Schattierungen von Weiß
fast ohnmächtig vor Nervosität.
In den letzten Tagen hatte sie kaum einen Bissen hinuntergebracht, obwohl Juliette fantastisch kochen konnte. Die beiden Franzosen machten sich diesbezüglich große Sorgen um Mia, aber sie schaffte es einfach nicht, viel zu essen.
Die Weihnachtstage waren sehr schön gewesen, die Familie war zusammen gekommen, eine laute, fröhliche Runde. Mia hatte sich besonders mit den Kindern gefreut und viel mit ihnen gespielt.
Sie wünschte sich auch Kinder, mit sechsundzwanzig war das ja kein so abwegiger Gedanke, aber sie konnte sich nicht vorstellen, noch einmal einen Mann kennenzulernen, den sie so lieben würde, dass sie mit ihm eine Familie gründen wollte.
Juliette legte eine Hand auf Mias Bein. „Sei nicht so aufgeregt, Liebes. Er wird dir schon nicht den Kopf abreißen…“
„Vielleicht ist er ja auch gar nicht da, vielleicht… vielleicht ist er in Urlaub“, machte Mia sich selbst Mut.
„Aufschoben ist aber nicht aufgehoben. Auch wenn es jetzt nicht in den Tagen passiert, die du in Berlin bist, so kannst du ihm eine Nachricht zukommen lassen, wie du zu erreichen bist“, zwinkerte Juliette ihr zu.
„Ja“, nickte Mia nur. Das würde sie wohl auch tun, mittlerweile sah sie ja selbst ein, dass sie nicht einfach so hätte gehen dürfen. Nur in der damaligen Situation war es für sie der einzige Ausweg gewesen. Würde Levin das verstehen?
Würde er ihr überhaupt die Gelegenheit geben und sie reden lassen?
„Sollen wir dich begleiten?“, fragte Philippe sie.
„Nein… nein, das ist lieb, aber… aber das werde ich wohl alleine machen müssen“, Mia schluckte heftig, sie standen am Anfang der Straße und waren keine hundert Meter von Levins Wohnhaus entfernt, das war alles irgendwie total irreal für Mia.
„Mia, wir fahren jetzt ein bisschen in die Innenstadt. Du hast unsere Telefonnummer, ruf uns an, ja?“, Juliette streichelte ihr durchs Gesicht.
„Okay“, versprach Mia ihr, dann atmete sie noch einmal tief durch und ging auf wackligen Beinen die Straße entlang.
Vor seinem Haus blieb sie stehen, sie studierte die Namen über den Klingelknöpfen, einige kamen ihr bekannt vor, andere schienen neu hinzugezogen zu sein.
‚L. Webber.’
Mia war ein wenig erleichtert, dass kein zweiter Name dazugekommen war. Aber das musste ja auch überhaupt nichts heißen.
Sie hob die Hand, doch kurz bevor sie den Knopf erreichte, verließ sie der Mut. Sie wich zurück, durfte sie das wirklich tun? Einfach so bei ihm wieder auftauchen, nach all den Jahren?
Vielleicht sollte sie ihn hier ansprechen, auf der Straße, dann hatte er die Möglichkeit, sofort zu gehen und fühlte sich nicht ganz so überrumpelt oder bedrängt.
Mia ging auf die andere Straßenseite und sah an der Hausfassade hinauf. Es brannte ein Licht, dort, wo Levins Wohnzimmer war, ihr Herz klopfte bedrohlich schnell.
Sie lehnte sich an die Hauswand an, es war schon dunkel und sie würde nicht gleich für ihn zu erkennen sein, wenn er das Haus verließ.
Und wenn er gar nicht mehr vorhatte , zu gehen?
Mia biss sich auf der Unterlippe herum, sie nahm sich vor , etwas zu warten, vielleicht eine Stunde, dann wollte sie doch klingeln.
Levin schnappte sich seine Jacke und eine Flasche Wodka, das übliche Weihnachtsgeschenk für Kai und Geli, dann machte er sich auf den Weg. Er freute sich auf diesen Abend, gestern bei Sarahs Eltern war es doch recht steif gewesen. Auch sie stellten Fragen nach den Zukunftsplänen der beiden, Levin hatte die gleiche Antwort wie bei seinen Eltern gegeben.
Er trat aus der Haustür hinaus, sein Auto war direkt hier geparkt, die Flasche Wodka legte er auf den Beifahrersitz.
Als er die Fahrertür öffnete, hörte er etwas, jemand rief doch seinen Namen, oder?
Levin sah sich suchend um, es war sehr leise gewesen, aber er wa r sich eigentlich sicher, sich nicht vertan zu haben.
Als er auf die andere Straßenseite schaute, sah er einen Geist, der ganz langsam auf ihn zukam.
42
Mia spürte, wie ihre Knie zitterten. Sie hatte sich ein paar Mal räuspern müssen, um überhaupt seinen Namen rufen zu können.
Aber er hatte sie wohl gehört, denn er drehte sich jetzt zu ihr herum, sein Gesicht spiegelte völlige Fassungslosigkeit wieder.
Sie zwang sich, auf ihn zuzugehen, trat in den Schein der Straßenlaterne und setzte wie ferngesteuert einen Fuß vor den anderen. Langsam ging sie auf ihn zu.
Levin glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Mia, das war tatsächlich
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