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Schattenwesen

Schattenwesen

Titel: Schattenwesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rauchhaus
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das ich allein machen musste. Noch wusste ich nicht genau, was mich erwartete, wenn es mir gelang. Ob ich die Erfindung in seinem Sinne wieder vernichten würde. Oder ob ich mich über seine letzten – sicher nicht mehr ganz geistesklaren – Entscheidungen hinwegsetzen sollte.
    Zum Glück hatte ich Herrn Nachtmann überreden können, mir einen Schlüssel für das Labor zu geben, damit ich demnächst jederzeit dort arbeiten konnte. In dieser Nacht wollte ich die Gerätschaften, die ich benötigte, in Annas Zimmer bringen. Hier oben würde mich niemand stören. Niemand interessierte sich für ein leeres Zimmer.
    Leise tappte ich hinunter und schaltete meine Taschenlampe an, die mir heute Nacht reichen musste. Eine Fackel konnte ich nicht so leicht löschen und sie würde mich allein durch ihren Geruch sofort verraten. Wie ich gehofft hatte, war unten alles dunkel. Cyriel war vielleicht ein Nachtarbeiter, aber wie diese Eulen nun mal so sind,fällt ihnen in den frühen Morgenstunden meist doch der Kopf auf die Tischplatte.
    Im Labor legte ich das, was ich brauchte, in einen Putzeimer, den ich im Bad gefunden hatte. Schließlich spähte ich vorsichtig zur Tür hinaus und schnappte mir meine Taschenlampe wieder. Es war stockdunkel und es sollte daher totenstill sein. Aber wie vor ein paar Tagen mit Anna – wie lange schien das her – hörte ich ein Geräusch! Es war das Scharren, das ich inzwischen kannte, und es kam wieder aus der Richtung, in der der Gang weiterführte. Aus dem angeblichen Aufgang zum Heizungskeller. Mit Anna zusammen hatte es seltsam geklungen, aber heute Nacht machten mir die kratzigen Geräusche richtig Angst. Irgendetwas war hinter dieser Tür und ich würde gleich morgen jemanden fragen, was es war.
    Wie gehetzt schlich ich zurück zur Leiter. Auf dem Weg quer durch das stille Haus fühlte ich mich verfolgt und beobachtet. Natürlich war das Blödsinn! Die Tür am Ende des Gangs war doch bestimmt wieder verschlossen gewesen. Oder? Hätte ich nachsehen sollen? Noch etwas eiliger huschte ich über die Holztreppen nach oben und vergaß dabei, dass sie Eile mit Knarren bestraften. Es fiel mir schwer, mich zu bremsen, und als ich die Galerie im ersten Stock erreicht hatte, atmete ich erst einmal tief durch.
    Ohne Vorwarnung überraschte mich das Gefühl, dass ich nicht allein war. Es war so dunkel, dass ich außerhalb des Lichtkegels meiner Taschenlampe rein gar nichts sehen konnte. Intuitiv schaltete ich sie aus und lauschte in die mondlose Nacht. Zu hören war nichts, aber ichmeinte, die Anwesenheit eines anderen Menschen zu spüren. Mein Herz pochte bis zum Hals und schließlich gaben meine Nerven nach.
    »Ist da jemand?«, flüsterte ich mit einer Stimme, die mir kaum gehorchte.
    Stille antwortete mir. Dann ein kaum hörbares Knarren. Plötzlich erinnerte ich mich daran, dass ich die Digicam noch in der Hosentasche stecken hatte. Leise zog ich sie heraus, schaltete sie ein und sagte: »Hallo?«
    Als niemand mir antwortete, schloss ich die Augen und drückte den Auslöser. Der Blitz war so blendend hell, dass ich ihn sogar hinter den Lidern als unangenehm empfand. Doch wenn ich schon erschrocken war, musste der andere vollkommen blind sein! Deshalb wagte ich es, die Taschenlampe wieder einzuschalten, und rannte sofort hoch. Hastig riss ich meine Zimmertür auf und schloss sie hinter mir ab. Eigentlich fehlte mir noch einiges aus dem Labor, aber die Geräte musste ich wohl morgen Nacht holen. Jetzt würde mich kein Geheimnis der Welt noch einmal in diesen Keller bringen!
    Gebannt lauschte ich in die Stille, die sich auf der anderen Seite meiner Tür ausbreitete. Und zum ersten Mal überlegte ich, ob Annas Entscheidung vielleicht doch die richtige gewesen war. Was hielt mich hier in diesem alten Haus mit den seltsamen Bewohnern, dem übermalten Fresko und dem Scharren im Keller? Musste ich Cyriels Launen ertragen? War das alles fünfundzwanzigtausend Euro wert? Andererseits konnte ich nicht gehen – ausgerechnet jetzt, da ich kurz davor stand, Paps’ Erfindung zu wiederholen. Niemand anderes konnte mir ein so perfekt ausgestattetes Labor, das nötige Material und die nötigenKontakte zur Verfügung stellen. Und was sollte mir hier schon passieren?
    Etwas ruhiger nahm ich meine Kamera in die Hand, um das letzte Bild aufzurufen, das ich auf der Galerie in meiner Panik gemacht hatte.
    »Was erwartest du?«, murmelte ich, um mir Mut zu machen. Eine Galerie mit einem Geländer und einer antiken

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