Schattierungen von Weiß
wollen, sondern es geht hier auch um ihre eigene Sicherheit“ , fuhr er fort.
„Die wird gewährleistet sein, denn Frau Kessler möchte mit ihrem Freund zusammenziehen. Ich denke, in einem stabilen Umfeld wird sie sich auch problemlos in der Gesellschaft zurechtfinden. Wenn man ihr dann noch therapeutische Hilfe zur Seite stellt, wird sie sich mühelos einfinden.“
„Das sa gen Sie“, wandte der Richter mit Blick auf Mias Anwalt ein, dann stellte er ihr Fragen über ihre Zukunftspläne, Mia beantwortete sie alle und hoffte, nicht zu hilflos zu wirken.
Levin wurde fast verrückt hier draußen vor der Türe. Er war versucht zu lauschen, aber das konnte er sich dann doch gerade noch verkneifen.
„Herr Webber?“
Ein Mitarbeiter des Gerichts bat ihn hinein, Levin atmete auf, endlich konnte er sich auch mal einmischen.
Er sah direkt hinüber zu Mia, die ein bisschen blass um die Nase war und sehr nervös wirkte. Levin lächelte ihr zu, sie erwiderte es kurz.
Levin wurde nach dem Kennenlernen befragt, vor allem die Begegnung mit dem Trucker sollte er in aller Ausführlichkeit beschreiben. Er verfluchte sich, dass er das überhaupt damals bei der Polizei in Spanien erwähnt hatte, nicht, dass dieser Vorfall jetzt bedeutete, dass man Mia für unfähig hielt, sich im Leben zurechtzufinden.
„Wie haben Sie Mia Kessler dann in den nächsten Wochen erlebt?“, fragte der Richter weiter.
„Als sehr liebevollen und interessierten Menschen. Mia kann sich für vieles begeistern und ist in der Lage , einen mitzureißen. Sie ist ein sehr warmherziger Mensch mit einem großen Herzen.“
„Sie haben sich ineinander verliebt“, hakte der Richter nach. „Da sieht man die Dinge vielleicht ein bisschen verklärter.“
„Nein, das tue ich nicht, ganz bestimmt nicht“, schüttelte Levin den Kopf.
„Was würden Sie denn sagen: Würde sich Mia in der Gesellschaft zurechtfinden?“
„Ja, das würde sie. Aber davon abgesehen, wir möchten zusammenziehen. Ich studiere in Berlin Jura und hätte gerne, dass Mia mit mir dorthin zieht.“
„Wenn Frau Kessler dort eine Therapie beginnen würde, würden Sie sie dann unterstützen?“
„Natürlich, das ist doch keine Frage.“
„Ich habe keine Fragen mehr, danke“, der Richter entließ ihn.
„Darf ich bleiben?“, fragte Levin ihn.
„Von meiner Seite aus ist das in Ordnung“, nickte er ihm zu.
Der Gutachter, Siegfried Dobler , wurde jetzt gebeten, seine Eindrücke über Mia preiszugeben, Mia hielt den Atem an, als er seine Unterlagen aufschlug.
„Jetzt kommt’s drauf an“, raunte Jörn Becker ihr zu, Mia konnte nur aufgeregt nicken.
„Frau Kessler ist sicherlich als naiv zu bezeichnen und ein bisschen weltfremd“, erklärte Siegfried Dobler dann. „Aber ich hatte den Eindruck, dass sie sehr wach ist und in der Lage ist, ihr Verhalten zu reflektieren. Auch wirkte sie auf mich in keinster Weise aggressiv. Was den Antrag auf Betreuung angeht, so kann ich ihn nur zurückweisen, und angesichts der Tatsache, dass Frau Kessler in einer Partnerschaft ist, würde ich es auch als kontraproduktiv ansehen, sie weiter stationär behandeln zu lassen.“
„Glauben Sie nicht, dass sie wieder in für sie gefährliche Situationen kommen könnte?“, fragte der Richter.
„Natürlich könnte das passieren. Aber dann müsste man alle leichtgläubigen Menschen in eine Einrichtung aufnehmen, das kann ja nicht das Ziel sein. Eine ambulante Therapie halte ich für angemessen, angesichts der festen Partnerschaft erachte ich keine Hilfe von Sozialarbeitern für nötig. Man sollte ihr keine Steine in den Weg legen“, antwortete der Gutachter.
„Damit hat sich die Frage nach einer Betreuung wohl auch erledigt“, stellte der Richter fest.
„Absolut ungerechtfertigt, ich kann die Antragstellerin nicht verstehen“, schüttelte Siegfried Dobler den Kopf.
Mia griff aufgeregt nach der Hand ihres Anwaltes. Das waren doch gute Neuigkeiten, oder?
Jörn Becker zwinkerte ihr unmerklich zu und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Mia sah zu Levin hinüber, der ebenfalls sehr zufrieden wirkte.
„Wir beraten uns kurz“, nickte der Richter dann allen Anwesenden zu.
Levin ging sofort zu ihr hin und zog sie in seine Arme, Mia klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihm fest. „Das ist prima gelaufen, Mia“, flüsterte er an ihrem Hals. „Du wirst sehen, alles wird gut.“
„Ich hoffe es so sehr“, sie löste sich von ihm und sah ihn ernst an. „Aber ich
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