Schattierungen von Weiß
seine Wut unterdrücken.
„So etwas nennt man vernünftigen Menschenverstand“, konterte sein Vater.
„Ihr kennt doch Mia gar nicht“, protestierte Levin. „Und die Leute, die sie kennen, mögen sie.“
„Bis auf ihre Großmutter, oder wie war das nochmal?“, sein Vater sah ihm fest in die Augen.
„Ich habe dir doch schon erklärt, woher ihr Hass und ihre Verbohrtheit stamm en!“
„Na, das mit dem Kennenlernen wird ja bestimmt jetzt endlich mal passieren, oder?“, seine Mutter lächelte ihm zu.
„Wieso?“, in Levin schrillten sämtliche Alarmglocken los.
„Dein Geburtstag, mein Schatz. Du möchtest ihn doch bestimmt feiern. Oder wird Mia nicht da sein? Wir wollten doch mit deiner Patentante zum Kaffee kommen.“
Levin stöhnte innerlich auf. Natürlich, darüber hatten er und Mia auch schon gesprochen, aber eigentlich wollten sie nur mit ihren Freunden feiern und Levin hatte insgeheim gehofft, dass es reichte, wenn er seine Eltern besuchen würde. Natürlich konnte er ihnen schlecht verbieten , zu kommen.
‚Scheiße’ , fluchte er in Gedanken.
„Ach so, ja stimmt“, er zwang sich zu einem Lächeln. „Klar, ich denke schon, dass sie da sein wird, zumindest kurz. Es sei denn, ihr möchtet nicht, dass sie dabei ist“, fügte er etwas schärfer hinzu.
„Nein, nein. Wir möchten deine Mitbewohnerin gerne kennen lernen. Sie war ja oft genug Thema hier und sie lebt ja schon lange bei dir“, sein Vater winkte etwas gelangweilt ab. „Apropos: ‚Mitbewohnerin’: Wenn sie doch so ein gutes Einkommen hat, dann könnte sie sich doch eigentlich eine eigene Wohnung nehmen, oder?“
„Warum sollte sie das? Mich stört sie bestimmt nicht und sie trägt auch viel zum Haushaltsgeld bei. Wir kommen gut miteinander klar“, er sah seinen Vater lauernd an. Kam da jetzt eine erneute Attacke?
„Nun ja, aber… aber du möchtest doch bestimmt auch mal andere Mädchen mit nach Hause bringen. Und mit einer jungen Frau im Haus ist das doch schwierig, oder?“, lächelte seine Mutter ihm milde zu. „Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass die Tochter von Günter Hansen wieder Single ist?“
„Nein, hast du nicht. Aber es wundert mich auch nicht, denn sie ist eine ausgesprochen arrogante Zicke“, lächelte Levin zurück. Er wusste, dass seine Mutter die junge Frau schon als potentielle Schwiegertochter in Betracht zog, ihre Eltern waren stinkreich und verkehrten nur in der Oberschicht. Doch Levin konnte diese Kuh noch nie leiden , und überhaupt hatte er mit Sicherheit kein Interesse an den Vermittlungsversuchen seiner Mutter.
James Webber lachte leise auf. „Das stimmt allerdings“, gluckste er und griff nach seinem Wasserglas.
„Auf einmal? Ich dachte, du magst Helene Hansen auch?“, keifte Sonja Webber ihren Mann an.
„ Was heißt schon mögen? Sie ist nett anzusehen, ich finde sie allerdings ein bisschen künstlich. Wenn eine junge Frau es schon für nötig erachtet, sich die Lippen aufspritzen und Fett absaugen zu lassen, dann will ich gar nicht wissen, was ihr einfällt, wenn sie mal über vierzig ist“, sein Vater zuckte mit den Schultern.
Levin bekam Oberwasser, er grinste nur und zog es vor, zu diesem Thema nichts mehr zu sagen.
„Wie handhabt ihr das denn so?“, das Verhör von Sonja Webber ging weiter.
Levin stellte sich doof , um Zeit zu gewinnen. „Wie handhaben wir was?“
„Na, wenn einer von euch jemanden mitbringt. Mia wird doch auch Bedürfnisse haben – und du doch auch?“
„Ma, bisher hat sich das Problem noch nicht gestellt , und da wir nicht in einem Zimmer zusammen wohnen, sondern jeder sein eigenes Reich hat, wird sich da schon eine Lösung finden“, log Levin. „Geht ja in anderen WGs auch.“
„Ah ja, nun gut“, sie schien nicht überzeugt zu sein, vertiefte das Thema zu Levins Glück aber auch nicht weiter.
„Was? Oh Gott, dann… dann werde ich natürlich nicht da sein“, Mia sah ihn panisch an, als Levin von seinem bevorstehenden Geburtstag und dem angekündigten Besuch seiner Eltern erzählte.
„Natürlich wirst du da sein. Sie wissen zwar nicht, dass du meine Freundin bist, aber sie möchten dich kennenlernen, Mia“, Levin versuchte sie in den Arm zu nehmen, aber Mia wich vor ihm zurück.
In ihr überschlugen sich die Gedanken – seine Eltern! Seine Eltern würden kommen, ihr Herzschlag raste, was sollte sie denn bloß tun? Und natürlich wussten sie über sie Bescheid, schließlich hatte der Vater ja den Anwalt in Hamburg
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