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Schattierungen von Weiß

Schattierungen von Weiß

Titel: Schattierungen von Weiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ki-Ela Stories
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Levin fiel es unheimlich schwer, Mia hier alleine zurück zu lassen. „Versprich mir, dass du isst, damit du wieder zu Kräften kommst, hörst du?“
    „Ja“, Mia streichelte durch sein Gesicht. „Ich… ich liebe dich“, flüsterte sie.
    „Und ich dich erst“, grinste Levin, dann trennte er sich schweren Herzens von ihr.
     
    Draußen vor der Türe sprach er Lydia noch einmal an. „Haben Sie eigentlich Ärger bekommen? Weil sie mich zu Mia gelassen haben?“
    Lydia schaute etwas zerknirscht drein. „Begeistert waren meine Kollegen nicht, aber sie sehen ein, dass ich Recht hatte.“
    „Ich überlege, ob ich mich mal mit Mias Großmutter unterhalten soll. Vielleicht kann ich sie überzeugen, den Antrag auf Betreuung zurückzuziehen?“, Levin sah Lydia gespannt an.
    Die Therapeutin seufzte laut auf. „Das haben Direktor Schneider und ich schon versucht. Aber sie hasst Mia so innig, dass es erfolglos war. Aber versuchen Sie es – schlimmer kann es wohl kaum werden…“
     
     
    Levin stand unschlüssig vor dem Mehrfamilienhaus, seine Anspannung war während der Fahrt hierher noch angewachsen. Sollte er wirklich hineingehen?
    Aber was sollte passieren ? Schlimmstenfalls würde sie ihn hochkant rausschmeißen.
    Doch Levins Neugier war einfach zu groß. Wie konnte eine Großmutter so herzlos sein? Was war denn bloß schief gelaufen?
    Levin atmete tief durch und trat dann entschlossen auf die Haustüre zu. Er fand den Namen ‚Kessler’ auf Anhieb und drückte auf den Klingelknopf.
    „Ja , bitte?“, eine Frauenstimme war durch die Sprechanlage zu hören.
    „Frau Kessler? Mein Name ist Levin Webber. Ich w ürde mich gerne mit Ihnen über Ihre Enkeltochter unterhalten“, sagte er freundlich.
    „Über Mia? Da gibt es nichts zu reden. Sind Sie von der Irrenanstalt? Dann kennen Sie doch meine Meinung zur Genüge“, schnarrte es durch den Lautsprecher.
    Levin musste seine Wut unterdrücken. „Nein, ich bin nicht von der Psychiatrie. Ich bin Mias Lebensgefährte.“
    Es entstand eine kurze Pause, dann hörte er ein lautes Lachen. „Lebensgefährte? Wo soll sie den denn her haben?“
    „Wir haben uns auf Mias Reise kennen gelernt“, Levin versuchte weiterhin freundlich zu bleiben, doch das fiel ihm verdammt schwer.
    „Reise? Sie meinen, die feige Flucht?“
    „Können wir uns bitte von Angesicht zu Angesicht unterhalten? Durch die Sprechanlage ist es vielleicht doch ein wenig ungünstig“, bat Levin sie.
    „Nun gut. Es gibt zwar nicht viel zu bereden, aber kommen Sie doch hinauf“, antwortete sie.
     
    Levin hastete die Stufen nach oben, es war ein gepflegtes Haus, in dem sie lebte. Er fragte sich, warum sie Mia nicht hier mit aufgenommen hatte, zwang sich dann aber, seinen Zorn zu unterdrücken.
    Frau Kessler erwartete ihn bereits an der Wohnungstüre. Sie hatte graue, kurze Haare und einen stechenden Blick. Sofort fiel Levin die Kälte darin auf, auch sie hatte braune Augen, aber der Ausdruck in ihnen ließ ihn frösteln.
    „Nun, wie war Ihr Name?“, fragte sie ihn kühl.
    „Levin Webber“, lächelte er ihr zu.
    Sie nickte ihm zu und bat ihn herein.
    Die Wohnung war recht geräumig und edel eingerichtet, wieder überkam Levin eine Mordswut.
    Frau Kessler bat ihn in ihr Wohnzimmer und bedeutete ihm, dass er sich hinsetzen sollte.
    „ Warum sind Sie hier?“
    „Ich möchte Sie fragen, warum Sie Mia unter Betreuung stellen lassen wollen. Halten Sie das wirklich für gerechtfertigt?“
    „Soll das ein Witz sein? Sie wissen doch, dass sie geflohen ist. Mia ist nicht richtig im Kopf, nie gewesen, und es wäre für sie und die Gesellschaft besser, wenn sie für immer weggesperrt bliebe.“
    „Mia ist sehr wohl richtig im Kopf. Sie ist eine ganz normale junge Frau mit Bedürfnissen und der Sehnsucht nach einem freien, eigenbestimmten Leben“, sagte Levin ruhig.
    „Mia ist kaltblütig und niederträchtig. Sie hat meinen Sohn und meine Schwieger tochter heimtückisch ermordet. Sie ist – mit Verlaub gesagt – ein Stück Dreck mit einem mächtigen Dachschaden, völlig nutzlos und zudem noch gefährlich für normale Menschen.“
    Levin atmete tief durch, das konnte doch wohl nicht wahr sein, was diese alte Vettel hier von sich gab…
    „Wie können Sie nur so über sie reden? Mia ist ein sensibler und herzensguter Mensch. Kennen Sie nicht die Aussage, die sie gemacht hat, nachdem man sie aus dem Trauma geholt hat?“
    „Mia lügt doch wie gedruckt. Mein Sohn war ein ehrenhafter Mann, er hat weder

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