Schattierungen von Weiß
machte sich hastig auf den Weg, sie kämpfte gegen ihre Angst an, die sich unwillkürlich in ihr ausbreitete. Mit zitternden Händen klopfte sie schließlich an die Bürotüre.
„Ja?“, hörte sie Stimme des Personalchefs.
Mia trat ein und räusperte sich. „Mir… mir wurde gesagt, dass ich zu Ihnen kommen soll?“
„Ja, Mia. Kommen Sie doch herein“, ihr Chef lächelte ihr freundlich zu und bat sie , sich zu setzen.
Mia musterte ihn aufmerksam, er sah nicht verärgert aus, aber was sollte sie denn bloß hier?
„Wir haben Sie ja als Zimmermädchen eingestellt“, er blätterte in seinen Unterlagen. „Nun, wir beabsichtigen, dies zu ändern…“
„W… wie bitte?“, Mia glaubte vor lauter Schreck in Ohnmacht zu fallen. „Aber… aber warum denn? Habe ich nicht gründlich genug gearbeitet? Wollen Sie mich entlassen?“, sie spürte, wie ihr Hals immer enger wurde. „Ich… ich habe doch…“
„Moment, Moment, Moment“, Herr Chalid hob schnell die Hände und gebot Mia zu schweigen. „Ich glaube, ich habe mich da missverständlich ausgedrückt“, sagte er schnell. „Ich rede nicht davon, Sie zu entlassen, sondern anders einzusetzen. Aisha vom Service hat mir berichtet, dass Sie letzte Woche zweimal abends im Restaurant spontan eingesprungen sind, als wir ein Personalproblem hatten. Und sie war sehr zufrieden mit Ihnen. Da wir viele englisch- und auch immer mehr deutschsprachige Touristen haben, waren Ihre Sprachkenntnisse da sehr von Vorteil. Ich möchte Ihnen also eine Stelle im Restaurant anbieten. Sie müssten aber damit rechnen, von morgens früh bis spätabends eingeteilt zu werden. Dafür bekommen Sie mehr Geld und einen Tag pro Woche frei“, ihr Chef musterte sie eingehend. „Was halten Sie davon?“
Mia sah ihn mit großen Augen an, sie konnte kaum glauben, was sie da gehört hatte. „Ich… ich… also… danke. Ich nehme natürlich gerne an“, ein kurzes Strahlen huschte über ihr Gesicht und sie war sich fast sicher, dass er den riesengroßen Stein gehört hatte, der ihr gerade vom Herzen geplumpst war.
„In Ordnung. Machen Sie Ihre Arbeit heute noch zu Ende und melden Sie sich bitte morgen um sechs Uhr bei Aisha am Frühstücksbuffet“, Herr Chalid zwinkerte ihr zu. „Das nenne ich mal einen schnellen Aufstieg. Gratulation, Mia.“
„Danke“, Mia konnte es immer noch nicht so recht fassen. Sie nickte ihrem Chef noch einmal zu und huschte dann schnell aus seinem Büro, fast so als hätte sie Angst, dass er es sich anders überlegen würde.
Faizah sah sie gespannt an, als Mia wieder zu ihr gelaufen kam. Aufgeregt berichtete sie ihrer Kollegin von ihrer Versetzung.
„Oh Mia, das ist ja toll!“, sie freute sich sofort mit. „Ist nur schade, dass wir dann nicht mehr zusammen arbeiten, aber ich gönne es dir von ganzem Herzen“, sie zog Mia in ihre Arme.
Als Mia abends in ihrem Bett lag, atmete sie erleichtert auf. Sie war sehr froh über die neue Stelle, natürlich würde sie sich dort auch bemühen, den Anforderungen zu entsprechen. Überhaupt gefiel es ihr sehr gut im Hotel, auch wenn die Arbeit hart und lang war. Aber sie war auch froh darüber, so kam sie nicht zum Nachdenken, denn die Erinnerungen an Levin waren stets gegenwärtig.
Nur Faizah hatte sie sich über ihn anvertraut, von ihrer Vergangenheit wusste die junge Marokkanerin aber nichts. Genauso wenig wie alle anderen Kollegen hier. Mia war froh, dass keine Zeugnisse oder etwas in der Art verlangt wurden und sie niemanden über ihren Lebenslauf unterrichten musste.
Sie wollte das endlich alles hinter sich lassen und sie schien auf einem ganz guten Weg zu sein. Sie hatte sich auch wieder angewöhnt, mehr zu essen, die körperliche Arbeit verlangte d as. Mia hatte sich zwar zwingen müssen, regelmäßige Mahlzeiten einzuhalten, doch als ihr ein paar Mal schwindelig geworden war, hatte sie eingesehen, dass es so nicht mehr weitergehen konnte.
Sie würde mehr Geld bekommen, das bedeutete auch, dass sie Philippe und Juliette bald ihre Schulden abzahlen konnte. Das lag ihr sehr auf dem Herzen, sie wollte den netten Franzosen nichts schuldig bleiben.
Mia drehte sich in ihrem Bett herum, sie sah aus dem Fenster in die sternenklare Nacht.
„Levin, ich bin befördert worden. Ist das nicht schön?“, fragte sie mit wehmütiger Stimme in die Dunkelheit.
Levin stöhnte genervt auf, es hatte an der Türe geklingelt und er hatte überhaupt keine Lust auf Besuch. Er hing über seinen Büchern und
Weitere Kostenlose Bücher