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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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Tageslichtlampe auf, die ich aber erst später aufbauen wollte.
    Cyriel betrachtete die Gerätschaften sehr genau. Schließlich nickte er, als hätte er meine Duellwaffen akzeptiert.
    Anna stand daneben und bemühte sich, ihn mit ihrem Lächeln aufzuheitern. »Können wir nicht oben bei einem Kaffee besprechen, wie wir weiter vorgehen? Das wäre doch viel gemütlicher!«
    Cyriel sah sie erstaunt an. »Haben Sie noch nicht gefrühstückt?«
    Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Immerhin, auch Anna biss bei diesem Typen auf Granit. Der Begriff »gemütlich« kam in seinem Vokabular vermutlich nicht vor – und Kaffeetrinken fiel wohl eher in den Bereich »Nahrungsaufnahme«.
    Mit verschränkten Armen betrachtete er die Wand, als würde sie gleich zu uns sprechen. »Womit würden Sie nun beginnen?«, fragte er dann ausdrücklich mich, und vorübergehend hatte ich das Gefühl, dass er mich ernst nahm.
    »Ich beginne mit einer Befunderhebung!«, erwiderte ich und versuchte auch im Ton sachlich zu bleiben. »Zuerst möchte ich mir das Fresko im Streiflicht ansehen, um herauszufinden, welche Pigmente und welcheBindemittel vom Maler verwendet wurden. Außerdem werde ich Fotos für eine ordentliche Dokumentation machen. Dann sollten wir …«
    »Wie ich es mir gedacht habe!«, unterbrach er mich. »Wenn ich das so höre und wenn ich mir Ihre technische Ausrüstung ansehe, habe ich den Eindruck, Sie werden erst ein paar Monate analysieren, bevor Sie mit der eigentlichen Arbeit anfangen. Vergessen Sie nicht, dass ein Pauschalpreis vereinbart wurde – Sie müssen uns nicht mit großem Aufwand beeindrucken.«
    Ich stöhnte und stemmte die Arme in die Hüften. »Herr de Vries, wenn wir …«
    »Nennen Sie mich bitte Cyriel«, sagte er. »Und es ist wichtig, dass Sie mir zuhören.«
    »So genau wie Sie mir?«, ging ich dazwischen.
    Cyriels Kopf schnellte herum und seine Augen funkelten. »Ich spreche im Sinne Ihres Auftraggebers. Sie können auch ihn fragen, wenn Sie mir nicht trauen. Aber er wird Ihnen nichts anderes sagen: Wichtig ist ihm vor allem, dass diese Arbeit schnell und sauber erledigt wird, damit dieses Fresko möglichst bald wieder der ganzen Familie zur Verfügung steht.«
    Zur Verfügung? Seine Ausdrucksweise fand ich seltsam, aber noch seltsamer fand ich, was er nun zu mir sagte – und wie er es sagte. Auf erstaunlich sanfte Art.
    »Ich weiß, dass das Geld Sie reizt. Aber mal ehrlich, bisher haben Sie beim Restaurieren nur geholfen und es ist überhaupt nicht schlimm, dass Ihnen dieses Projekt eine Nummer zu groß erscheint. Warum sagen Sie das Ruben nicht einfach – damit er sich jemand anderen sucht?«
    Die Wut ballte sich in meinem Magen und für einenMoment war ich versucht, mit stolz erhobenem Haupt aus dem Raum zu rauschen, vorbei an diesem arroganten Fatzke!
    Anna legte eine Hand auf meine Schulter und drückte mich mit erstaunlicher Kraft auf den Stuhl. »Kira meint damit, dass wir das Fresko sehr zu schätzen wissen und dass wir natürlich schnell und sauber arbeiten werden.«
    So gern ich sie auf den Mond geschossen hätte, so war mir doch klar, dass sie gerade für uns beide in die Bresche gesprungen war. Offensichtlich wollte sie mich hierbehalten. Nanu, wollte sie nicht Cyriel für sich allein haben? Wofür war ich in ihrer Anna-Welt überhaupt gut?
    »Das wäre sehr freundlich«, sagte unser Kerkermeister mit beachtlicher Selbstbeherrschung. Nun gut, er war ja auch nur sauer auf die geldgeile Kira. Nicht auf Miss Sunshine.
    »Hatten Sie sich auch schon überlegt, wie wir die Arbeit aufteilen sollen?«, versuchte ich es mit einer sachlichen Frage, während meine Fingernägel sich in den Stoff meiner Jeans gruben.
    »Solange das Fresko nicht gereinigt ist, kann Anna mit dem Malen nicht beginnen«, nickte Cyriel, ohne mich anzusehen, »deshalb werden Sie, Kira, möglichst schnell ein Stück vorlegen, während ich Ihnen, Anna, etwas über Fresken und alte Pigmente erzählen werde.« Er schenkte ihr ein offenes Lächeln.
    Erstaunlich, dass dieser Mann dazu fähig war! Annas Baggerversuche stellten seinen Eisschrank also schon auf Abtauen.
    »Wenn das erste Teilstück gereinigt ist, kann Anna mit ihrer Arbeit anfangen.«
    Ich atmete tief ein und fand spontan zwanzig Flüche für diesen Chemikerassistenten, der sich für Leonardo da Vinci hielt. Danach funktionierte mein Hirn wieder und sortierte die Priorität Nummer eins nach vorn. Er hatte recht. Dies war die einzig sinnvolle Aufteilung. Aber warum

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