwa allein nachsehen?«, flüsterte Anna.
    »Nein, mit dir! Du wolltest doch wissen, was das ist.«
    Ihre Augen funkelten im Licht der Fackel. »Und das da ist deine Waffe?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich brauch nur mehr Licht«, sagte ich und hoffte, dass sie die eindeutige Lüge überhörte.
    »Ich fand diesen Tiefkeller von Anfang an scheißunheimlich!«, schimpfte sie ungewohnt heftig. »Mein nächster Auftrag wird über der Erde sein!«
    Langsam ahnte ich, dass Anna hier unten einige Ängste bekämpfte, nicht nur vor dem Dreck, der an ihrer Kleidung kleben bleiben könnte. Und ich nahm es ihr übel, dass sie mich angesteckt hatte. Bis vor Kurzem war ich wirklich nicht schreckhaft gewesen. Und genau aus diesem Grund wollte ich ihr zeigen, dass dieser Spuk eine völlig natürliche Ursache hatte.
    Wir näherten uns den Geräuschen, die immer wieder mit kurzen Unterbrechungen zu hören waren. Konnten das Tiere sein?
    Der Gang machte jetzt eine enge Kurve und wir standen vor einer massiven Holztür. Die Ursache für das Scharren musste sich direkt dahinter befinden! Aber wenn es ein Mensch war, könnte er die Tür doch einfach öffnen oder daran rütteln?
    Als ich nach der Türklinke griff, sprang Anna hinter mir ein paar Schritte zurück.
    »Ich öffne sie nur einen kleinen Spaltbreit, damit wir etwas sehen können«, beruhigte ich sie, ohne diese Ruhe selbst zu spüren.
    Doch die ganze Aufregung hatte sich nicht gelohnt. Die Tür war abgeschlossen. Und in dem Moment, in dem ich die Klinke drückte, war auch nichts mehr zu hören. Absolute Stille. Als hielte etwas auf der anderen Seite den Atem an. Das fand ich noch viel unheimlicher als das Scharren, aber das würde ich vor Anna niemals zugeben.
    »Wir könnten Herrn Nachtmann fragen, wohin die Tür führt«, sagte ich. »Vielleicht sind es ja Käfige mit Mäusen, die er für seine Versuche braucht?«
    Anna war mit dieser Auflösung nicht zufrieden. Bisher hatte sie sich hinter mir gehalten, aber meine Untätigkeit machte sie offenbar noch nervöser. Zögernd ging sie an mir vorbei zur Tür und bückte sich zu dem Schlüsselloch, um vorsichtig hindurchzulinsen.
    Schließlich richtete sie sich wieder auf. »So kann ich gar nichts sehen. Wenn hier die helle Fackel ist und dahinter ist es dunkel …«
    »Kein Problem«, erwiderte ich, denn ich hatte soebeneinen Sandeimer entdeckt, der vermutlich für das Löschen von Fackeln gedacht war. Ohne zu zögern, drückte ich die Fackel in den Eimer und gleich darauf standen wir im schwarzen Nichts.
    »Bist du wahnsinnig?«, quiekte Anna

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