Schattierungen von Weiß
vermittelt.
„Mia, jetzt komm bitte mal runter“, riss Levin sie aus ihren Grübeleien. Er hatte zwar mit einer heftigen Reaktion von ihr gerechnet, aber sie schien regelrecht Angst zu haben. „Wenn du partout nicht möchtest, muss du natürlich nicht dabei sein. Aber das sähe auch ein bisschen merkwürdig aus, oder? Und sieh es doch mal so: Wir haben die Chance , ihnen zu zeigen, was du für ein wundervoller Mensch bist“, fuhr er sanft fort.
„Aber… aber warum sollten sie mich mögen?“, schluckte sie. „Ich wohne mit in deiner Wohnung, ich habe dir viele Probleme gemacht… warum… warum sollten sie mich mögen?“
„Mia“, Levin bekam sie jetzt tatsächlich eingefangen und zog sie energisch in seine Arme. „Bisher haben wir doch alles hinbekommen. Das werden wir auch noch schaffen…“, er küsste sie zärtlich auf die Stirn.
Mia sagte nichts dazu, aber sie hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, überhaupt kein gutes Gefühl.
Sie rannte wie ein aufgescheuchtes Huhn um den Esstisch herum. Von ihrer Chefin hatte sie sich Rezepte von ein paar leckeren Kuchen geben lassen, sie hatte sie sogar zweimal vorher probegebacken, um ja sicher zu gehen, dass sie auch gelingen würden.
Der Tisch war schön gedeckt, sie hatte sich eine Blumendekoration überlegt und mit Levin hatten sie noch ihr Kaffeeservice vervollständigt.
Doch Mia konnte ihre Nervosität nicht abstellen, wusste sie doch, wie wichtig dieses Treffen war. Sie galt als seine Mitbewohnerin, nicht als seine Freundin, das musste sie sich immer wieder klarmachen, sie hoffte nur, dass man ihr nichts anmerken würde.
Die Eltern und seine Tante Irmi waren pünktlich, Levin öffnete ihnen die Türe. Auch er war sehr angespannt, er hoffte nur, dass Mia ihm das nicht angemerkt hatte.
Seine Mutter fiel ihm wie gewohnt um den Hals und drückte ihn an sich, der Vater begnügte sich mit einem Händedruck. Tante Irmi war seine Lieblingsverwandte, sie war die Schwester seiner Mutter, die anderen Verwandten väterlicherseits wohnten in England.
„Hallo , Levin. Alles Gute zum Geburtstag, mein Junge“, sie drückte ihm ebenfalls einen Kuss auf die Wange.
„Kommt doch herein“, Levin bat alle ins Wohnzimmer, Mia wartete in der Küche mit der Kaffeekanne in der Hand.
„Mia? Meine Eltern sind da“, rief Levin sie freundlich.
Auf wackligen Beinen betrat Mia das Wohnzimmer, als Erstes fiel ihr die Ähnlichkeit zwischen Levin und seinem Vater auf, sie war wirklich frappierend. „Guten Tag“, sie lächelte scheu in die Runde, stellte die Kanne auf den Tisch und begrüßte alle mit Handschlag.
„Setzen Sie sich doch zu uns“, bat die Tante Mia, Mia schaute kurz zu Levin hinüber, er nickte ihr aufmunternd zu. „Er sagte, Sie seien seine Mitbewohnerin…“, die Frau lächelte freundlich. „Er hat allerdings verschwiegen, dass er so eine hübsche Mitbewohnerin hat.“
Seine Tante wandte sich an Levin und zwinkerte ihm zu. „Da macht eine WG doch gleich viel mehr Spaß, oder?“
„Äh, ja klar“, grinste er, dann warf er einen skeptischen Blick zu seinen Eltern. Sie hatten Mia freundlich begrüßt, aber er wusste auch, dass sie sich gut verstellen konnten. Und seine Mutter taxierte Mia in einer Tour.
„Mia, wir kennen ja Ihre Lebensgeschichte. Geht es Ihnen gut oder sind Sie noch in Behandlung? Brauchen Sie eigentlich Medikamente?“, Sonja Webber lächelte zwar, aber ihren Augen waren kalt, Levin hätte seiner Mutter am liebsten den Hals umgedreht.
„Meinst du nicht, dass das eine sehr private Frage ist?“, mischte sich auch prompt seine Tante ein. „Wir kennen Mia doch nicht und sie hat mich ja auch nicht direkt gefragt, warum ich eine Gehhilfe habe.“
Dafür wäre Levin seiner Tante am liebsten um den Hals gefallen.
„Wir müssen nicht so tun, als wäre uns ihre Geschichte fremd. Immerhin hat James ja Kontakt zu Hans Merker hergestellt, der ihr in Hamburg geholfen hat“, rechtfertigte Sonja Webber sich vor ihrer älteren Schwester. „Oder wie siehst du das, James?“, sie sah ihren Mann auffordernd an.
Mia wand sich auf ihrem Stuhl, sie wäre am liebsten aufgestanden und geflüchtet, wie sollte sie denn jetzt bloß reagieren? Sie war einfach nicht dafür gemacht, cool zu sein und zu lügen, vor lauter Angst spürte sie, wie sie zu zittern begann.
„Jetzt , wo du schon mal so neugierig warst…“, er schickte ihr einen rügenden Blick und sah dann zu Mia.
„Ich… ich wollte mich als Allererstes bei Ihnen
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