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Schau mir ins Herz

Schau mir ins Herz

Titel: Schau mir ins Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne Hope
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fliehen.“
    „Wie kam es zu der Hochzeit?“, wollte Carol wissen.
    „Er war ursprünglich ein Einheimischer“, erklärte Kate. „Ein Fischer, den die Türken entführten, als er achtzehn war. Er erwies sich als so guter Seemann, dass sie ihn schließlich zum Kommandeur ihrer Flotte machten. Und die Hochzeit mit der jungen Dame aus einer angesehenen Familie Gozos sollte den Feindseligkeiten gegen die Invasoren ein Ende setzen. Umso bestürzter dürfte er gewesen sein, als er nach der Trauung entdeckte, dass es sich bei seiner Braut um das Mädchen aus guter Familie handelte, in das er sich vor langer Zeit unsterblich und ohne Aussicht auf eine gemeinsame Zukunft verliebt hatte.“
    Der Landrover holperte über die unebene Piste, die an hohen grünen Hecken von Kaktusfeigen vorbeiführte, und erreichte schließlich den Drehort. Als Kate bremste, kam ein kleiner Junge von etwa fünf Jahren auf den Wagen zugelaufen. Er weinte herzzerreißend.
    Kaum war das Auto zum Stehen gekommen, sprang Carol hinaus.
    „Was ist denn los?“, fragte sie den Kleinen und legte tröstend den Arm um seine Schultern. „Hast du dir wehgetan?“
    Unfähig zu sprechen, schluchzte das Kind und sagte schließlich: „Mein Kaninchen. Mein Pietro. Er ist …“
    Ein wütendes Brüllen unterbrach den Jungen. Ungefähr fünfzig Meter entfernt von ihnen stand Varelle auf einem Kamerawagen.
    „Seid ihr bescheuert?“, schrie er in sein Megafon. „Was machst du denn da, Kate?“
    „Oh Gott, er filmt gerade“, flüsterte Kate erschrocken. „Aber …“, sie sah auf das weinende Kind hinunter, „… der Kleine schauspielert nicht!“
    „Besser, du lässt Varelle machen“, riet Tony ihr vom Auto aus. „Sonst platzt er noch vor Wut.“
    „Zum Teufel mit ihm“, erwiderte Kate zornig. „Es reicht. Ich bin sicher, er hat das Kaninchen aus dem Käfig gelassen. Hast du Pietro ordentlich eingesperrt?“, fragte sie den Kleinen.
    Der Junge nickte und brach erneut in Tränen aus. „Ich habe die Käfigtür verriegelt. Jemand hat sie wieder aufgemacht.“
    „Wir finden ihn“, versuchte Kate, ihn zu beruhigen. „Der Hase ist sein Haustier“, erklärte sie Carol. „Er bringt ihn zu den Dreharbeiten mit und kümmert sich rührend um ihn. Es ist eine Schande …“
    „Kate! Carol! Seid ihr völlig von Sinnen?“ Varelle stürmte auf sie zu. Er war außer sich. „Endlich – endlich! – habe ich die Möglichkeit, ein Kind zu filmen, das verzweifelt ist über den Verlust seiner Mutter und seines Vaters und seiner ganzen Familie – seine Stimme bebte vor Zorn – „und ihr ruiniert mir die Szene!“
    „Machen Sie die Sache mit mir aus“, sagte Kate. Doch Varelle hatte Carol bereits am Ellbogen genommen und führte sie ein Stück fort, während er unablässig auf sie einredete. Sein Ärger war von ihm abgefallen wie ein Mantel, den man achtlos von den Schultern wirft.
    „Meine liebe Carol. Sie sind noch viel schöner, als ich gestern dachte. Es ist ein Wunder, dass der barone Sie für uns gefunden hat, wirklich. Elaine!“ Er klatschte in die Hände, und das Mädchen, das am Tag zuvor die Perücke gebracht hatte, erschien in der Tür eines der Wohnwagen und kam eilig auf sie zu.
    „Das ist Elaine“, stellte Varelle sie Carol vor, als sie bei ihnen ankam. „Sie wirkt Wunder, und sie wird Sie so zurechtmachen, dass selbst Madrilena zweimal hinsehen müsste, um den Unterschied zu erkennen. Also los, gehen Sie mit ihr. Carlos, du siehst aus wie ein Priester, aber du verhältst dich nicht wie einer. Wo ist Antonio? Und warum ist Kate nicht hier?“ Er stürzte fort, Anweisungen schreiend und widerrufend und eine Heckwelle von Turbulenzen hinterlassend.
    „Dieser Mann ist ein Derwisch“, sagte Elaine kurz angebunden, als sie Carol zu ihrem Wohnwagen führte. „Und wenn er nicht herumtanzt wie ein Verrückter, führt er sich auf wie Napoleon. Vielleicht ist es Ihnen noch nicht aufgefallen, aber hier glaubt jeder, seine Macht beweisen zu müssen. Allen voran Varelle und der vornehme barone.“ Ihre Stimme war schneidend, wenn nicht höhnisch.
    „Ist der barone oft hier?“, fragte Carol.
    Elaine warf ihr seidiges Haar zurück und maß sie mit ihren leicht schräg gestellten hellblauen Katzenaugen. Ihr Blick war abschätzig.
    „Ziemlich oft“, antwortete sie, während sie Carol bedeutete, sich auf den Stuhl vor dem breiten Schminkspiegel zu setzen. „Nebenbei bemerkt – hat niemand Sie vor ihm gewarnt?“
    „Was meinen Sie?“
    „Er ist

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