Schattierungen von Weiß
alles.
„Levin , das… das tut mir so leid… oh Gott, das tut mir leid“, stammelte Mia immer wieder, dann griff sie nach der Türklinke. „Ich gehe mal, sag ihnen, ich hätte dich mit dem Kuss überrumpelt… vielleicht… vielleicht glauben sie es ja…“
„Nichts davon werde ich tun. Ich werde das jetzt klären, vielleicht ist es ja ganz gut so, dass endlich alles raus ist“, Levin wollte sie noch einmal an sich ziehen, doch Mia schüttelte nur den Kopf.
„Nein, ist es nicht, ist es ganz bestimmt nicht“, die ersten Tränen kullerten über ihr Gesicht, dann öffnete sie die Haustüre. „Bis heute Abend .“
„Ja, bis heute Abend, Mia“, seufzte Levin auf.
Eigentlich passte es ihm gar nicht, sie in diesem Zustand gehen zu lassen. Aber immerhin waren seine Eltern und Irmi noch da , und vielleicht gelang es Mia ja, sich eher wieder zu fassen, wenn er nicht in der Nähe war.
Klar, das war eine Scheiß-Situation, aber es war nun mal passiert, es war seine Schuld, er war unvorsichtig gewesen, nicht Mia.
Levin atmete tief durch und ging zurück ins Wohnzimmer, seine Mutter war noch nicht da, also gab es noch einen klitzekleinen Aufschub, bevor die Wahrheit ans Licht kam.
„Sie ist ein hübsches Mädchen“, lächelte seine Tante ihm zu. „Sie hat so ausdrucksstarke Augen und wunderschöne blonde Locken. Man könnte meinen, sie wäre ein Engel.“
„Ein Engel, der einen Menschen auf dem Gewissen hat – aber es soll ja auch Todesengel geben “, wandte Levins Vater ein.
Levin warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Du weißt doch, wie es gewesen ist, oder? Mia hat im Affekt gehandelt.“
„Ja, das sagt sie zumindest so aus“, nickte sein Vater ihm zu. „Entschuldige Levin, meine Bemerkung war nicht angebracht.“
„Welche Bemerkung war nicht angebracht?“, Sonja Webber betrat wieder das Wohnzimmer und setzte sich auf ihren Platz, sie sah Levin auffordernd an.
„Nichts, meine Liebe“, sein Vater streichelte über ihre Hand.
„Nun, Levin… Ich habe eigentlich nie an euer Arrangement geglaubt und ich finde es einfach nur dreist und unverschämt, wie eiskalt du uns ins Gesicht gelogen hast!“, seine Mutter fixierte ihn wütend. „Stammt diese Idee von dir oder ist das bereits ihr Einfluss?“, Sonja Webber schmiss ihre Serviette auf den Tisch. „ANTWORTE!“, herrschte sie Levin an.
„Sonja, was ist denn los?“, Tante Irmi schaute fassungslos zwischen Levin und ihr hin und her.
„Das würde mich allerdings auch interessieren. Was echauffiert dich denn so?“, mischte sein Vater sich ein.
„Ma hat gesehen, wie Mia und ich uns geküsst haben. Eben, als ich sie zur Haustüre gebracht habe. Ja, es ist wahr: Mia und ich sind ein Paar. Wir lieben uns“, Levin atmete tief durch, jetzt war es also raus.
„Überrascht mich nicht“, lächelte seine Tante. „Jeder, der Augen im Kopf und ein bisschen Verstand hat, hat gesehen, wir ihr beide euch anschaut…“
‚Na klasse’ , dachte Levin zerknirscht. Aber das war ja jetzt schließlich auch schon egal.
„Und? Wie lange geht das schon mit euch beiden?“, die Stimme seines Vaters war schneidend.
„Lange“, murmelte Levin nur.
„Dann hast du uns also die ganze Zeit angelogen?“
„Ja, habe ich. Und den Grund kannst du dir ja wohl denken!“, zischte Levin ihn an. „Ihr mit euren Vorurteilen, ich hab’ schon geahnt, dass das nur Stress geben würde!“
„Und stattdessen hast du dir mit deiner kleinen Gespielin hier ein hübsches Liebesnest eingerichtet. Nett, dass wir dafür auch noch die Miete zahlen durften“, spottete James Webber.
„Das braucht ihr nicht, Mia und ich kommen auch so klar“, knurrte Levin. „Ich sehe ein, dass es nicht nett war, euch etwas vorzumachen. Aber die letzte Zeit mit Mia war nicht gerade einfach, sie kommt gerade wieder auf die Beine und lernt, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen. Da wollte ich Konflikte mit euch erst einmal vermeiden. Ich hätte euch schon noch die Wahrheit gesagt, aber ich wollte erst einmal abwarten, bis Mia stabiler ist. Ich entschuldige mich dafür, dass ich euch angelogen habe, ihr habt das Recht dazu, wütend auf mich zu sein.“
„Na, wie nett“, sagte sein Vater zynisch.
„Mein Gott, jetzt macht doch deswegen nicht so ein Aufhebens“, Irmi verdrehte die Augen. „Mia ist doch ein nettes Mädchen.
„Mit Verlaub, Irmi, das sehen Sonja und ich etwas anders…“, lächelte James Webber seiner Schwägerin zu. „Das nette Mädchen hatte
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