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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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und irgendwie konnte ich mich nicht dagegen wehren, dass mir ihre Panik gefiel. Nur dass mich ihr Herumgezupfe an meinem T-Shirt in dieser Dunkelheit nervös machte.
    »Jetzt guck durch dein Schlüsselloch, damit wir endlich gehen können!«, sagte ich mit gespielter Ruhe.
    Ich spürte, dass sie sich bückte, obwohl ihr doch klar sein müsste, dass sie bei diesen Lichtverhältnissen rein gar nichts sehen würde.
    Auf einmal zuckte sie zusammen, als hätte sie jemand geschlagen, und stieß einen spitzen Schrei aus. Noch einmal rupfte sie kräftig an meinem Shirt, dann rannte sie durch den stockdunklen Gang zurück, als wäre ein Dämon hinter ihr her.
    Auf mein »Was denn?« reagierte sie nicht. Deshalb bückte ich mich vorsichtig und spähte ebenfalls durch das Schlüsselloch. Inzwischen schlug auch mein Herz ein paar Purzelbäume und mein Unterbewusstsein flüsterte mir, dass ich gleich etwas Schreckliches sehen würde. Doch da war nichts. Rein gar nichts!
    Ich folgte Anna bis vor die Tür des Verlieses, wo sie vor lauter Atemnot ein Keuchen von sich gab – als könne sie immer noch nicht glauben, was sie gesehen hatte.
    »Und?«, fragte ich ungeduldig. Natürlich war ich neugierig. Aber ich fand, dass es Anna mit ihrer Panik übertrieb.
    Auf einmal öffnete sich die Arbeitszimmertür – und Cyriel trat heraus.
    »Was ist los?«, fragte er mit unbewegter Miene.
    »Wo kommen Sie denn her?«, fragte ich zurück. »Sie waren doch eben gar nicht da?«
    »Wie Sie sehen – doch!«, gab er zurück. »Kann ich helfen?«
    Anna schluckte und drückte sich die Handflächen gegen die Schläfen. »Hinter der letzten Tür … war ein Kratzen! Und als ich durchs Schlüsselloch gesehen habe … Da waren Augen! Sie haben mich angestarrt!«
    Cyriel betrachtete sie eine Weile nachdenklich. »Nun, unsere Geister mögen es nicht, wenn sie angestarrt werden. Dann starren sie einfach zurück.«
    Ich unterdrückte ein Kichern, während Anna mich böse anfunkelte.
    »Hinter der Tür befindet sich ein Aufgang zu unserem Heizungskeller«, erklärte Cyriel, noch immer sehr ruhig. »Sie werden noch öfter Geräusche von dort hören. Wenn jemand im Haus das warme Wasser anstellt oder wenn die Heizung anspringt. Und was Sie gesehen haben, war vermutlich ein Display, das an- und wieder ausgegangen ist. Licht und Schatten können das Auge sehr täuschen.«
    Anna sah ihn ungläubig an und ich hatte das Gefühl, dass sie zitterte. Schließlich schloss Cyriel die Tür zu seinem Arbeitszimmer und legte einen Arm um Anna.
    »Ich werde Sie nach oben zu Antonia bringen – und ihr sagen, dass sie Ihnen nichts mehr von ihrem Spezialkaffee geben soll. Das Zeug hilft Ruben und mir großartig, wenn wir mal nachts länger arbeiten. Aber wenn man es nicht gewohnt ist, macht diese Giftmischung einen furchtbar nervös.« Er schenkte Anna ein breites Lächeln.
    Kaum zu glauben: Cyriel lächelte!
    Und Anna sank wie ein hilfloses Tier an seine Schulter.
    Interessante Strategie, dachte ich und hätte ihr am liebsten die Augen ausgekratzt. Ob Anna das in ihrer Verzweiflung so geplant hatte – oder hatte sie wirklich etwas hinter der Tür gesehen?

Kira
    So schnell wir am Vormittag vorangekommen waren, so mühsam ging es am Nachmittag, denn an einigen Stellen musste die Oberfläche gefestigt werden und wir mussten unheimlich aufpassen, dass uns dabei nicht der ganze Putz entgegenkam. Annas ruhige Hand wäre sicherlich eine Hilfe gewesen, aber als ich die Injektionsnadel und die feinen Schläuche auspackte, mit denen der Kalkputz eingeführt werden sollte, stellte sich heraus, dass sie viel zu große Angst hatte, etwas kaputt zu machen. Vielleicht hatte sie auch nur Angst, schmutzig zu werden, bevor Cyriel sie in ihrer tollen Sommertunika gesehen hatte. Auf jeden Fall arbeitete ich mehr oder weniger allein.
    Cyriel ließ sich beim Abendessen nicht blicken und Annas Strahlen erlosch, als sie begriff, dass er nicht mehr kommen würde. Aber immerhin setzte sich Ruben Nachtmann zu uns, was mich sehr freute. Er erkundigte sich, wie es lief. Obwohl er von uns Dinge verlangte, die einem Restaurator die Tränen in die Augen trieben, wusste er doch erstaunlich viel über die verschiedenen Arbeitsweisen beim Restaurieren, und so empfand ich das Gespräch als äußerst interessant – während Anna sich in ihrem Stuhl immer weiter zurücklehnte. Als sie sich recht früh verabschiedete, wunderte mich das nicht. Natürlich langweilte sie sich und natürlich war sie müde. Ihre

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