Schauspieler küssen anders (German Edition)
Ballsaal drei Tage nach hinten geschoben worden. Ich konnte mir Zeit lassen. Der Saal war fast fertig. Die Luftballons waren das i-Tüpfelchen und sollten kein Problem für Luis und Anabel darstellen. Sie durften eh erst kurz vor Drehbeginn aufgeblasen werden.
Es war Mittag, als ich mich auf den Weg zur Halle machte. Ich wollte zu Fuß gehen. Ich wollte mich bewegen und ich wollte noch ein wenig allein sein und meinen Gedanken nachhängen, obwohl es ein weiter Weg von den Bürogebäuden mit Kantine, Schauspielergarderoben und den Büros bis zu den Set-Hallen war, wo der Film gedreht wurde.
Die Kantine war heute geschlossen, weil den ganzen Vormittag über draußen gedreht worden war. Somit wurde ein Catering-Wagen mit Partyzeltgarnituren davor in der Nähe des Sets aufgebaut.
Ich hatte einen Salat gegessen und gehofft, aber Robert war nicht erschienen. Also machte ich mich nach zwanzig Minuten auf den Weg zurück zum Set.
„Lisa?“ Ich ging soeben an den Wohnmobilen der Schauspieler vorbei, als ich meinen Namen hörte. Man stellte den Schauspielern diese Wohnwagen auch auf dem Studiogelände zur Verfügung, wenn die Garderoben zu weit von den Hallen entfernt waren. Ein ganzer Konvoi von Wohnwagen beherbergte nicht nur die Maske und Kostüme, sondern bot auch private Rückzugsmöglichkeiten, damit die Darsteller sich auf ihren Text und die jeweilige Szene vorbereiten konnten.
Links neben mir öffnete sich die Tür eines Wohnwagens und Robert steckte den Kopf heraus.
„Ich habe zwei Stunden Pause. Kann ich mich revanchieren?“
Ich sah ihn stirnrunzelnd an. „Revanchieren? Wofür?“
Er grinste. „Ich habe einen ausgezeichneten Wein hier. Kommen Sie rein.“
Ich überlegte kurz. Eigentlich hatte ich auch noch eine Stunde Zeit.
Allerdings zögerte ich. Sollte ich wirklich zu ihm in den Wohnwagen steigen? Allein? Am helllichten Tag? Von unseren gemeinsamen Dinnerabenden wusste zum Glück niemand. Aber hier auf dem Studiogelände, wo an die tausend Mitarbeiter wie Ameisen herum wuselten …
Doch dann dachte ich: Warum eigentlich nicht? Was war dabei, wenn er und ich die Pause gemeinsam verbrachten? Wir waren Arbeitskollegen und verstanden uns gut. Taten das nicht Millionen anderer Menschen auch jeden Tag? Ich zuckte die Schultern. „Gern.“
Er streckte mir seine Hand entgegen und half mir hinein. Seine Finger waren warm und fest, sein Zug kräftig.
Hinter mir fiel die Wohnwagentür zu und ich dachte nur: Falle zugeschnappt.
Er hielt meine Hand noch immer fest.
Der Wohnwagen war wie alle Wohnmobile: eng, gemütlich, ein wenig luxuriöser vielleicht, weil es unter anderem eine großartige Kaffeemaschine neben einem kleinen, rot lackierten Kühlschrank gab. Robert führte mich zu der Sitzgruppe. Der Tisch war mit zerfledderten Drehbuchteilen belagert, die Stühle mit verschiedenen Teilen seines Kostüms, sodass wir beide gezwungen waren, auf der Bank Platz zu nehmen.
Er ließ meine Hand los, um den Wein und Gläser zu holen. Er zauberte eine Flasche Weißwein aus dem schicken Kühlschrank.
„Donnerwetter“, platzte ich heraus, als ich das Etikett sah. „Moselwein.“
„Den habe ich mir für einen besonderen Zweck aufgehoben“, sagte Robert leise.
Ich wurde misstrauisch. „Und was für ein Zweck sollte das sein?“
Er hatte beide Gläser gefüllt und setzte sich neben mich auf die Bank. Ziemlich nah. „Nun ja, ich hatte mir überlegt, wir könnten Bruderschaft trinken. Immerhin arbeiten wir schon seit vier Wochen zusammen.“
Er sah mir tief in die Augen und ich wusste eigentlich nicht mehr, was er gesagt hatte. Wie konnte ein Mensch so blaue Augen haben? Und dabei noch so lächeln?
„Warum nicht?“, krächzte ich und zuckte erschrocken zusammen. Zu meiner Schande war meine Stimme heiser.
Er lachte leise. Doch dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck. Wir verschränkten unseren rechten Arm und nippten am Glas. Langsamer als unbedingt nötig. Doch dann setzten wir ab und Roberts Lippen kamen immer näher und näher und berührten endlich meinen Mund. Ich hörte das Rauschen des Blutes in meinen Ohren, roch seinen süßen Atem und spürte seinen Mund, der sich anfangs zart, doch dann fester auf meinen presste. Ich wusste nicht, wie wir die Gläser abgestellt hatten, aber auf einmal fühlte ich seine Hand in meinem Nacken und die andere auf meinem Rückgrat. Er presste mich an seinen durchtrainierten, perfekt geformten Körper und öffnete meinen Mund.
Ich war unfähig zu denken und
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