Schattierungen von Weiß
erreichen kannst.“
„Ja, aber rechne nicht damit, so bald von mir zu hören“, antwortete Levin, er hatte sich wieder gefasst.
„Kommst du gleich noch mit?“, Faizah sah Mia lieb an, Mia kannte diesen Blick schon, doch sie schüttelte den Kopf.
„Nein, ich… ich habe keine Lust, ich möchte mich ausruhen“, entgegnete sie nur.
„Aber du kommst nie mit, bisher kein einziges Mal. Es ist wirklich schön unten am Strand. Und du kennst doch alle…“, bettelte ihre Kollegin weiter.
„Nein, wirklich nicht. Ich bin nicht in Stimmung und ich würde euch nur den Spaß verderben“, lächelte Mia ihr zu.
„Aber… aber du bist doch noch jung, warum igelst du dich so ein? Seit ich dich kenne, arbeitest du wie eine Besessene und bist dann nur zuhause. Warum genießt du dein Leben nicht ein bisschen?“, Faizah kam einen Schritt auf Mia zu.
„Ich… ich möchte nicht“, sagte Mia mit kratzender Stimme.
Sie wusste, dass Faizah es nur lieb meinte, auch die anderen Kollegen fragten Mia immer wieder, ob sie nicht einmal mitkommen wollte. Sie trafen sich regelmäßig am Strand, die Gruppe war immer wieder anders zusammengesetzt, je nachdem, wer wann frei hatte, aber alle waren ganz nett.
„Heute ist dein freier Tag und es ist warm und wir sind am Meer“, ihre Kollegin blieb beharrlich. „Mir zuliebe , bitte…“
Mia seufzte auf, sie wollte wirklich nicht mitgehen, sie hatte keine Lust auf Gesellschaft, sie wollte einfach nur alleine sein, sich die wenigen Fotos, die sie von Levin auf ihrem Handy hatte, anschauen und sich zu ihm träumen.
„Es ist wegen ihm, oder? Wegen diesem Levin… Wenn du ihn so vermisst, warum schreibst du ihm denn nicht einmal?“
„Das kann ich nicht. Wir können nicht zusammen sein, es geht einfach nicht“, schüttelte Mia den Kopf.
„Ich verstehe das nicht“, Faizah setzte sich zu Mia aufs Bett. „Was für einen Grund kann es denn geben, dass sich zwei, die sich so lieben, trennen müssen?“, sie strich Mia eine blonde Locke aus dem Gesicht. „Ich meine, du bist doch keine Muslimin, du hast viel mehr Freiheiten als ich, bei euch ist doch alles lockerer…“
Mia sah sie traurig an. „Ich möchte darüber nicht sprechen, bitte , Faizah“, bat sie sie.
„ Kommst du mit?“, hakte diese dann noch einmal nach.
„Wenn ich einmal mit komme, lässt du mich dann in Ruhe?“
„Fürs Erste vielleicht“, strahlte Faizah sie an.
„In Ordnung“, nickte Mia. „Ich ziehe mich nur um.“
Es gab ein großes ‚Hallo’, als Mia und Faizah am Strand ankamen, ihre Kollegen und Kolleginnen schienen sich ehrlich zu freuen.
„Hey, das ist ja toll, dass du auch mal kommst“, Jorge kam als Erster auf Mia zu. Er kam aus Spanien und arbeitete im Miniclub und als Animateur. Er war ein absoluter Frauenschwarm, Mia hatte schon oft die schmachtenden Blicke beobachtet, die die weiblichen Gäste ihm zuwarfen, und auch er war einem Flirt niemals abgeneigt.
Man tuschelte, dass er schon viele Herzen gebrochen hatte , und Mia konnte die Frauen auch verstehen. Er hatte einen nahezu unwiderstehlichen Charme und ein jungenhaftes fröhliches Wesen, von kleinen Mädchen bis zu älteren Damen wickelte er alle mühelos um den Finger.
Jorge gab Mia nach marokkanischer Sitte zwei Küsse auf die Wange, von den anderen wurde sie ebenfalls so begrüßt.
Einige hatten etwas zu essen dabei, die nicht-moslemischen Kollegen sogar Bier und Wein. Mia nippte ebenfalls an einer Bierflasche, seit sie Berlin verlassen hatte, hatte sie keinen Alkohol mehr getrunken, in Marokko wurde er auch nicht überall verkauft.
Mia wurde sofort herzlich aufgenommen und gleich in die Gespräche mit einbezogen. Sie gab sich Mühe, locker und fröhlich zu wirken, doch in ihr sah es anders aus.
Der Job half ihr , sich abzulenken, und sie machte ihn gut, sie wurde oft gelobt. Aber wenn sie für sich war, war diese Traurigkeit immer da, sie fragte sich ständig, was Levin wohl gerade machte und ob er vielleicht schon wieder eine neue Freundin hatte.
Es war alles so schwer, so verdammt schwer. Manchmal kamen immer noch die Gedanken, alles aufzugeben. Sie hatte das Geld an Juliette und Philippe zurückgezahlt, sie war also niemandem mehr etwas schuldig.
Aber dann bekam sie den Eindruck , undankbar zu sein. Immerhin hatte sie eine Arbeit und sie kam über die Runden. Sie konnte sogar Geld sparen, obwohl sie nicht wusste, wofür überhaupt.
„Warum guckst du immer so traurig?“, Jorge hatte sich neben sie in
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