Schattierungen von Weiß
büffelte schon den ganzen Tag, in zwei Stunden würde er dann wieder in die Bar müssen zum Kellnern.
„Ja?“, knurrte er durch die Sprechanlage.
„Levin, ich bin’s. Kann ich mit dir reden?“, die Stimme seines Vater ließ ihn gleich noch einmal aufstöhnen.
„Ich habe weder Zeit noch Lust“, motze Levin zurück.
„Ich weiß. Du hast es mir schon oft genug gesagt. Ich möchte mich aber trotzdem mit dir unterhalten“, beharrte die Stimme.
Levin drückte genervt auf den Türöffner, er nahm sich vor , nur das Nötigste mit ihm zu reden und ihn dann zu bitten zu gehen. Sein Vater hatte in den letzten Wochen schon häufiger versucht, in Kontakt mit ihm zu treten, aber Levin hatte ihn stets knapp abgefertigt. Jetzt war es wohl an der Zeit, ihn einmal anzuhören.
Er räumte schnell einige Klamotten weg, die wild verstreut in der Wohnung lagen, mit Ordnung halten hatte er es nicht so und seit Mia weg war, hatte er sowieso keine Lust mehr, sich es hier nett zu machen.
James Webber betrat kurze Zeit später Levins Wohnung.
„Bin hier“, knurrte Levin ihn an, er hatte sich aufs Sofa gelümmelt.
„Hallo, Levin“, nickte er ihm zu.
„Hallo , Dad. Bitte fasse dich kurz, ich habe zu tun“, Levin musste sich wirklich dazu zwingen höflich zu bleiben, denn seine Wut auf ihn und seine Mutter war immer noch riesengroß.
„Wie geht es dir?“, begann sein Vater dann, er räumte ein paar Sachen von einem Sessel und setzte sich hin.
„Blendend. Sieht man das nicht?“, grinste Levin.
„Nein, sieht man nicht. Hier sieht es aus wie auf dem Gaza-Streifen und du sahst auch schon einmal frischer aus“, sein Vater blieb ganz ruhig, doch Levin konnte sich vorstellen, dass es auch für ihn nicht leicht war, mit ihm zu reden.
„Ich arbeite jeden Tag im ‚Summer’, aber das weißt du ja sicherlich von Irmi. Und tagsüber bin ich entweder in der Uni oder hänge über meinen Büchern. Da bleibt nicht viel Zeit , um den Haushalt zu schmeißen. Und meine Unterstützung habt ihr ja glorreich aus der Stadt gejagt“, ätzte er.
„Levin, ich kann nur wieder betonen, dass das ohne mein Wissen geschehen ist und das s ich Mutters Handlungsweise nicht gutheiße. Sie ist da eindeutig übers Ziel hinausgeschossen und…“
„’Übers Ziel hinausgeschossen?’ Na, das nenne ich mal eine nette Formulierung“, spottete Levin.
„Ich weiß, dass du deswegen zutiefst verletzt bist. Wenn es irgendetwas gibt, womit ich es wieder gutmachen kann, dann sag es mir“, sein Vater sah ihm fest in die Augen, Levin spürte, dass es ihm ernst war.
„So etwas kann man nicht mehr gutmachen. Wenn du mir einen Gefallen tun willst, dann lass mich einfach in Ruhe mein Leben leben. Ihr habt euch wohl genug eingemischt, oder?“, entgegnete er.
„Mutter vermisst dich…“
„Das ist ihr Problem, nicht meines“, Levin zuckte betont gelangweilt mit den Schultern.
„Ich möchte dir anbieten, dich wieder zu unterstützen. Nimm meine Hilfe an!“, sagte James Webber eindringlich.
„Nein. Auf gar keinen Fall!“
„Sei nicht so stolz…“
„Ich bin nicht stolz, ich bin menschlich zutiefst enttäuscht von euch“, lächelte er seinem Vater traurig zu. „Man kann mit Geld nicht alles kaufen, wann lernt ihr das endlich?“
„Okay, ich sehe, du hat eine starre Haltung. Levin, meine Kanzlei steht dir immer offen. Du wirst dort einen Platz haben und du kannst nach deinem Studium dort einsteigen, diese Türe wird für dich immer offen stehen“, James Webber erhob sich und reichte Levin die Hand.
Levin sprang über seinen Schatten, er stand ebenfalls auf und umfasste die ihm dargebotene Hand. „Danke, Dad. Aber ich kann dir noch nicht sagen, was ich nach meinem Studium machen werde. Im Moment denke ich nur von Tag zu Tag.“
„Ich verstehe. Hast… hast du denn noch etwas von ihr gehört?“, sein Vater sah ihn bittend an, Levin wurde misstrauisch.
„Interessiert dich das wirklich?“, hakte er skeptisch nach.
„Ja, es interessiert mich. Vielleicht gibt es doch noch einen Neuanfang. Für alle“, James Webber lächelte Levin zu.
„Nein, sie hat sich nicht gemeldet. Seit drei Monaten nicht. Sie will immer alles richtig machen, das bezieht sich wohl auch auf die Trennung“, Levins Stimme brach kurz weg, er räusperte sich hastig.
„Du wirst es mir jetzt nicht glauben, aber das tut mir wirklich leid für dich“, sein Vater nickte ihm noch einmal zu, dann ging er zur Türe, Levin folgte ihm. „Du weißt, wie du mich
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