Schattierungen von Weiß
externe Gutachter wird sich dann hier melden.“
„Ja“, nickte Mia aufgeregt. „Aber… was… was soll ich denn sagen?“
„Es geht nicht darum , etwas einzustudieren. Der Gutachter möchte sich nur ein Bild von dir machen“, lächelte Lydia ihr zu. „Hab’ keine Angst.“
„Wäre es möglich, dass Mia bis zu Anhörung freikommt?“, fragte Levin Jörn Becker hoffnungsvoll.
„Das ist wohl sehr unwahrscheinlich, nachdem Sie schon einmal Richtung Marokko ausgebüchst sind. Aber es wird nicht lange dauern, es geht hier nicht um einen Gerichtsprozess. Ein paar Wochen werden Sie sich gedulden müssen“, der Anwalt sah Mia freundlich an. „Machen Sie sich nicht zu viele Sorgen.“
Mia nickte, aber die Angst blieb. Was war, wenn sie alles vermasselte und man befand, dass sie weiter hierbleiben musste?
Sie wollte auch Levin nicht enttäuschen, der sich so stark für sie engagierte. Und sie wollte natürlich auch bei ihm sein.
22
Als der Anwalt fort war, begleitete Levin Mia auf ihr Zimmer. Er hasste diesen Raum, er hasste überhaupt alles hier, auch wenn man sich um Mia bemühte und ihr helfen wollte, sie gehörte einfach nicht hier her.
„Mia, ich muss zurück nach Berlin, ich möchte etwas für mein Studium tun, damit ich ein bisschen mehr Zeit habe, wenn du draußen bist“, erklärte er ihr, als sie zusammen auf ihrem Bett saßen.
„Oh, na… na klar“, Mia versuchte, nicht allzu enttäuscht auszuschauen, sie griff schüchtern nach seiner Hand. „Ich danke dir für alles.“
„Nichts zu danken, mein Engel. Ich liebe dich und du würdest das Gleiche für mich tun“, Levin gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze.
Mia nickte nur, dann lachte sie bitter auf.
„Was ist? Stimmt das etwa nicht?“, er runzelte die Stirn.
„Als ob ich dir jemals bei irgendetwas helfen könnte“, flüsterte sie leise. „Sieh mich doch an – und dann dich. Levin…“, sie streichelte zart über seine Finger. „Willst du dir das wirklich antun? Ich meine, ich bin nicht besonders gebildet und intelligent schon einmal gar nicht… Du… du hast doch bestimmt Freunde, die auch studieren und etwas aus ihrem Leben gemacht haben. Und was ist mit deiner Familie? Willst du denen mich als deine Freundin vorstellen?“, sie sah ihn traurig an. „Für mich ist das alles wie ein wunderschöner Traum, aber ich weiß nicht, ob ich dir das wirklich zumuten kann…“
„Mia!“, Levin fasste sie entsetzt an den Schultern und schüttelte sie leicht. „Hörst du wohl auf damit!“
„Aber es ist die Wahrheit“, sie sah ihm nicht in die Augen.
„Du hast vielleicht nicht die gleiche Bildung genossen wie ich, aber deswegen bist du noch lange nicht dumm. Dir fehlt es an Lebenserfahrung, wie solltest du die auch sammeln können, in diesem Loch hier? Mia, wir beide schaffen das, wir sind ein klasse Team, das weißt du doch“, er nahm sie fest in seine Arme.
„Und was meine Freunde und meine Familie angeht: Sie werden es schon akzeptieren, sie müssen es akzeptieren. Meine Eltern sind ein bisschen… schwierig“, Levin suchte fieberhaft nach den passenden Worten. „Und für den Anfang wäre es vielleicht besser, ihnen nur zu erzählen, dass wir Freunde sind. Alles braucht seine Zeit – und die haben wir.“
„Wir… wir müssen es ihnen auch gar nicht erzählen, ich meine, ich muss ja nicht dabei sein, wenn sie dich besuchen kommen, ich kann ja dann gehen“, schlug Mia ihm vor. Es überraschte sie überhaupt nicht, dass er ihre Beziehung erst einmal geheim halten wollte, im Gegenteil, es war der einzig vernünftige Entschluss.
„Meine Eltern sind erst einmal unwichtig. Wichtig sind diese blöde Anhörung und der Termin mit dem Gutachter. Meinst du, ich soll mal mit deiner Großmutter reden?“
„Was?“, Mia sah ihn erschrocken an. „Nein, das wäre keine gute Idee. Sie wird nicht von ihrer Meinung über mich abrücken .“
„Hm“, Levin war davon nicht so überzeugt. Vielleicht war es ja doch einen Versuch wert…
Es klopfte an der Türe, Lydia sah die beiden bedauernd an. „Es tut mir leid, ich muss Sie leider wegschicken, Levin.“
„Okay“, er zog Mia noch einmal fest in die Arme. „Ich muss morgen zurück nach Berlin, aber nächstes Wochenende bin ich wieder hier. Darfst du telefonieren?“, er schaute zwischen Lydia und Mia hin und her.
„Ich denke, das ist möglich“, zwinkerte die Therapeutin ihm zu.
„Hier ist mein Zweithandy, ich lasse es dir hier. Ruf mich am besten abends an“,
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