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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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tue ich.«
    »Nein«, widersprach ich, als mein Gehirn sich im völlig falschen Moment wieder zuschaltete. »Wer noch ein paar Worte weniger benutzt als du, der schweigt! Also, was meinst du damit, dass ich hier nicht sicher bin?«
    Cyriels Augen funkelten. »Hast du vor, ihm das Schwarz zu geben?«
    Mit diesem einen Satz erlosch das Kribbeln. Worte, die mich auf den Boden der Tatsachen zurückholten: Die langweilige Kira war so lange attraktiv für ihn, bis er die Formel hatte. Da hatte er sich aber geschnitten!
    »Ich habe das Schwarz nicht«, fauchte ich.
    »Aber du denkst darüber nach«, stellte er fest. »Und wenn du es hast …?«
    »… dann werde ich entscheiden, was ich damit tue!«
    Er beugte sich näher zu mir und mir wurde bewusst, dass er nach frischem Heu duftete. Und dass er sehr gutaussah. Dass ich ihn trotz dieser bedrohlichen Situation faszinierend fand – diesen Mistkerl!
    »Sieh mich nicht so an!«, flüsterte er. »Aber wenn du dein Geheimnis mitnimmst, bist du nirgends sicher.«
    »Weil du mich verfolgen willst, oder was? Kannst du nicht etwas konkreter werden?«, wagte ich zu fragen. Irgendwie glaubte ich nicht, dass er das Gerede ernst meinte.
    » Ich bin nicht die Gefahr. Und ich will nicht, dass du gehst.«
    Ich spürte seine Nähe wie einen Rausch in meinem Kopf und meine Gedanken purzelten durcheinander, weil ich fühlte, dass er mich jetzt küssen würde. Das Prickeln in meinen Adern wurde stärker und schaltete das Gehirn beinahe wieder aus.
    Beinahe – bis er sagte: »Gib mir einfach die Formel und verschwinde dann so schnell wie möglich.«
    »Träum weiter!«, keuchte ich und zog mich zurück, bis ich an der Wand lehnte. »Du glaubst also, mit der Erfindung reich zu werden? Ausgerechnet du! Von wegen, Kunst hat nichts mit Geld zu tun!«
    Meine Gedanken purzelten wild durcheinander, während er unbewegt sitzen blieb. Nur seine Augen wurden immer dunkler.
    »Du spielst mit etwas, das viel größer ist als Geld. Schwarz ist keine Farbe, Schwarz ist alle Farben! Alle Möglichkeiten, der Weg in die Unendlichkeit.«
    Zögernd stand er auf und ging zur Tür. Als er sich umwandte, wirkte er unsicher. Traurig und verletzlich. Trotzdem war ich wütend auf ihn.
    »Du erteilst mir Befehle und erwartest, dass ich sie befolge. Warum sagst du mir nicht, worum es wirklich geht?«
    »Weil du nur das hörst, was du hören willst«, erwiderte er leise.
    Ich verschränkte die Arme und betrachtete die Zimmerdecke. »Versuch es doch mal mit Reden!«, stöhnte ich.
    Absolute Stille antwortete mir. Als ich aufsah, war er verschwunden. Ich hatte die Tür nicht einmal gehört.

Kira
    »Das ist das Material, das ich zum Experimentieren mit dem Schwarz brauche«, sagte ich am nächsten Morgen zu Herrn Nachtmann und überreichte ihm eine Liste, die ich anhand von Paps’ Notizbüchern zusammengestellt hatte. Es befanden sich auch einige Zutaten darauf, die ihn nicht zum Erfolg geführt hatten. Andere Zutaten waren bereits im Labor vorhanden, wie ich wusste. Auf diese Weise hoffte ich, dass niemand die Formel gleich herausfinden würde. Der Niemand, um den es mir ging, stand währenddessen unbeteiligt in einer Ecke und betrachtete etwas unter dem Mikroskop. Cyriel sah alles, was Ruben sah.
    »Sie wollen es also versuchen?« Ruben nickte voller Zustimmung. »Haben Sie denn Aufzeichnungen gefunden?«
    »Ja«, gab ich zu. »Wobei ich nicht weiß, ob ich auf der richtigen Spur bin. Und ich weiß, dass das Material teuer ist – Sie können es mir gern von meinem Honorar abziehen.«
    Ein Seitenblick zeigte mir, dass Cyriel seine Maske der Selbstbeherrschung aufgegeben hatte. In seinen Augen tanzten lodernde Flammen, mit denen er mich offenbar gern verbrannt hätte.
    Herr Nachtmann lächelte. »Darüber können wir später reden. Erst mal möchte ich Sie gern unterstützen und natürlich stelle ich Ihnen mein Labor zur Verfügung«, sagteer und deutete auf eine große Fläche an der Seite, die er vermutlich extra für mich frei geräumt hatte. »Sicher kann ich Ihnen helfen. Manche dieser Chemikalien sind nicht ganz ungefährlich.«
    Zögernd nickte ich. Das hatte ich befürchtet! Aber gut, die Misserfolge konnte ich ja hier, direkt unter Cyriels Nase mischen. Wenn ich Erfolg hatte, würde ich es meinem Gastgeber mitteilen – vertraulich, ohne dass sein Assistent es mitbekommen würde. Er konnte uns ja nicht ständig belauern.

    Das Aufstehen um drei Uhr morgens tat weh. Aber in Paps’ Spuren zu treten, war etwas,

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